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Bei der Eröffnungsfeier in der Fischt Arena in Sotschi wurde das Paralympische Feuer entzündet.

© Thilo Rückeis

Paralympics Tagebuch: Folge 1: Der Funke ist übergesprungen

Die Eröffnungsfeier hat stattgefunden, das Paralympische Feuer wurde entzündet - von einem alten Bekannten unserer Reporterinnen und Reporter der Paralympics Zeitung. Erste Eindrücke vom ersten Tag in Sotschi in unserem Tagebuch.

Nach einer durchflogenen Nacht befanden wir uns im Landeanflug auf Sotschi. Plötzlich waren allerdings alle Strapazen vergessen und alle versuchten möglichst dicht an eins der winzigen Fenster zu kommen. Denn: wir flogen gerade über das Fisht-Stadium, wo später am Abend die Eröffnungsfeier stattfinden sollte! Schnell drängten wir uns durch die Gänge, um möglichst schnell aus dem Flugzeug bekommen, als ich plötzlich andere deutsche Stimmen hörte und diese Gesichter kamen mir doch irgendwie bekannt vor: „Sind sie nicht die Eltern von Anna Schaffelhuber? Ich kenne Sie aus der Fernseh-Reportage!“ sprudelte es nur so aus mir heraus und die Schaffelhubers freuten sich ihrerseits auch riesig uns zu sehen und dass die Welt rund um Sotschi so klein wird. Danach folgte eine kleine Sightseeing-Tour durch Sotschi, denn unser Taxifahrer konnte das Paralympics-Zeitung-Haus nicht sofort finden. Allerdings hatten wir dafür die Möglichkeit einer kleinen Stadtrundfahrt und waren fasziniert vom ausladenden Blumenschmuck und den vielen Palmen hier in Sotschi. Endlich am Ziel unserer Reise angekommen, streiften wir uns alle unsere blauen Paralympics-Pullis über, damit man auch sieht, wohin wir gehören! An Schlaf war auch jetzt nicht mehr zu denken, denn wir wollten sofort ins Main Press Center, um uns die schicken Sotschi-Rücksäcke abzuholen. Die waren vollgepackt mit lauter tollen Geschenken wie zum Beispiel eine Tasse mit den beiden Maskottchen drauf. Die wird hier gute Dienste leisten, wenn wir uns nachts mit viel Kaffee wach halten, um noch die letzten Artikel fertig zu schreiben.

Der Nachmittag verging wie im Flug und das eigentliche Highlight des Tages rückte immer näher: die Eröffnungsfeier der Paralympics! Je näher wir zum Fisht-Stadion kamen, umso mehr Spannung lag in der Luft. Ob mit Fähnchen ausgestattete Fans oder Journalisten mit ihren Kameras – alle strömten mit glänzenden Augen in die abgedunkelte Halle. Uns konnte auch nichts mehr halten und wir veranstalteten erst einmal eine ausgiebige Foto-Session, um diesen großartigen Moment für Freunde und Familie festzuhalten. Der Countdown begann: nur noch fünf Minuten bis zum Start. Das Stadion war voll und die Besucher konnten es kaum noch erwarten. Wie also am besten die restliche Zeit nutzen? Genau: mit einer Laola-Welle. Diese setzte sich in einer Ecke in Bewegung und ging dann rund herum durch das Stadion. Pures Gänsehaut-Feeling! Dann ging es endlich los, die Show begann. Natürlich hatten wir die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele auch schon im Fernsehen verfolgt, aber das ist nichts gegen die persönliche Erfahrung vor Ort. Man weiß gar nicht, wo man zuerst hinschauen soll, bei so ausgefallenen Choreographien und Kostümen. Als die Mannschaften einzogen, jubelten wir selbstverständlich besonders laut beim Deutschen Team und es war eine Freude mit anzusehen, wie sehr sich die Sportler freuten und die Zuschauer sie feierten. Es fühlte sich an wie eine große Familie, die gekommen ist, um eine riesengroße Party zu veranstalten.

Sergej Shilov (links im Bild) entzündete zusammen mit Olesya Vladikina das Paralympische Feuer.
Sergej Shilov (links im Bild) entzündete zusammen mit Olesya Vladikina das Paralympische Feuer.

© Thilo Rückeis

Darauf folgte der nächste Höhepunkt, der mich persönlich so ergriff, dass ich ein paar Tränen verdrückte. Wir hatten beim Workshop in Moskau den Sotschi-Botschafter Sergej Shilov kennengelernt, der sich extra Zeit für ein Interview nahm, um mit mir über den Paralympischen Fackellauf zu sprechen. Er hatte auch die olympische Fackel zum Empfang der Deutschen Botschaft in Moskau mitgebracht und dass wir alle einmal damit posieren durften, machte ihn zu meinem persönlichen Held. Bei unserem Gespräch erzählte er mir, dass er bei der Etappe in Sotschi die Fackel tragen werde und ich hatte schon inständig gehofft, dass er derjenige sein werde, der schlussendlich das Feuer entzündet. Zu diesem Zeitpunkt war das aber noch ein streng gehütetes Geheimnis und er selbst wusste nicht, wen das Komitee auserwählt hatte. Umso mehr stockte uns bei der Eröffnungsfeier der Atem, als aus den Lautsprechern ertönte, wer der letzte Fackelträger ist, um das Feuer zu entfachen: Sergej Shilov! Unsere Gruppe jubelte frenetisch und ich freute mich von ganzem Herzen für den sympathischen Ausnahmesportler!

Die Spiele sind eröffnet, das Feuer wird nun die nächsten neun Tage brennen. Eins kann ich nach diesem aufregenden und ereignisreichen Tag schon sagen: der Funke ist definitiv übergesprungen und ich freue mich auf alles, was noch kommt!

Katharina Schiller

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