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Jack Lisowski hat ukrainische Vorfahren.

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Politisches Statement bei der Snooker-WM: Neutral ist Jack Lisowski nicht genug

Snooker-Profi Jack Lisowski will bei der WM Solidarität mit der Ukraine zeigen, doch der Weltverband untersagt ihm dies mit Verweis auf politische Neutralität.

Jack Lisowski wird am Samstagabend besonders motiviert in sein Achtelfinalmatch bei der Snooker-WM in Sheffield gegen Mitfavorit Neil Robertson starten (20 Uhr, live bei Eurosport). Denn für den Engländer geht es dabei nicht nur um den sportlichen Erfolg, sondern auch darum, ein politisches Statement setzen zu können. Lisowski hat ukrainische Vorfahren, sein Großvater kommt aus dem Land, das derzeit von Russland mit Krieg überzogen wird.

Auch deshalb trug der 30-Jährige bei den vergangenen Turnieren eine Weste, auf der die ukrainische Flagge zu sehen war. Im Crucible Theatre war ihm dies allerdings nicht möglich, wie er nach seinem Erstrundenmatch erzählte: „Ich darf das Logo bei diesem Turnier nicht tragen. Ich wollte, aber sie haben mir gesagt: ‚Du kannst das nicht tun, es sei denn, du bist Ukrainer.’ Ich habe offenbar nicht genug Ukrainisches in mir und so haben sie mir den Aufkleber von der Weste entfernt.“

Mit „sie“ ist der Weltsnookerverband gemeint, der auf Tagesspiegel-Anfrage mit einem allgemein gehaltenen Statement reagierte: „Als internationaler Sport haben wir uns stets politisch neutral verhalten und deswegen ist es nicht erlaubt, die Weltmeisterschaft als politische Plattform zu nutzen.“ Und weiter erklärte der Verband: „Wir sind klar gegen die Invasion einer jeden souveränen Nation und gegen alle Arten von Gewalt oder Unterdrückung. Unsere Gedanken sind mit allen Menschen, die unter dem Konflikt in der Ukraine leiden.“

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Jack Lisowski geht das nicht weit genug. „Jeder hier unterstützt doch die Ukraine. Also, warum zur Hölle darf ich das Logo nicht tragen?“, fragte er. Für ihn ist das, was im Land seiner Vorfahren passiert, eine schreckliche Tragödie. „Das ist etwas, das mir sehr zu Herzen geht und es ist sehr, sehr traurig, was dort derzeit geschieht“, sagte Lisowski. Sein Großvater lebe inzwischen in England, einst sei er aus der Ukraine eingewandert. „Mein Vater war schon dort und ich wollte auch immer einmal hin. Aber jetzt kann ich das nicht mehr, weil es nicht mehr sicher ist“, erzählte er.

Der Weltranglistenvierzehnte kündigte bereits an, sich über das Verbot bei dieser WM hinwegsetzen zu wollen, sollte er sein Match gegen den Australier Robertson gewinnen können: „Ich versuche, eine ukrainische Flagge zu organisieren und sollte ich Robertson schlagen, werde ich sie danach überall schwenken.“

Lisowski will sich jetzt eine ukrainische Flagge organisieren

Lisowski gehört seit einigen Jahren zu erweiterten Weltspitze. Beim German Masters stand er im Vorjahr im Finale, auch wenn das seinerzeit nicht im Berliner Tempodrom, sondern im englischen Milton Keynes ausgetragen wurde. Daneben erreichte er bei weiteren acht Turnieren in seiner Karriere das Finale, wartet aber immer noch auf seinen ersten Profititel. Bei der Weltmeisterschaft steht der Mann aus Cheltenham zum sechsten Mal im Hauptfeld, das Viertelfinale konnte er bisher noch nie erreichen.

Mit seinen Aussagen dürfte er einige neue Fans in der alten Heimat seiner Familie gewonnen haben. Und die wären sicher froh, wenn er sich bei dieser Weltmeisterschaft noch möglichst oft für ihre Sache stark machen könnte. Und sei es nur, indem er die Farben Blau und Gelb im Crucible hochhält.

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