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Als Einziger auf dem Sprung. Philipp Raimund konnte bei der Tour überraschen.

© dpa/Daniel Karmann / dpa/Daniel Karmann

Nach vorne schauen: Skispringer haben großen Aufholbedarf

Nach den Enttäuschungen bei der Vierschanzentournee haben die deutschen Skispringer viel zu tun. Die WM ist nur noch sechs Wochen entfernt. Nur Philipp Raimund gibt Anlass zu Hoffnungen.

Jetzt ist Skisprung-Bundestrainer Stefan Horngacher erstmals als Krisenmanager gefordert. Nach dem desolaten Abschneiden seiner Springer bei der Vierschanzentournee hat der 53 Jahre alte Tiroler nicht viel Zeit, um sein Team um Karl Geiger wieder in die Weltspitze zu bringen.

„Prinzip Hoffnung ist immer schwierig, es gibt nur Prinzip Arbeit. Uns fehlt nicht so viel. Unter diesen Umständen ist es ganz schwer, gute Sprünge zu machen“, sagte Horngacher. Er machte unter anderem das fehlende Selbstvertrauen als Grund für die derzeit schwachen Leistungen aus.

Bei den Tournee-Wettbewerben in Innsbruck und Bischofshofen schafften es die Adler des Deutschen Skiverbands (DSV) nicht unter die besten Zehn; auch das Gesamtabschneiden mit Andreas Wellinger als 11. und Philipp Raimund als 13. war so schlecht wie noch nie in diesem Jahrtausend. „Wir müssen Ruhe behalten und schauen, dass wir uns wieder rantasten“, sagte Horngacher. Wenn der Druck wachse, gehe der „Schuss oft nach hinten los“. So sei es auch derzeit bei Geiger und seinen Kollegen.

Wir müssen Ruhe behalten und schauen, dass wir uns wieder rantasten.

Bundestrainer Stefan Horngacher

Erstmals seit 17 Jahren ging das Traditionsevent ohne einen Einzel-Podestplatz eines Deutschen oder Österreichers zu Ende. Stattdessen dominierten Tournee-Gewinner Halvor Egner Granerud aus Norwegen, Dawid Kubacki aus Polen sowie Anze Lanisek aus Slowenien die Veranstaltung.

„Die Leichtigkeit war noch nie da, ist dann aber komplett flöten gegangen. Es ist extrem schade, bitter. Ich bin ganz schön durch nach den Tagen“, sagte Geiger. Während die Österreicher immerhin geschlossen stark Top-Ten-Plätze sammelten, wurden die Leistungen der Deutschen im Verlauf der Tournee immer schlechter.

Raimund tut dem Team nicht nur auf der Schanze, sondern auch mit seiner lockeren Art gut

Einen Lichtblick gab es allerdings: Philipp Raimund freute sich nach einem euphorisch bejubelten Auftritt in Bischofshofen auf eine gute Pizza und das anschließende Relaxen. „Badewanne, Whirlpool, entspannen, chillen und alles sacken lassen“, sagte der 22-Jährige zu seinem Programm der folgenden Stunden. Während Geiger und Eisenbichler ein Tournee-Debakel erlebten, sprang der aus der zweiten Liga des Skispringens kommende Raimund auf konstant gutem Niveau.

Die Ränge 14, 15, 13 und 12 von Raimund bei den vier Tournee-Stationen stellten auch Bundestrainer Stefan Horngacher bei aller sonstigen Enttäuschung zufrieden. „Philipp hat es super gemacht die ganze Tournee“, sagte der 53-Jährige. „Das ist wichtig für uns, dass wir sehen, dass unser System auch gute Springer hervorbringt.“

Raimund tut der Mannschaft nicht nur auf der Schanze, sondern auch mit seiner lockeren Art gut. „Ich schaue wenig links und rechts und habe ein gesundes Selbstbewusstsein. Ich weiß, was ich kann“, sagte der Wahl-Oberstdorfer. Feiern wollte er seine Tournee-Performance „wahrscheinlich mit einem guten Gin Tonic oder einem guten Wein“.

Nach seinen guten Eindrücken beim Schanzen-Spektakel in vier Akten, bei dem er auf Rang 13 im Gesamtklassement hinter dem elftplatzierten Andreas Wellinger der zweitbeste Deutsche war, will er es im Februar auch ins Team für die Weltmeisterschaft im slowenischen Planica schaffen. „Das glaube ich erst dann, wenn es wirklich passiert. Ich freue mich, wenn es soweit kommt“, sagte Raimund, der als einziger für ein wenig Hoffnung im deutschen Skispringen sorgen konnte in diesen eher trüben Tagen für den Bundestrainer und sein Team. (dpa)

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