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Darleen Hüpenbecker (l.) ist Fan von Hertha BSC, Julia Kleyer drückt dem 1.FC Union die Daumen.

© Daniel Goldstein

Nominierung für die Special Olympics: Wenn Fußball verbindet

Mit jedem Tag nimmt die Freude von Julia Kleyer und Darleen Hüpenbecker auf die Weltspiele Mitte Juni in Berlin zu. Dass sie mit dem Fußball so viel erreichen, hätten beide nicht gedacht.

Von Daniel Goldstein

Langsam beginnt die heiße Vorbereitungsphase. In wenigen Wochen findet eines der größten Sportereignisse der Welt in Berlin statt. Am 17. Juni beginnen die Special Olympic World Games 2023, 7000 Sportler*innen werden dabei sein, unter ihnen zwei Berlinerinnen. Nicht als Helferinnen, nicht als Trainerinnen, Julia Kleyer und Darleen Hüpenbecker sind als Athletinnen nominiert. Die beiden sind Fußballerinnen und dementsprechend gehören sie zu den 416 Sportler*innen, die die deutschen Farben vertreten werden. Davon laufen 55 in den Fußballturnieren auf. Die Neuköllnerin und die Reinickendorferin gehören also zu einem erlauchten Kreis.

Und das ist ihnen durchaus bewusst. So richtig vorgesehen, mit dabei zu sein, waren sie beide nicht. Für die Weltspiele der Menschen mit geistiger Behinderung kann man sich eigentlich nur als Team bei Special Olympics Deutschland bewerben. Viele Sportteams werden von Werkstätten organisiert. Bei den Fußballerinnen wurden die Spielerinnen von Hephata, einem Diakoniezentrum in Mönchengladbach, als deutsche Vertreterinnen nominiert. Aber die brauchten noch Unterstützung.

„Unsere Trainerin bei Frau am Ball wurde angerufen und gefragt, ob sie drei Spielerinnen hätte, die Hephata verstärken könnten. Dann hat sie uns gefragt, ob wir Lust hätten und wir haben natürlich ja gesagt, denn es ist ja ein großes Ereignis“, erzählt Darleen Hüpenbecker. Frau am Ball ist ein 2006 in Berlin gegründeter Verein. Mädchen und Frauen mit geistiger oder mehrfacher Behinderung sind dort aktiv. Aber das Team hat sich längst zu einem inklusiven Sportangebot weiterentwickelt, denn Spielerinnen mit und ohne Behinderung gehen dort gemeinsam auf Torejagd. Kleyer und Hüpenbecker sind als Torhüterin oder im Mittelfeld am Ball. Letztere spielt auch für Arminia Tegel in der Freizeitliga. Im Juni werden sie hauptsächlich als Feldspielerinnen zum Einsatz kommen.

Als die Trainerin Julia Kleyer davon erzählte, dass sie für die Weltspiele nominiert werden könnte, dachte sie, „Wow, geil, da hab ich nie mit gerechnet. Ich war letztes Jahr schon bei den nationalen Special Olympics mit dem Frauen-Team der USE-Werkstätten dabei.“ Die Erinnerungen an 2022 sind gut. Die 28-jährige Hüpenbecker bringt sie recht einfach auf den Punkt. „Letztes Jahr war es aufregend und sehr warm. Da haben wir auf dem Maifeld gespielt.“

Die Fußballturniere bei den World Games werden bei Männern und Frauen sowie den inklusiven Teams mit den sogenannten Unified Partnern (nicht behinderte Unterstützungsspieler*innen) ebenfalls im Olympiapark ausgetragen.

So langsam steigt die Vorfreude bei den zwei Berliner Nominierten. Die Antwort, worauf Darleen Hüpenbecker am meisten hinfiebert, ist wenig überraschend. Im gesamten Gespräch gibt sie so schwungvoll ihre Antworten, man könnte denken, dass es schon morgen losgeht: „Wir freuen uns jetzt natürlich am meisten auf die Wettkämpfe, also das Turnier. Und dann natürlich auf die große Eröffnungsfeier. Die Gegner aus der ganzen Welt, das wird auch spannend. Ich habe noch nie gegen andere Länder gespielt.“

Noch 80 Tage bis zum größten Heimspiel ihres Lebens

Für die 27-Jährige wird das Ereignis der Höhepunkt ihrer bisherigen Karriere. Früh begann sie, Fußball zu spielen. „Als kleines Baby hatte ich schon einen Ball in der Hand“, erzählt die Reinickendorferin. „Mein Vater war auch Torwart und damit hat er mich so ein bisschen angesteckt. Ich habe mit sieben oder acht Jahren dann richtig angefangen, Fußball zu spielen.“ Wenn sie nicht Fußball spielt, arbeitet Hüpenbecker in der Garten- und Landschaftspflege für die Jugendfreizeiteinrichtung (JFE). „Auf dem ersten Arbeitsmarkt“, wie sie stolz anfügt. Julia Kleyer wiederum ist in der Töpferwerkstatt der Union sozialer Einrichtungen (USE) in der Oranienstraße in Kreuzberg tätig.

Während Hüpenbecker für ihre Teilnahme Urlaub nehmen muss („lohnt sich selbstverständlich“), bekommt Kleyer Sonderurlaub. „Ich hätte niemals daran gedacht, mal mit dem Sport so weit herumzukommen“, sagt sie.

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