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Leon Draisaitl hat mit Edmonton immer noch Chancen auf die Play-off-Teilnahme.

© Codie McLachlan/Getty Images/AFP

Update

Nationalspieler in der NHL: Leon Draisaitl erzielt als erster Deutscher 100 Punkte in einer Saison

Eishockey-Nationalspieler Leon Draisaitl gehört zu den besten Spielern der NHL - jetzt auch offiziell nach Punkten. Seinem Team hilft das aber nicht.

Leon Draisaitl saß in der Kabine, Mikrofone vor dem Gesicht. Wirklich glücklich sah Deutschlands bester Eishockeyprofi nicht aus, dabei hatte er zuvor im Spiel seiner Edmonton Oilers gegen die Dallas Stars Historisches erreicht: Mit seinem Treffer zum 1:0 erzielte er im 77. Saisonspiel seinen 100. Scorerpunkt. „Für mich persönlich ist das ein schöner Meilenstein, aber im Moment kann ich mich darüber nicht so sehr freuen“, meinte der Kölner. 2:3 nach Penaltyschießen verloren die Oilers ihr Heimspiel und liegen fünf Spieltage vor Schluss mit sechs Punkten Rückstand hinter einem Play-off-Platz. Damit droht die Saison von Leon Draisaitl am Samstag in einer Woche zu Ende zu gehen. Und das überstrahlt alle positiven persönlichen Erfolge des 23-Jährigen.

Schon im Vorjahr hatten die Oilers die Entscheidungsrunde in der National Hockey League (NHL) verpasst. Ein Jahr später hat sich für die ruhmreiche Franchise wenig verändert. Die Mannschaft besteht mehr oder weniger aus zwei Spielern, von denen das Team komplett abhängig ist. Kapitän Connor McDavid liegt mit 114 Punkten in der Scorerwertung der NHL auf Platz zwei, Draisaitl ist mit 101 Zählern Vierter. Seine 47 Tore werden in der besten Eishockey-Liga der Welt nur durch Alex Owetschkin von Stanley-Cup-Champion Washington Capitals übertroffen.

All das aber droht zu verblassen, weil zwei überdurchschnittliche Spieler in einer Eishockey-Mannschaft eben nicht ausreichen. Beim Spiel gegen Dallas bereitete McDavid Draisaitls Tor vor, umgekehrt assistierte der Deutsche seinem kanadischen Sturmkollegen bei dessen Treffer zum 2:0. Dass es am Ende nicht für zwei Punkte reichte, ist allerdings bezeichnend für die Oilers-Saison. Immerhin fand McDavid dennoch lobende Worte für seinen kongenialen Partner: „Ich freue mich wirklich sehr für ihn. Er ist spielt einfach richtig gut zurzeit und dass er so etwas geschafft, macht mich glücklich.“

Mehr als 100 Punkte in einer NHL-Saison – das gab es im vergangenen Jahrzehnt ganze 19 Mal durch überhaupt nur elf Spieler. Draisaitl gehört jetzt zu diesem illustren Kreis und darf deshalb zurecht stolz auf sich sein. Wieder einmal. Erst im Spiel zuvor, beim 8:4 gegen die Los Angeles Kings, war ihm sein allererster Hattrick in der NHL gelungen. „Das hat ja auch lange genug gedauert“, witzelte er danach nur.

Aus Deutschland hingegen gab es Lob von allerhöchster Ebene. „Das nimmt unglaubliche Züge an und ist einfach phänomenal“, sagte Deutschlands Eishockey-Verbandspräsident Franz Reindl der Nachrichtenagentur dpa und Bundestrainer Toni Söderholm stellte begeistert fest: „Sein Lauf im Moment ist unglaublich.“ Der deutsche Nationalcoach hofft, dass Draisaitl bei der WM im Mai in der Slowakei dabei sein wird, angesichts der schwindenden Play-off-Hoffnungen der Oilers wird dies von Spiel zu Spiel wahrscheinlicher.

Das Saisonziel wird trotzdem verpasst

Leon Draisaitl spielt aktuell seine fünfte Saison in der NHL, in insgesamt 345 Spielen hat er 121 Treffer erzielt und 185 vorbereitet. Der 1,88 Meter große Center ist enorm schnell, trotzdem körperlich äußerst robust. Seine Puckkontrolle ist überragend, Draisaitl kann die Scheibe in Höchstgeschwindigkeit führen und sie dabei perfekt abschirmen. Dazu kommt der Abschluss des Linksschützen, er schießt und trifft aus fast allen Lagen. Natürlich profitiert der Deutsche von seinem Nebenmann McDavid, der ihn oft blind findet. So wie bei Punkt Nummer 100: Der Kanadier kam nach einem Abpraller mittig im Angriffsdrittel an die Scheibe, zog die Aufmerksamkeit der gegnerischen Verteidigung auf sich und spielte dann cool rechts rüber. McDavid wusste intuitiv, wer sich dort in Position gebracht hatte. Draisaitl musste nur noch ausholen, der Rest war bei seiner Schusstechnik Formsache.

Zum ersten Mal seit 30 Jahren haben damit wieder zwei Oilers-Spieler mehr als 100 Punkte in einer Saison erzielt. Damals reichte es für Jari Kurri und Jimmy Carson anschließend für die Play-off-Teilnahme, wenn auch nicht zum Titel. Draisaitl und McDavid hingegen bleibt in ein paar Tagen wohl nur die Gewissheit, dass das Verpassen des Saisonziels nicht an ihnen gelegen hat. 

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