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Sport: Lukas Podolski

Wie der Kölner das Spiel gegen die Bayern erlebte

Als Lukas Podolski einläuft in das tosende Stadion, stoppt er für einen rituellen Moment. Wie immer bekommt der Geißbock Hennes VII., das Maskottchen des Klubs, vor dem Anpfiff einen Klaps auf den Rücken. Vor dem Spiel gegen die Bayern wurden die Erwartungen, die an den 20-Jährigen geknüpft, noch höher als ohnehin, schließlich handelt es sich beim Deutschen Meister um seinen mutmaßlich nächsten Arbeitgeber. Die Bayern empfangen ihn deswegen nicht freundlicher. Nach nur 45 Sekunden liegt Podolski am Boden. Michael Ballack hat ihn bei einem Zweikampf mit dem Ellenbogen im Gesicht getroffen, hält aber eine Entschuldigung für unnötig und würdigt ihn nach dieser Szene keines Blickes.

Podolski berappelt sich bald wieder und beginnt, wie er es am liebsten hat, das Spiel auf linker Position, als hängende Spitze hinter Mathias Scherz. Aber gute Aktionen wollen ihm nicht gelingen. Manchmal taucht er tief in der eigenen Abwehr auf, um überhaupt an den Ball zu kommen. Nach einer Viertelstunde rochiert er mit Albert Streit. Doch auch auf rechts, wo er nun seinem Kumpel Sebastian Schweinsteiger gegenübersteht, wirkt Podolski isoliert vom Geschehen. Am Kölner Führungstor durch Scherz ist er nicht beteiligt. Zwei Minuten später hätte er dennoch zum Helden des Nachmittags werden können. Doch die schöne Flanke Rahns verpasst er trotz eines Hechtsprungs um ein paar Zentimeter. Kurz vor der Pause versucht Podolski es erneut mit einem Positionswechsel, er tauscht mit der Spitze Scherz. Doch auch hier kommt er nicht durch. Als Alpay ihn steil schickt und Podolski nur noch Ismael vor sich hat, schirmt ihn der Abwehrspieler clever ab.

In der zweiten Halbzeit taucht Podolski völlig ab. Auffallend nur seine Flanke in der 54. Minute auf Streit, die missrät und einen Konter der Bayern einleitet. Und in der 79. Minute fordert er nach einem Zweikampf mit Demichelis vergeblich einen Elfmeter. Am Ende seines Arbeitstages stehen 41 Ballkontakte, und die Statistik verzeichnet keinen Torschuss. „Das ist zu wenig für eine hängende Spitze“, sagt später sein Trainer Rapolder, „das muss man auch mal sagen dürfen.“

Podolski selbst zeigt nach dem Schlusspfiff keine Emotionen. Sein Blick senkt sich nur kurz, dann kommt Ballack auf ihn zu, umarmt ihn und klatscht ihm einige Male auf die linke Wange. Während sich Oliver Kahn von den anderen Kölner Profis wortlos verabschiedet, wechselt er mit Podolski ein paar Sätze. Podolski tauscht das Trikot mit Lucio. Nach dem 1:2 gegen die Bayern im Frühjahr 2004 hatte er das Hemd von Schweinsteiger getragen. Nun hält er das Bayern-Trikot lieber in der Hand.

Sonntag

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