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Podolski: Rückkehr aus Liebe

Lukas Podolski wechselt im Sommer nach Köln zurück – als wichtigster Darsteller des „Aufbruchs FC“

In Köln, wo die Freude ohnehin zu Hause ist, breitete sich an diesem trüben Januarmontag ein kaum fassbares Glücksgefühl aus. ER kommt zurück. Als ob der Elferrat in Köln erst jetzt wieder vollständig wäre. Wenn der Sommer kommt, dann ist er jedenfalls wieder da, das steht seit diesem Montag fest. Und er wird auch so schnell nicht mehr gehen. Bis 2013 hat sich Lukas Podolski an den FC gebunden.

Es gehen offenbar Herzenswünsche in Erfüllung, wenn Podolski nach drei Jahren zur neuen Saison vom FC Bayern München wechselt, sein eigener und die einer ganzen Stadt. „Ich bin froh, dass die Spekulationen um meine Person ein Ende haben“, teilte Podolski mit. „Ich bin vom Konzept des Klubs restlos überzeugt.“

Und der Verein von ihm. „Das ist ein Meilenstein in der Geschichte des FC“, sagte Trainer Christoph Daum. „Er ist seinem Herzen gefolgt“, sagte FC-Präsident Wolfgang Overath. Und selbst für Oberbürgermeister Fritz Schramma gehörte eine Würdigung zu den offiziellen Amtsgeschäften an diesem Montag: „Lukas ist ein absoluter Glücksfall. Er gehört zum FC wie der Dom zu Köln.“

Zehn Millionen Euro soll es den Klub gekostet haben, den 23 Jahre alten Stürmer zurück an den Rhein zu holen, nach monatelangem Verhandeln. So viel hat der Klub noch nie für einen Fußballspieler ausgegeben. Im Jahr soll er drei Millionen Euro verdienen. Doch es sind seine Füße, die den FC in die Champions League schießen sollen – das ist die stille Hoffnung.

Trainer Daum, der auch schon als Heilsbringer nach Köln zurückgekehrt war, war beinahe der sachlichste Kommentator dieses Wechsels: „Wir bekommen einen sehr guten Spieler.“ Es heißt, dass der Trainer dem Transfer nur zugestimmt habe, wenn er neben Podolski weitere Verpflichtungen tätigen kann. Dann könnte sich Podolski den Druck der Erwartungen immerhin mit anderen teilen. „Poldi ist bereit, diese Verantwortung auch zu übernehmen“, sagte Daum. „Wir haben große Visionen und jetzt erstmal Fakten geschaffen.“ Podolski ist also der wichtigste Projektmitarbeiter des „Aufbruchs FC“, wie Daum die neue Phase des Klubs nennt.

Ankunft in Köln, Abschied in München. Nun, da die Entscheidung feststeht, hielt Uli Hoeneß es für angezeigt, dem Scheidenden kurz den Bauch zu pinseln. „Ich halte Lukas charakterlich für einen einwandfreien Spieler“, sagte der Manager des FC Bayern. Doch dieses Kompliment war nur die Ouvertüre zu dem, was Hoeneß wirklich am Herzen lag: Podolski an die Kandare zu nehmen. „Deswegen“, fuhr Hoeneß fort, „glaube ich, dass er dem FC Bayern gegenüber eine gewisse Dankbarkeit zeigen wird, dass wir das für ihn gelöst haben. Ich erwarte, dass er bis zum Schluss alles gibt und sich wunderbar aus München verabschiedet.“

Wie das mit dem wunderbaren Abschied konkret funktionieren soll, kann man sich im Moment nur schwer vorstellen. Podolskis Aussichten zu spielen sind in der Rückrunde kleiner denn je. Zudem hat er wegen einer Grippe den größten Teil der Vorbereitung verpasst. Und Trainer Klinsmann hat schon ziemlich deutlich gesagt, dass nicht mehr Podolski, sondern Zugang Landon Donovan seine Nummer drei hinter Luca Toni und Miroslav Klose sei. Warum also sollte Podolski sich gerade jetzt mit aller Macht reinhängen? Wenn er das schon vorher nicht getan hat, wie sie beim FC Bayern finden.

„Ich denke, er hat vielleicht zu früh bei den Bayern aufgegeben“, sagte Vereinspräsident Franz Beckenbauer kürzlich. Klinsmann ergänzte: „Er kam mit der Situation nicht zurecht. Er ist halt der Typ, der gern das Gefühl hat, dass er gesetzt ist – ähnlich wie bei der Nationalmannschaft.“ Dass er nun nach Köln und nicht zu einem Verein mit internationaler Präsenz wechselt, hält Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge für einen „Karriere-Rückschritt“. Es sind Sätze, die Hoeneß’ Unbedenklichkeitsbescheinigung für Podolskis Charakter konterkarieren. Sie haben beim FC Bayern vielleicht verstanden, wie der Fußballer Podolski tickt. Akzeptiert aber haben sie es nie.

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