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Alles heiße Luft? München betreibt gigantischen Aufwand – doch am Ende entscheiden die IOC-Mitglieder, wie sie wollen.

© dapd

IOC prüft Pläne für die Winterspiele 2018: München muss lächeln

Das IOC prüft ab heute vor Ort die Pläne für die Winterspiele 2018 – und trifft auch auf die Gegner. Am Sonntagabend hatte Münchens Oberbürgermeister Christian Ude mit Aushängeschild Katarina Witt die IOC-Delegation am Flughafen begrüßt.

Sechseinhalb Stunden Präsentation, siebeneinhalb Stunden Fragen und Antworten – Bernhard Schwank, dem Chef der Münchner Olympia-Bewerbungsgesellschaft, steht heute ein harter Tag bevor. Und die weitere Woche wird auch nicht leichter. Denn die lange erwarteten drei Damen und acht Herren vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) sind im Freistaat eingetroffen, um vor Ort möglichst genau zu prüfen, wie gut und wie weit fortgeschritten Münchens und Oberbayerns Bewerbung für die Winterspiele 2018 ist. Chefin der sogenannten Evaluierungskommission ist Gunilla Lindberg, eine 63 Jahre alte schwedische Sportfunktionärin. Zustand der Sportstätten, Finanzierung und Logistik werden ebenso untersucht wie ökologische Aspekte.

„Wir fühlen uns wie aufgeregte Prüflinge“, sagte gestern Münchens Oberbürgermeister Christian Ude (SPD). Die Spiele sollen in München (Eiswettbewerbe), Schönau am Königssee (Bob und Rodeln) sowie Garmisch-Partenkirchen (Ski) ausgetragen werden. Am Sonntagabend hatte Ude mit Aushängeschild Katarina Witt, der zweifachen DDR-Olympiasiegerin im Eiskunstlauf, die IOC-Delegation am Flughafen begrüßt und Lindberg ein Lebkuchenherz in die Hand gedrückt. „Die Stadt hat sich festlich geschmückt“, sagt Ude und verweist auf die Plakate mit der Aufschrift „Die freundlichen Spiele“. Selbst auf 1400 Polizeiautos sind Aufkleber mit Werbung für Olympia angebracht – zum Missfallen der Polizei-Gewerkschaft, die mitteilt: „Wir werden als Werbeträger missbraucht für etwas, das in der Bevölkerung umstritten ist.“

Diese Tage aber sollen ein großes Schaulaufen werden. Die im noblen „Bayerischen Hof“ residierenden Gäste fahren streng abgeschirmt von den Medien nach Garmisch-Partenkirchen, wo vor einem halben Jahr der „Bauernkrieg“ getobt hatte, weil mancher Landwirt sich weigerte, sein Feld zur Verfügung zu stellen. Danach geht es zum Königssee. Drumherum läuft eine gewaltige Medieninszenierung: Mehr als 160 Journalisten haben sich akkreditiert, darunter 30 aus dem Ausland. Die Pro-Olympia-Werbung läuft auf Hochtouren, die „Abendzeitung“ etwa macht mit und empfiehlt den Münchnern: „Lächeln Sie für Olympia!“

Selbst Polizisten sollen für Olympia werben - ungefragt

Wenig harmonisch wird es allerdings spätestens heute Abend zugehen, wenn Vertreter der Olympia-Gegner vom Bündnis „Nolympia“ eine halbe Stunde Zeit haben, um der Kommission ihre ökologischen Bedenken vorzutragen. Sie fürchten eine weitere Zerstörung der ohnehin unter dem Wintertourismus leidenden Alpenlandschaft. Auch heute um 17 Uhr demonstrieren die Gegner auf dem Münchner Marienplatz mit dem recht unfreundlichen Motto „IOC – go home“.

In der Garmischer Grundstücksfrage gibt es laut Staatsminister Siegfried Schneider (CSU) nichts wesentlich Neues. Der Fokus liegt vor allem auf dem Grundstück eines Bauern an der Zieleinfahrt der Kandahar-Abfahrt. Man sei „wieder in Verhandlungen“, sagte Schneider. Ansonsten habe man aber die benötigten Flächen beisammen. Gegen Ende des Kommissionsbesuches kommt dann Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nach München, um auch noch mitzulächeln.

Doch auch wenn die Evaluatoren in ihrem Bericht München preisen sollten – über das Abstimmungsverhalten der IOC-Vollversammlung mit seinen 110 Mitgliedern am 6. Juli in Durban (Südafrika) wäre damit nicht viel gesagt. Neben München bewirbt sich als Favorit Pyeongchang (Südkorea) und als Außenseiter Annecy (Frankreich). Die letzten deutschen Olympia-Bewerbungen fielen krachend durch: Berlin stellte sich zu dumm an, Leipzig erwies sich als zu klein.

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