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© dpa

Nationalmannschaft: Immer neue Höhepunkte

Die deutsche Nationalmannschaft zeigt nach einem Rückstand Leidenschaft und besiegt Rumänien 3:1. Mit viel Einsatz kompensierte das Team von Trainer Löw die fehlende Erfahrung.

Es ist nicht besonders schmeichelhaft, wenn die Zuschauer eines Fußballspiels hinterher sagen, das Schönste an der ganzen Veranstaltung sei das Vorprogramm gewesen. In Köln besteht diese Gefahr immer dann, wenn wie gestern vor dem Test-Länderspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Rumänien die Höhner aufspielen. Eine Viertelstunde vor dem Anpfiff schwenkte das Publikum gestern selig seine schwarz-rot-goldenen Fähnchen, die kölsche Kapelle stimmte die inoffizielle Kölner Nationalhymne „Viva Colonia“ an. Viel schöner kann es für die Kölner kaum werden, doch die deutsche Fußball-Nationalmannschaft lässt sich von solchen frühen emotionalen Höhepunkten nicht schrecken. Inzwischen weiß sie, dass sie immer noch einen draufsetzen kann. So selbstbewusst ist sie, und das völlig zurecht. Mit dem 3:1 (1:1) gegen Rumänien gelang der Mannschaft im 14. Spiel unter Bundestrainer Joachim Löw der 12. Sieg.

Dabei kamen die Deutschen eher holprig ins Spiel. Mitte der ersten Halbzeit, als die Nationalmannschaft Fehlpass auf Fehlpass häufte, gab es sogar Pfiffe aus dem Publikum. Die Rumänen entpuppten sich als der erwartet schwere Gegner. Und dass sie schon in der dritten Minute in Führung gegangen waren, erleichterte es den Gastgebern nicht unbedingt. Innenverteidiger Goian vollendete einen Freistoß von Adrian Mutu zum 1:0, die deutsche Verteidigung stellte sich in dieser Situation nicht besonders geschickt an. Timo Hildebrand im Tor hatte keine Abwehrchance.

Weil Bundestrainer Joachim Löw einigen seiner Stammspieler ein wenig zur Ruhe kommen lassen wollte, hatte er seine Mannschaft im Vergleich zum Spiel gegen Wales auf sechs Positionen verändert. Vor allem das Offensivspiel der Deutschen krankte an den vielen Umstellungen. Die Hilflosigkeit gegen die gut organisierten Rumänen äußerte sich darin, dass zumeist Thomas Hitzlsperger kurz vor dem Strafraum in Schussposition gebracht werden sollte. In den Strafraum gelangten die Deutschen selten.

Umso ärgerlicher war es, dass die Deutschen nach einer knappen halben Stunde ein Präsent der Rumänen ausschlugen: Nach einer misslungenen Abseitsfalle stand Lukas Podolski frei vor Torhüter Coman, der ehemalige Kölner verpasste aber den richtigen Moment zum Abschluss. Dem Münchner war die fehlende Praxis nach seiner mehrmonatigen Verletzungspause noch anzumerken, in der zweiten Hälfte vergab Podolski eine ähnlich gute Möglichkeit: Nach einem feinen Pass von Bernd Schneider stand er erneut frei vor Coman, konnte den Torhüter aber nicht überwinden.

Doch Podolski mühte sich bis zum Ende – und wurde belohnt. „Ich habe das Vertrauen zurückgezahlt“, sagte er nach dem Spiel. Knapp zehn Minuten vor Schluss traf Podolski mit einem Schuss von der Strafraumgrenze. Der Jubel im nicht ausverkauften Stadion war wie der Donner nach einem Blitzeinschlag. Das Spiel hatte einen neuen emotionalen Höhepunkt. Danach hatte es bis kurz vor der Pause nicht ausgesehen. Bernd Schneiders Kopfballtor zum 1:1, nach einer Flanke von Bastian Schweinsteiger, besänftigte das bereits murrende Publikum zum richtigen Zeitpunkt.

Die Rumänen verfügen über ein ähnliches Selbstverständnis wie die Deutschen: Sie beherrschen ihr System, spielen gut organisiert, besitzen individuelle Klasse. Trotzdem endete ihre Serie von 14 Spielen ohne Niederlage – weil die Deutschen in der zweiten Halbzeit ihre traditionellen Qualitäten dagegen setzen: hohe Leidenschaft. Mit überragendem Kampfesmut kompensierte Löws junge Mannschaft ihre fehlende Erfahrung. Der Einsatz lohnte sich. Fünf Minuten nach seiner Einwechslung erzielte David Odonkor mit einem Fernschuss zum 2:1. Es war sein erstes Länderspieltor. Wenn selbst Odonkor trifft: Wer soll diese Mannschaft dann eigentlich noch aufhalten?

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