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Politiker mit Sportlern. Innensenator Michael Neumann (li.) mit Hamburger Paralympics-Teilnehmern.

© dpa/pa

Paralympics-Interview mit Hamburgs Senator Neumann: "Wir haben die erste vollinklusive Sporthalle"

Hamburgs Sportsenator Michael Neumann über die Bewerbung für die Paralympics, den Tag ohne Grenzen und ein prägendes Erlebnis beim Rollstuhlbasketball

Herr Neumann, wie behindertenfreundlich ist Hamburg?
Das Wort behindertenfreundlich gefällt mir nicht. Ich würde in diesem Zusammenhang zwei Kategorien unterscheiden: die bauliche Seite, bei der es viel um Barrierefreiheit geht, und die gesellschaftliche Seite, die Mentalität, die Einstellung und Haltung der Menschen.

Und wie weit ist Hamburg in diesen beiden Kategorien?
Wir haben uns vorgenommen, dass alle Haltestellen des öffentlichen Nahverkehrs bis Mitte der 20er Jahre barrierefrei sein sollen. Was wir in Hamburg schon haben, ist die erste vollinklusive Sporthalle Deutschlands. Aber eine Halle für 1,8 Millionen Menschen, die hier wohnen, reicht natürlich nicht. Das nächste Ziel ist jetzt, solche Hallen in jedem der sieben Hamburger Bezirke zu errichten.

Was ist mit der Mentalität?
Ich bin ja noch groß geworden in der Zeit, in der es die Aktion Sorgenkind gab. Jetzt heißt diese Initiative zu Recht Aktion Mensch. Genau in diese Richtung müssen wir uns in unseren Köpfen bewegen. Wir haben hier in Hamburg ja den paralympischen Trainingsstützpunkt Rollstuhlbasketball, da durfte ich mal mitspielen und hatte ein prägendes Erlebnis.

Erzählen Sie mal.
Ich war ziemlich überfordert, weil ich gleichzeitig dem Spielverlauf folgen, den Ball prellen und noch den Rollstuhl bewegen musste. Es ging auch ziemlich zur Sache, ständig sind die Rollstühle zusammengestoßen. Ich habe mich anfangs sehr zurückgehalten, weil ich dachte: Du kannst doch keinem Sportler mit Behinderung an die Karre fahren, gar foulen. Aber als ich dann selbst dreimal auf dem Rücken gelandet bin, hat es bei mir im Kopf klick gemacht. Hier geht es nur um Sport, nicht um behindert oder nichtbehindert. Mal rempelt man, es passiert auch mal ein Foul, das ist ganz normal im Sport. Das muss uns bewusst sein, diesen Schalter müssen wir im Kopf umlegen.

Viel los. der Plan zum Tag ohne Grenzen in Hamburg.

© DGUV

Was bedeutet nun der Tag ohne Grenzen in Hamburg?
Der Tag ohne Grenzen ist ein wichtiger Impuls für unsere Bewerbung um Olympische und Paralympische Spiele. Wir hätten den Tag ohne Grenzen aber auch ohne unsere Bewerbung ausgerichtet, weil wir von der Idee überzeugt sind, vom offenen Austausch an diesen beiden Tagen auf dem Hamburger Rathausmarkt, im Herzen der Stadt.

Wie wollen Sie die Paralympics in die Hamburger Bewerbung für 2024 einbauen?
Wir bewerben uns ja auf zwei Großveranstaltungen, die gemeinsam vergeben werden. Die wollen wir noch ergänzen um einen zentralen Baustein, die sogenannten Allympics. Wir wollen eine Öffnung für den Breitensport in den drei Wochen zwischen Olympischen und Paralympischen Spielen. Wo am Sonntag noch Usain Bolt im Stadion 100 Meter gesprintet ist, kann dann am Montag das Sportabzeichen abgelegt werden. Idealtypisch sollten diese Allympics inklusiv stattfinden. Wie wertvoll solche Erfahrungen sind, weiß ich, weil ich in einer inklusiven Handballmannschaft spiele, gemeinsam mit Menschen mit geistiger Behinderung.

Die Berliner Bewerber wollten die Paralympics aufwerten und sie vor den Olympischen Spielen stattfinden lassen. Die paralympischen Verbände wollten das jedoch gar nicht. Was lassen sich die Hamburger für die Paralympics einfallen?
Ich lade alle ein, Ideen zu entwickeln. Wir wollen auch mit allen Verbänden sprechen. Aber wir werden damit erst an die Öffentlichkeit gehen, wenn etwas wirklich spruchreif ist. Kann sein, dass von 100 tollen Ideen nur eine umsetzbar ist. Aber dieser eine Geistesblitz kann es sein, der Paralympics in Deutschland dann besonders macht.

- Wie fühlt es sich an, Fußball zu spielen und den Ball dabei nur zu hören? Wie sitzt es sich in einem Hightech-Rollstuhl? Wie schnell kann man mit Prothese rennen? Antworten auf diese und andere Fragen gibt es am 5. und 6. Juni auf dem Hamburger Rathausmarkt. Mehr Informationen auf der offiziellen Seite und auch hier.

Wer nicht in Hamburg dabei sein kann, kann der Veranstaltung auch in den sozialen Medien folgen unter #Ohnegrenzen auf Facebook, Twitter und Instagram.

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