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Einmal tief durchatmen: Lindy Ave nach ihrem Goldlauf.

© Reuters

Lindy Ave holt Gold bei den Paralympics: In einer Minute zur Sensation

Die Vorbereitung auf die Spiele lief für Lindy Ave alles andere als optimal. Ihre Goldmedaille in Weltrekordzeit kommt nun einer Sensation gleich.

20.38 Uhr, Olympiastadion in Tokio. Bei den Paralympics ist das Finale über 400 Meter in der Startklasse T38 für Sportlerinnen mit Cerebralparese angesetzt. Die deutsche Sprinterin Lindy Ave steht fokussiert auf Bahn fünf. Es regnet in Strömen, und die 23-Jährige zeigt sich unbeeindruckt von den schlechten Wettkampfbedingungen. „Ready, Set“, tönt es aus den Lautsprechern und dann knallt der Startschuss. Ave stößt sich kraftvoll aus dem Startblock und läuft den Lauf ihres Lebens.

400 Meter und genau eine Minute später überquert Lindy Ave als erste von acht Läuferinnen auf der pitschnassen Bahn die Ziellinie. Auf der Anzeigentafel erscheint ein gelbes Kästchen mit der Aufschrift „WR“ – 1:00:00 Minute und damit neue Weltrekordzeit. Nach Bronze über 100 Meter ist es für die Neu-Brandenburgerin bereits die zweite Medaille in Tokio – und das nach nur einem halben Jahr Vorbereitung.

Was passiert ist, kann sie sich selbst nicht erklären

Lindy Ave kann ihren Triumph kurz nach dem Rennen noch gar nicht fassen. „Das hätte ich niemals im Leben gedacht. Ich habe erst überlegt, ob ich die Sachen für die Medaillenzeremonie mitnehme, aber im Endeffekt habe ich sie dann doch mitgenommen“, erzählt sie schmunzelnd.

Lindy Ave jubelt über ihre Weltrekord-Zeit.
Lindy Ave jubelt über ihre Weltrekord-Zeit.

© dpa

Dass sie von ihrem Erfolg so überrascht ist, liegt an einer harten Zeit, die sie durchlebte. Nachdem sie sich 2019 eine Knieverletzung zuzog, konnte sie zwei Jahre lang nicht trainieren. Mit der Vorbereitung auf Tokio konnte Ave deshalb erst im Dezember vergangenen Jahres beginnen.

Schon die Bronzemedaille über 100 Meter vor ein paar Tagen war eine große Überraschung gewesen, schon in diesem Rennen lief sie persönliche Bestzeit. Was mit ihrem Körper in Tokio passiert ist, kann sie sich selbst nicht erklären. „Es ist einfach passiert, was passieren sollte. Es war einfach ein guter Lauf, ich hatte Glück und besser hätte es nicht laufen können“, umschreibt sie ihre zweiten Teilnahme an Paralympischen Spiele.

Bei der Medaillenzeremonie steht sie ergriffen – und zum Glück mit der richtigen Kleidung – auf dem Siegerpodest. „Es ist ein Gefühl, das man nicht wiedergeben kann. Es ist unbeschreiblich“, erzählt sie über diesen Moment, den sie wahrscheinlich nie vergessen wird.

Dieser Text ist Teil der diesjährigen Paralympics Zeitung. Alle Texte unserer Digitalen Serie finden Sie hier. Alle aktuellen Entscheidungen und Entwicklungen lesen Sie in unserem Paralympics Blog.

Magdalena Austermann

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