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Post aus Peking: Generalstabsmäßig durchgeplant

Einsichten und Ansichten unserer Paralympics-Reporter. Heute wundert sich Annette Kögel über die chinesische Bürokratie.

So viel gehört, so viel gelesen, und doch ist alles ganz anders in China als gedacht. Das fängt schon beim Design der Dächer an. Mein Flugzeug schwebt in Peking ein, und alles leuchtet da unten auf der Erde beim Blick aus dem Fenster Rot und Blau. „Rot ist die Farbe des Glücks, und Blau steht für die Reinheit“, erklärt eine der Mitarbeiterinnen im Akkreditierungszelt vorm Main Press Center auf dem Olympiagelände. Klar, dass auch ihr Arbeitsshirt rot leuchtet.  Manche sehen aber auch Rot, denn die Chinesen stehen den Deutschen beim Faible für Bürokratie in Nichts nach.

Generalstabsmäßig durchgeplant ist hier alles, egal, ob man sein Journalisten-Umhängekärtchen abholen oder einen WLAN-Anschluss für den Laptop besorgen möchte. Anstellen am ersten Counter, Formular ausfüllen am nächsten, bezahlen am dritten und abholen am vierten, Sprints zwischen den einzelnen Stationen inklusive. Wobei es gar nicht so leicht ist, sich ehrlich zu machen, denn auf dem Pekinger Areal der Paralympischen Spiele werden nur Visa-Karten akzeptiert: Visa, proud Sponsor of the Paralympics Games.

Die Taxen sind hier braungelb, die Fahrer können in der Regel nichts als Chinesisch, weswegen man stets Hotelname und Vogelnest-Bezeichnung als Schriftzeichen auf Papier bei sich tragen muss, sonst ist man verloren - wie die Autorin dieser Zeilen am ersten Tag. Wie modern und architektonisch verspielt die Stadt, wie amerikanisch anmutend die Highways! Das Grau in Grau vor der Kulturrevolution ist längst verblichen. Ziemlich bunt geht es auch im Paralympischen Dorf zu. Überall hängen Landesflaggen aus den Fenstern, und die Australier lassen gleich noch Plastikkänguruhs in der dank weiter geltender Fahrverbote relativ frischen Luft baumeln. Die kann man aber von oben aus dem Flieger nicht sehen.

Annette Kögel[Peking]

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