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© Thilo Rückeis

Pistorius-Interview: "Das ist eine andere Dimension"

Er ist der Popstar der Paralympics: Oscar Pistorius. Wo auch immer der 21-Jährige am Nationalstadion auftaucht, ist er von Kamerateams und Menschentrauben umringt. Im 100-Meter-Finale siegte Pistorius bereits, über 200 und 400 Meter sollen zwei weitere Goldmedaillen folgen.

Der Mann aus Gauteng in Südafrika wurde auch über die paralympische Szene hinaus bekannt, nachdem er sich im Frühjahr das Recht eingeklagt hatte, bei Olympia gegen nichtbehinderte Läufer starten zu dürfen. Allerdings konnte er sich dann doch nicht qualifizieren. Annette Kögel traf den Prothesenläufer, dem infolge eines Geburtsfehlers im Alter von elf Jahren Füße und Teile beider Unterschenkel amputiert werden mussten.

Sie haben gleich im ersten Lauf Gold geholt, waren aber trotzdem nicht richtig zufrieden.

Ja, ich hätte über die 100 Meter schneller sein können. Ich muss noch an meinem Start arbeiten, ich kam einfach zu langsam aus den Blöcken. Und meine Reaktionszeit kann auch noch besser werden. Die Bahn hier ist sehr schnell, allerdings war sie beim Lauf auch ein bisschen nass. Jedenfalls waren die ersten 30 Meter schrecklich, aber dann kam ich langsam in Fahrt. Ich kenne die Situation, anfangs unter meinen Erwartungen zu laufen, und dachte mir: Jetzt lege einfach den sechsten Gang ein. Das waren entweder die langsamsten ersten 30 oder die schnellsten letzten 70 Meter meiner Karriere.

Was haben sie sich für die 200 Meter am kommenden Sonnabend vorgenommen?

Ich werde mich voll auf das Rennen konzentrieren und alles geben. Ganz klar, ich will wieder Gold holen. Und möglichst einen Weltrekord aufstellen.

Wie empfinden Sie diese 13. Paralympics bislang? Die Chinesen reden ja davon, dass es die besten Spiele aller Zeiten werden sollen.

Das, was ich hier hier erlebe, übertrifft all meine Erwartungen. Die Bedeutung, die die Paralympischen Spiele für die Chinesen haben, die Art und Weise, wie sie das Event präsentieren, wie stolz sie darauf sind, Gastgeber zu sein -  das ist überwältigend. Ich habe ja Athen 2004 miterlebt, das waren meine ersten Spiele und damit schon etwas Besonderes. Aber die Paralympics hier in Peking, das ist eine andere Dimension. Es ist unglaublich, hier zu sein. Und ich bin froh, hier aufzutreten und Leistung bringen zu können.

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Popstar. Wo Pistorius auftaucht, bilden sich Menschentrauben.

© Thilo Rückeis

Können Sie den Leuten in Deutschland etwas davon vermitteln, was Sie hier erleben?

Dass so ein riesiges Stadion fast bis an die obersten Ränge voll ist, das ist eine großartige Kulisse. Wie die Leute mitgehen und einen unterstützen: Die sind so leidenschaftlich, fröhlich, begeisterungsfähig, die feuern einen mit so viel Spaß an, das kann sich keiner vorstellen.

Glauben Sie, dass sich durch die Spiele auch die Lage der Menschen in China verändern kann, behindert oder nichtbehindert?

Hier kommen so viele Menschen aus vielen Ländern zusammen, die sich über ihre Lebenssituation austauschen, und die Stimmung ist sehr inspirierend – ja, das denke ich schon.

Was halten Sie von der Infrastrukur, was vom Stadion?

Für uns Sportler ist hier alles sehr gut organisiert. Die Architektur ist beeindruckend, und auf der Bahn im Nationalstadion wird es weiter gute Zeiten geben.

Fühlen Sie sich ausreichend vorbereitet für die Wettkämpfe? Sie haben ja wegen Ihres Klageverfahrens vor dem CAS-Sportgerichtshof viel Training verpasst.

Ich hätte natürlich gern mehr gemacht, aber ich fühle mich gut in Form. Letztlich kann man doch keinem anderen die Schuld geben, wenn etwas nicht klappt, als sich selbst. Und man ist nur immer so gut wie das Team, mit dem man zusammenarbeitet. Ich lerne jedenfalls bei jedem internationalen Wettkampf immer neu von meinem Trainer.

Ist Ihre Freundin mit nach Peking geflogen?

Nein, sie ist Zuhause geblieben. Ich soll und will mich hier ja voll auf den Sport fokussieren.

Das Gespräch führte Annette Kögel.

Annette Kögel[Peking]

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