zum Hauptinhalt
Im Team: Herthas neuer Sponsor.

© imago/Nordphoto/IMAGO/nordphoto GmbH / Engler

Herthas neue Bescheidenheit: Nicht absteigen ist auch schon ganz schön

Mit dem neuen Investor kommt neue Hoffnung – aber erst einmal nicht auf Höhenflüge. Die dämpfen die Verantwortlichen selbst. Denn es geht ja nicht nur um fußballerische Qualitäten.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Jetzt mal ehrlich: Hertha BSC als „Big Club“ – als Idee ist das doch gar nicht so falsch. Und sie war auch noch von Hertha selbst, zur Werbung bei Investoren. Da musste nicht erst Lars Windhorst kommen. In der Hauptstadt, einer europäischen, ja Weltmetropole, sollte auch ein großer Verein zu Hause sein. Mindestens einer.

Schauen wir nach London oder Madrid – und Berlin bekommt nichts aus dem märkischen Sand gestampft? Hertha jedenfalls drohte bisher immer wieder darin zu versinken.

Aber jetzt: Mit Windhorst haben sie gefremdelt – vorbei. Schillernd ist jetzt bloß der Name des neuen Investors, 777. Klingt wie ein Jet.

Spätere Höhenflüge nicht ausgeschlossen. Immerhin sind Fachleute an Bord. Seit September 2021 hat 777 in Fußball-Vereine weltweit von der ersten bis zur dritten Liga investiert. Red Star Paris, FC Sevilla, Standard Lüttich, Vasco da Gama, Melbourne Victory, CFC Genua – klingende Namen darunter. Am Rande: Deren Spieler sind interessant auch für Herthas Scouting-Abteilung. Warum hier nicht kooperieren?

Dass der Verein (auch) wie ein Unternehmen geführt werden soll, passt. Sowieso schon länger und ist außerdem dringend nötig. Die über Windhorst und seine Partner investierten 375 Millionen Euro sind weg, aufgebraucht.

Diese Saison ist, besser: war, mit einem Verlust von 64 Millionen Euro geplant. Dazu Verbindlichkeiten in hoher zweistelliger Millionenhöhe, die fällig werden. Da kommen die frischen 100 Millionen gerade recht.

Was auch passt: Bescheiden und „demütig“, wie Präsident Kay Bernstein sagt, an die große Aufgabe heranzugehen. Nötig sind leise Töne und starke Taten – diesmal allerdings besser mit Teamgeist. Denn Hertha muss endlich einmal dauerhaft stabilisiert werden, um nicht immer wieder dem Abstieg entgegenzutaumeln, finanziell wie sportlich.

Das ist vorerst schwierig genug. Aber mittelfristig? In Europa mitzuspielen sollte drin sein. Union hat es in Berlin vorgemacht: als Club mit weniger Geld in vergleichsweise kurzer Zeit ziemlich big. Die Idee ist nicht so falsch.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false