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Marcel Reif

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Marcel Reifs Kolumne: Podolski, oder: Die Seligkeit der Kölner

Er will doch nur Spaß haben: Marcel Reif über Poldis Auftrumpfen gegen die Bayern und seine Wiedervereinigung mit Schweini.

Wer schreibt uns bloß diese wunderbaren Geschichten, wenn es den Fußball nicht gäbe? Geschichten wie die von Lukas Podolski, der – ich zähle die Minuten nicht, aber es war über ein halbes Jahr – als Torjäger das Tor nicht mehr traf, als Prinz Poldi schon zum verarmten Adel zu zählen war und der dann am Samstag gegen seinen alten Klub FC Bayern, bei dem er gescheitert war, groß auftrumpfte. Ist das das Ende der Leidensgeschichte, die 2006 inmitten des Sommermärchens begann, als Poldi und Schweini als das immer fröhliche und effiziente Traumduo gehypt wurden?

Schweinsteiger hielt dem Druck einigermaßen stand, von ihm wurden auch nicht pro Spiel zwei bis drei Tore erwartet. Von Podolski schon, und das in der großen Welt des FC Bayern. Und dann wurde er erneut gehypt, als er zurückkehrte zum 1. FC Köln. Plötzlich war er zuständig für die Seligkeit der Kölner, für die bekanntermaßen Realitätssinn weder zu den Primär- noch zu den Sekundär-, ja nicht einmal zu den Tertiärtugenden zählt. Er selbst mag auch geglaubt haben, dass alles wieder leicht wird, wenn er nur wieder in der Heimat ist und nah beim Hätzen. Ging es aber nicht.

So ganz überraschend und verwerflich ist es für mich nicht, dass so ein junger Mann in seiner Verzweiflung auch mal die Nerven nicht kontrolliert und auch schon mal seinen Kapitän in der Nationalmannschaft ohrfeigt und sich dann ein Scharmützel mit einem Reporter liefert. Denn eigentlich will Lukas Podolski doch nur Spaß haben – und muss dann Woche für Woche erleben, wie sein FC sehr, sehr spaßfrei mit der Realität zu kämpfen hat. Es sei ihm gegönnt, dass der Auftritt gegen die Münchner, sein Lattentreffer, sein Tor, ein paar Knoten im Lukas Podolski gelöst haben. Noch eine Geschichte vom Fußball: Es war Kumpel Schweini, der den Ausgleich erzielte und vor die Latte köpfte. So gesehen sind die beiden wieder vereint.

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