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Lucas Krzikalla.

© IMAGO/Jan Huebner

Leipzig-Profi Lucas Krzikalla: Erstes Coming Out in der Männer-Handball-Bundesliga

„Ich fühle mich damit sehr, sehr wohl“: Lucas Krzikalla vom DHfK Leipzig ist der erste Profi in der Männer-Handball-Bundesliga, der sein Schwulsein öffentlich macht.

Ein Bild mit seinem Freund auf Instagram, versehen mit einem Herz: So hat Handball-Profi Lucas Krzikalla vom DHfK Leipzig am Samstag öffentlich gemacht, schwul zu sein. Es ist das erste Coming Out in der Handball-Bundesliga der Männer in Deutschland.

Zeitgleich sprach Krzikalla an diesem Wochenende in der Sendung „Sport im Osten“ im MDR über sein öffentliches Coming Out. „Für mich war das der richtige Schritt, ich fühle mich damit sehr, sehr wohl. Vielleicht wird es auch den ein oder anderen ermutigen, damit offener umzugehen.“

Seine Familie, Freunde und auch die Teamkollegen beim SC DHfK Leipzig hätten bereits gewusst, dass er schwul sei, sagte Krzikalla.  Jetzt öffentlich darüber zu sprechen sehe er als Chance mit Klischees zu brechen, etwas anzustoßen und Vorbild für andere zu werden – ein Vorbild, das er selbst nicht hatte.

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Der 28-Jährige spielt seit neun Jahren für Leipzig in der Bundesliga, er ist in dem Verein auch groß geworden. „Lucas ist die gute Seele unserer Mannschaft“, wird ein Mitspieler auf der Webseite des Vereins zitiert.

Krzikalla erzählt in der Sendung, dass er seine Homosexualität auch dann noch vor der Mannschaft und der Öffentlichkeit versteckte, als er im familiären Kreis schon offen schwul war. Beim Ausgehen mit der Mannschaft sprach er lieber Frauen an, um den Schein zu wahren. Er spricht von einem „langen Weg“, den er gegangen sei.

Denn gerade der Profisport bei den Männern sei immer noch sehr mit Stereotypen behaftet, was umso mehr für den Handball als sehr körperlichen Vollkontaktsport gelte. „Da geht es richtig zur Sache.“ Von seinem Verein habe er letztlich aber auch viel Unterstützung erhalten, insbesondere vom Geschäftsführer. Der habe ihn irgendwann beiseite genommen und gesagt, dass sein Partner „immer unser Gast ist“ - ein befreiender Moment.

Erst wenige offen queere männliche Sportler

Krzikalla ist nicht der erste aktive männliche Profi in Deutschland, der offen gemacht hat queer zu sein - aber es sind immer noch sehr wenige. Vor zwei Jahren sprach Ex-Volleyballprofi Benjamin Patch, der zu diesem Zeitpunkt in Berlin bei den BR Volleys unter Vertrag stand, im Tagesspiegel-Interview über seine Queerness.

In diesem Zusammenhang kritisierte er auch traditionelle Männlichkeitsbilder, die gerade im Profisport vorherrschten. „Ich habe selbst miterlebt, wie Spieler sich gegenseitig umarmen und dabei realisieren, dass sie womöglich für schwul gehalten werden könnten.“

Auch der argentinische Nationalspieler Facundo Imhoff, der 2020 nach Deutschland zu den United Volleys Frankfurt wechselte, hatte 2018 öffentlich gemacht schwul zu sein. Gegenüber der argentinischen Presse hatte er damals erklärt, andere mit seinem Coming out ermutigen zu wollen.

Ähnlich äußerte sich der Pascal Kaiser, der Schiedsrichter in der Prignitz und bisexuell ist. Die Hürden für Profisportler seien immer noch hoch, kritisierte Kaiser vor wenigen Monaten im Tagesspiegel, insbesondere im Fußball. Dort gibt es in Deutschland nach wie vor niemanden, der offen queer ist. Anders sieht es in Australien aus, wo der 22-jährige Josh Cavallo von Adelaide United im vergangenen Jahr öffentlich gemacht hatte schwul zu sein.

Krzikalla sagt im MDR-Film, den endgültigen Anstoß, an die Öffentlichkeit zu gehen, habe die Partnerschaft mit seinem jetzigen Freund gegeben. „Ich liebe ihn, ich stehe zu ihm“, die Zeit des Versteckspiels sei vorbei gewesen. Tatsächlich konnte man die beiden auf Instagram vor mehreren Wochen zusammen auf einem Trip nach London sehen, Arm in Arm vor Big Ben. Überhaupt waren er und sein Freund schon seit langem ziemlich offen mit ihrer Beziehung auf Instagram.

Er hoffe jetzt auf jeden Fall, dass es mehr positive Reaktionen gebe als negative, sagt Krzikalla: „Daran wird sich zeigen, ob der Schritt wirklich der richtige war.“

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