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Furchtlos und mit guter Laune. Pal Dardai feiert an diesem Wochenende sein drittes Debüt bei Hertha BSC.

© IMAGO/Matthias Koch

Pal Dardai und sein viertes Debüt für Hertha BSC: Der wiederholte Zauber des ersten Mals

An diesem Samstag sitzt Pal Dardai zum ersten Mal wieder auf der Trainerbank von Hertha BSC. Ein Blick zurück auf seine bisherigen Debüts bei den Berlinern.

Den Zauber des ersten Mals: Pal Dardai kennt ihn bestens. Wenn Hertha BSC an diesem Samstag (15.30 Uhr, live bei Sky) Werder Bremen im Olympiastadion empfängt, ist es für Dardai bereits das vierte Debüt. Eins erlebte er als Spieler, zwei als Cheftrainer. Ein Rückblick.


Hertha – Wolfsburg 1:0

Pal Dardai lachte. In vielen Jahren, wenn er bereits Großvater sei, dann werde er seinen Enkeln erzählen, dass die Zuschauer alle nur seinetwegen gekommen seien. Stimmt natürlich nicht ganz. Ein großer Teil des Publikums im Olympiastadion wird an diesem Samstag wegen Werder Bremen kommen. Die Schätzungen reichen von 12.000 bis 25.000 Werder-Fans. Auch deshalb ist die riesige Schüssel ausverkauft.

Am 3. März 1997, einem Montagabend, sah das ein wenig anders aus. Exakt 14.877 Menschen wollen Hertha gegen den VfL Wolfsburg live im Stadion erleben. Zweitliga-Tristesse eben. Dabei ist es immerhin das Duell des Zweiten gegen den Dritten. Alle, die dabei gewesen sind, können heute zumindest behaupten, einen historischen Moment erlebt zu haben: den ersten Pflichtspieleinsatz von Herthas künftigem Rekordspieler.

Dardai, 20 Jahre alt, hat schon im Sommer zur Probe bei den Berlinern vorgespielt; im Winter hat Hertha die Verpflichtung des damals noch offensiven Mittelfeldspielers schließlich perfekt gemacht. „Er macht in seinem Alter schon unheimlich viele Sachen intuitiv richtig“, sagt Trainer Jürgen Röber. „Außerdem hat er ein gutes Zweikampfverhalten – auch in der Rückwärtsbewegung.“

Anfang in der Zweiten Liga. In seiner ersten Saison als Spieler schaffte Dardai (2. v. l.) mit Hertha den Aufstieg.
Anfang in der Zweiten Liga. In seiner ersten Saison als Spieler schaffte Dardai (2. v. l.) mit Hertha den Aufstieg.

© imago/Höhne

Weil er denselben Berater hat wie Dardai, nimmt sich Herthas Torhüter Christian Fiedler des Neuzugangs an. „Ich habe mich ein bisschen um ihn gekümmert und ihm geholfen“, erinnert er sich. Man spricht Englisch miteinander. Oder mit Händen und Füßen.

An das Debüt des neuen Mittelfeldspielers hat Fiedler keine konkrete Erinnerung mehr. Gegen Wolfsburg wird Dardai zur zweiten Hälfte beim Stand von 0:0 für Marc Arnold eingewechselt. „Es war sein erster Einsatz im Hertha-Trikot“, schreibt der Tagesspiegel. „Und einer mit bahnbrechender Wirkung.“ Denn Dardai hat, zumindest indirekt, Herthas Siegtreffer vorbereitet. Nachdem Wolfsburgs Torhüter Uwe Zimmermann Seinen Schuss mit letztem Einsatz noch hat abwehren können, erzielt Sixten Veit nach exakt einer Stunde das 1:0.


Mainz – Hertha 0:2

Für seinen ersten Auftritt als Cheftrainer hat sich Dardai schick gemacht. Er trägt eine dunkle Jeans, weißes Hemd, eine graue Daunenjacke und schwarze Wildlederschuhe. „Das war eine richtige Neuerfahrung“, erinnert sich Dardai, der zuvor Herthas U 15 trainiert hat und zugleich auch ungarischer Nationaltrainer ist.

Eigentlich hat Ante Covic die Profis übernehmen sollen, nachdem Jos Luhukay im Anschluss an eine 0:1-Niederlage gegen Leverkusen hat gehen müssen. Letztlich entscheidet sich Manager Michael Preetz dann doch für Dardai.

Bei seinem Debüt gegen Mainz 05 nimmt der Ungar gleich fünf personelle Veränderungen vor, unter anderem darf Marvin Plattenhardt, im Sommer aus Nürnberg gekommen, zum zweiten Mal von Anfang an spielen. „Pal hat uns richtig heißgemacht mit seiner Ansprache in der Kabine“, sagt Nico Schulz, ebenfalls neu ins Team gekommen. „Er war als Spieler ein Kämpfer, und so ist er auch als Trainer geblieben.“

Als „4-4-1-1 und Bunker“ bezeichnet Dardai heute die taktische Grundordnung, die er für das Spiel in Mainz gewählt hat. Er spiegelt das System des Gegners, lässt quasi Mann gegen Mann spielen. Das hat den Vorteil, dass die Spieler wissen, was zu tun ist. „Das haben sie richtig gut gemacht“, erinnert sich Rainer Widmayer, der Dardais Co-Trainer.

Bevor er sich einmische, so Herthas Cheftrainer zu seinem Assistenten, solle er erst einmal die Rolle des stillen Beobachters einnehmen.

Im Februar 2015 wurde Dardai von Herthas Sportchef Michael Preetz (links) zum Cheftrainer befördert.
Im Februar 2015 wurde Dardai von Herthas Sportchef Michael Preetz (links) zum Cheftrainer befördert.

© imago/Sven Simon

In Mainz kann Widmayer beobachten, dass Hertha eine Menge Glück hat. Nach einer verpatzten Ballannahme bringt Torhüter Loris Karius Valentin Stocker zu Fall. Es gibt Rot für den Mainzer und Elfmeter für Hertha. Jens Hegeler verwandelt zum 1:0. Und vor dem 2:0 steht Roy Beerens knapp im Abseits. Der Treffer zählt trotzdem.

In der Tabelle springt Hertha durch den 2:0-Erfolg auf Platz 14. „Ich werde heute sehr ruhig schlafen“, verkündet Pal Dardai nach seinem Debüt. „Das mache ich immer, wenn ich meine Arbeit geleistet habe.“


Frankfurt – Hertha 3:1

Bei seinem Comeback Ende Januar 2021 läuft es nicht ganz so gut wie sechs Jahre zuvor in Mainz. 1:3 verliert Hertha bei Eintracht Frankfurt. Und trotzdem hadert Dardai zumindest mit dem Auftritt seiner Mannschaft nicht: „Es war alles okay, nur das Ergebnis nicht.“

Im Vergleich zum letzten Spiel seines Vorgängers Bruno Labbadia (1:4 gegen Bremen) hat er die Mannschaft radikal umgebaut. Sechs Spieler sind neu, darunter Santiago Ascacibar und Lukas Klünter, die zuvor noch keine Sekunde gespielt haben.

Auch Rune Jarstein feiert sein Saisondebüt. Der inzwischen 36 Jahre alten Torhüter ersetzt etwas überraschend Alexander Schwolow, der erst vor der Saison für immerhin sieben Millionen Euro aus Freiburg gekommen war. „Alex ist ein guter Torwart, aber er hat zurzeit kein Torwartglück“, erklärt Dardai.

Seiner Mannschaft wiederum fehlt in Frankfurt vor allem das Spielglück. Nachdem Krzysztof Piatek Hertha Mitte der zweiten Halbzeit in Führung gebracht hat, fällt fast im Gegenzug der Ausgleich. In der Schlussphase kassieren die Berliner zwei weitere Treffer.

Und trotzdem kann Dardai seine Mission auch beim zweiten Mal erfolgreich zu Ende bringen. Auf Platz 14 führt er die Mannschaft, trotz einiger Widrigkeiten. Den Teamgeist zu wecken, das sei die schwierigste Aufgabe seiner Karriere gewesen. Da konnte er ja auch noch nicht ahnen, dass es beim dritten Mal als Cheftrainer noch deutlich schwerer werden würde.

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