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Übersprungen: Alba Berlins Yassin Idbihi (o.) kommt zum Wurf gegen Münchens Steffen Hamann.

© dpa

Nach dem 92:83 gegen München: Alba steht im Pokalfinale

Alba ist dem ersten Titelgewinn seit vier Jahren ein Stück näher gekommen. Die Berliner erreichen das Cupfinale gegen Ulm nach einem lockeren Sieg gegen Bayern München.

Vor der Suite 209 in der Halle am Ostbahnhof hatten die Sicherheitskräfte einiges  einiges zu tun. „Bitte weitergehen“, sagten sie, „bitte die Treppe freimachen.“ Auf einem der schwarzen Ledersitze der Suite hatte Uli Hoeneß Platz genommen, davor drängelten sich einige der 13011 Zuschauer auf der Treppe, um ein Foto von dem Präsidenten des FC Bayern zu machen. Vielleicht ahnten sie, dass es eine einmalige Gelegenheit für einen Schnappschuss bleiben würde. Uli Hoeneß wollte am Sonntag nur zurückkommen, falls sein Team im Pokalfinale stünde. Da aber befinden sich die Basketballer von Alba Berlin, sie schlugen Bayern München 92:83 (51:37). Uli Hoeneß konnte wieder nach Hause fahren.

„Ein schöner Erfolg“, sagte Albas Kapitän Sven Schultze, „aber wir haben noch nichts gewonnen.“ Die Berliner spielen am Sonntag im Finale (15 Uhr, live auf Sport1) gegen die Ulmer. Die hatten im ersten Halbfinale die Artland Dragons mit 86:77 besiegt. „Ulm ist ein hoher Anwärter auf alle Titel in dieser Saison“, sagte der Berliner Geschäftsführer Marco Baldi. Das bisher einzige Bundesligaspiel in dieser Saison gegen die Ulmer hat Alba in eigener Halle verloren. Nun aber geht es für die Berliner um den ersten Titel in dieser Saison. Nicht alle Berliner Fans freuen sich darüber. Die Alba-Fangruppe „Block 212“ blieb schon dem Halbfinale in der eigenen Halle fern, aus Protest gegen den seltsamen Pokalmodus der Basketballbundesliga.

„Mit etwas Geld und zwei Heimsiegen kann man sich in Deutschland schon als Pokalsieger feiern!“,  monierten sie auf ihrer Facebookseite. Ihr Klub hatte sich für die Ausrichtung beworben und kann nun mit zwei Siegen in einem Wettbewerb, den ersten Titel seit 2009 holen. Auch die Fans aus Quakenbrück forderten mit einem Plakat: „Pokalmodus ändern jetzt“.  

Die Sympathien waren beim zweiten Halbfinale eindeutig verteilt, auch einige Ulmer und Quakenbrücker Fans unterstützen die Gastgeber. Der mitgereiste Münchner Hallensprecher „Killian“ dürfte mit seinem zum Teil niveaulosen Auftritt vor und während des Spiel einen Teil dazu beigetragen haben. Besser machte es da schon seine Mannschaft, die den Ausfall von Centerspieler Chevon Troutman zu  verkraften hatte, der sich einen Muskelfaserriss zugezogen hat. Für ihn kam der fast schon ausgemusterte Oldie Aleksandar Nadjfeji zum Einsatz. Auch Power Forward Lawrence Roberts musste wegen eines Jochbeinbruchs mit einer Gesichtsmaske ins Spiel gehen. Trotzdem erwischten die Münchner den besseren Start und führten nach fünf Minuten Spielzeit mit drei Punkten.

Die Berliner starteten mit ihren Spätankömmlingen Je'Kel Foster und Ali Traore, die beide erst in den letzten Monaten verpflichtet worden sind, aber zuletzt beim Euroleague-Sieg in Bamberg ihre aufstrebende Form unter Beweis gestellt haben. Der zuletzt stark kritisierte Flügelspieler Foster war es dann auch, der mit einem Dreipunktewurf im ersten Viertel (25:22) die erste Führung für Alba-Berlin herstellte.

Das zweite Viertel (26:15) aber gehörte den Gastgebern. Es begann mit zwei Dreipunktewürfen des in der ersten Halbzeit überzeugenden Aufbauspielers DaShaun Wood (13 Punkte). Und als die Münchner sich besser auf die Außenspieler konzentrierten,  nutzten die Berliner die Tatsache, dass den Münchner in Jared Homann nur ein gelernter Centerspieler zur Verfügung stand. Erst punktete Ali Traore zweimal, der Franzose war am Ende mit 16 Punkten bester Berliner Werfer. Dann rollte Centerspieler Yassin Idbihi (10 Punkte) nach einem Block zum Korb ab und wurde von Nationalspieler Heiko Schaffartzik (11 Punkte) vorzüglich bedient. Die Überlegenheit unter den Körben drückte sich auch in der Reboundstatistik aus: Die Berliner hatten am Ende 13 Abpraller mehr gefangen. Bis auf 47:31 zogen sie im zweiten Viertel davon, der Münchner Hallensprecher übte  schon Durchhalteparolen: „Es ist erst vorbei, wenn es vorbei ist.“

Im dritten Viertel schöpften die Münchner nach einer Umstellung auf Zonenverteidigung kurzzeitig Hoffnung. Nach einem Korbleger von Flügelspieler Yopam Halperim verkürzten sie den Rückstand  auf zehn Punkte. Doch Heiko Schaffartzik machte mit einem erfolgreichen Dreier den kleinen  Vorsprung wieder zunichte. Die Berliner hatten das Spiel im Griff. „Zwan-zig Punk-te“, riefen die Berliner Fans für diejenigen, die eine 69:49-Führung der Berliner noch nicht mitbekommen hatte. Bayerns Co-Trainer Emir Mutapcic hatte es längst aufgegeben, an der Seitenlinie herumzuturnen.

Spätestens als Foster (10 Punkte) im letzten Abschnitt per Dreipunktewurf das 85:70 erzielte, konnte sich Uli Hoeneß Gedanken über die Heimreise machen. Die Berliner  hingegen durften sich überlegen, wie sie im Finale bestehen können. Gegen die Münchner überzeugten sie mit einer geschlossenen Teamleistung, sieben Berliner punkteten zweistellig. Das dürfte auch gegen Ulm nicht schaden.

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