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Medaille sicher. Die deutschen Basketballer nach dem Sieg gegen die USA.

© IMAGO/camera4+/IMAGO/Tilo Wiedensohler

Hinschauen beim Basketball: Deutschland ist nicht nur Fußball

Die Basketballer bekommen am Sonntag beim WM-Endspiel ihre große Bühne und werden im ZDF gezeigt. Hoffentlich wird der starke WM-Auftritt auch nachwirken.

Ein Kommentar von Claus Vetter

Vielleicht ist es an der Zeit, dass die Sportnation Deutschland mal umdenkt. Seit geraumer Zeit wird gejammert, dass nichts mehr geht für die Deutschen – im Fußball natürlich vor allem. Für viele Menschen ist, wenn es um Profisport geht, der Fußball im Lande mehr oder weniger ein Synonym für Sport. Alle anderen, die nicht gegen den Ball treten, laufen in der öffentlichen Wahrnehmung dahinter. Dabei sind sie mitunter in ihrem Sport viel erfolgreicher: Jüngstes Beispiel sind die deutschen Basketballmänner. Sie stehen am Sonntag gegen Serbien im Finale der Weltmeisterschaft nach einem sensationellen Sieg gegen die USA im Halbfinale.

Wer genau hinschaut, muss allerdings feststellen, dass der Finaleinzug von Dennis Schröder, Moritz Wagner und Kollegen eher ein Sensatiönchen ist. Angesichts des Personals, das die Deutschen bei der WM haben – nur die USA, Australien und Kanada haben im Turnier mehr Spieler aus der nordamerikanischen Profiliga NBA im Kader – eher als verdienter Erfolg einzuordnen ist, denn das Team von Gordon Herbert ist, auch wenn einige Stars der Sportart beim WM-Turnier fehlen mögen – Weltklasse.

Und natürlich hätten sie eine größere Bühne verdient, in anderen Ländern wurden die Halbfinalspiele live im Free-TV übertragen, in Deutschland auf einem Streamingportal (allerdings in diesem Fall frei zugänglich). „Ich weiß nicht, ob eine Chance verpasst wurde. In Kanada wurde es gezeigt, in Finnland auch“, sagte Bundestrainer Gordon Herbert nach dem Sieg gegen die USA. Und das sah er, der Mann ist Kanadier, sicher als verpasste Chance.

Nach Fußball sind übrigens bei den Fans die Ligen vom Eishockey und Basketball (nach klarem Abstand natürlich) die beliebtesten im Land, gemessen an der Zuschauerzahl in den Arenen. Auch die Eishockeyspieler sind seit einigen Jahren in der Weltklasse angekommen und waren erst im Mai im WM-Finale, das sie allerdings verloren. Die Basketballer können es am Sonntag gegen Serbien nun besser machen und immerhin bekommen sie dafür um 14.40 Uhr den Sendeplatz im ZDF.

Es wäre fair, dass dieses WM-Finale das Thema in Sportdeutschland am Wochenende wird und nicht das Länderspiel der DFB-Männer gegen Japan. Als die Eishockeyspieler im WM-Finale waren, war der Trubel um Oliver Kahn das größere Thema im Sportland. Wenn also nun nach dem Japan-Spiel Hansi Flick... lassen wir das.

Verdient hätten die Basketballer die ungetrübte Aufmerksamkeit in jedem Fall für ihren Medaillengewinn, ob nun Silber oder sogar Gold. Und hoffentlich wirkt der Erfolg nach, denn Deutschland ist nicht nur Fußball. In diesem Jahr zeigt sich das besonders.

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