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Hockey: Sportler in die Produktion

Sie alle spielen ohne Gehalt. Das ist der Deal. Und dennoch haben sie die Besten ihrer Zunft im Team versammelt. Gleich acht Olympiasieger aus Peking stehen bei Rot-Weiß Köln unter Vertrag und bilden die mit Abstand beste Hockeymannschaft der Bundesliga.

Berlin -  Was treibt eine ganze Schar olympischer Goldmedaillengewinner scheinbar ohne jegliche Gegenleistung aufs Hockeyfeld? Die Antwort ist banal: ein intelligentes Konzept. Eines, das den Spielern neben ihren sportlichen Leistungen auch eine berufliche Perspektive bietet. Und eines mit dem sich der abgestürzte Kölner Traditionsverein sportlich rehabilitieren konnte. Mehr noch: Rot-Weiß Köln dominiert die Hockey-Bundesliga. Der Deutsche Meister in der Halle und auf dem Feld geht auch heute als Favorit in die Partie gegen den Berliner HC (13 Uhr, Wilskistraße).

Ein einzigartiges Erfolgskonzept brachte den Verein, der seit 2002 erfolglos in der Zweiten Liga herumdümpelte, wieder an die Spitze. „Im Hockey befindet sich nicht sehr viel Geld“, sagt Stefan Seitz, der Initiator der Idee. Hockeyspieler bekommen in Deutschland normalerweise nicht mehr als eine Aufwandsentschädigung. „Deswegen bietet der Sport ideale Voraussetzungen für ein solches Konzept“, sagt Seitz, der selbst für Rot- Weiß gespielt hat. Der Rechtsanwalt, der Christoph Daum und Nick Heidfeld betreut, hatte viele Kontakte zu Unternehmen und hörte sich gemeinsam mit seinem früheren Mitspieler Tobias Warweg erst einmal um, wer den Spielern einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz geben könnte. Dann sprach er die infrage kommenden Nationalspieler an, lockte sie mit dieser Perspektive – und keiner konnte widerstehen. Sechs Nationalspieler kamen bereits zu Zweitligazeiten: die Zeller-Brüder und die Weß-Brüder, Tibor Weißenborn und Torhüter Max Weinhold. Später folgte Tobias Hauke und jetzt auch noch Jan-Marco Montag. Der Aufstieg gelang 2008, im Jahr darauf holte Rot-Weiß als Aufsteiger die Feldhockey-Meisterschaft – das hatte es noch nie gegeben.

Der sportliche Erfolg krönt den privaten. Der Jurastudent Christopher Zeller arbeitet bei Seitz in der Kanzlei, für Rot- Weiß gab er einen wesentlich besser dotierten Vertrag beim Holländischen Meister Bloemendaal auf. „Für mich steht die berufliche Ausbildung an erster Stelle“, sagt Zeller, der das Umfeld in Köln als perfekt beschreibt. Sein Bruder Philipp ist in einer anderen Kanzlei untergekommen. Auch die anderen Spieler arbeiten gemäß ihren Fähigkeiten – als Praktikanten oder mit Festanstellung. Die Unternehmen tun das nicht etwa aus Wohltätigkeit oder weil ihnen der Verein eine Gegenleistung dafür anbietet. Sie versprechen sich gute Arbeitskräfte. Stefan Seitz ist überzeugt davon, dass sie diese auch bekommen. „Spitzensportler haben gelernt, unter Druck zu arbeiten“, sagt er. „Sie sind erfolgsorientiert und stressresistent.“

Auf dem Feld brauchen sich die Kölner in ihrer Allstar-Besetzung erst einmal keine Sorgen zu machen. Auch nicht gegen den Tabellenzweiten aus Berlin. Zwar gehen beide Mannschaften ungeschlagen in die Begegnung – die Berliner aber haben keine Olympiasieger in ihrem Kader.

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