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Haben auch einen politischen Auftrag in diesen Tagen: Die Spieler der NBA.

© dpa

Proteste gegen Polizeigewalt und Rassismus: Was der deutsche vom US-Sport lernen kann

Der US-Sport setzt ein Zeichen gegen Rassismus. Hierzulande sind die Athleten eher dazu angehalten, den Mund zu halten. Das sollte sich ändern. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Martin Einsiedler

Das Zeichen des US-Sports gegen Rassismus und Polizeigewalt ist gewaltig, der gesellschaftliche Nutzen offenkundig. Die Frage ist nun: Kann der Sport hierzulande Lehren daraus ziehen? Soll er politischer werden?

Der deutsche Sport pflegt ein sehr verdruckstes Verhältnis zur Politik, die offensichtliche Verbindung wird meist geleugnet. Hin und wieder werden ein paar Clips eingespielt, in denen Fußballer oder Athleten Rassismus anprangern; hier und da wird mal ein „No Racism“-Schild in die Kamera gehalten.

Ansonsten sind die Sportler eher dazu angehalten, den Mund zu halten. Und wenn die Politik unweigerlich auf den Sport trifft, ist der Umgang damit ungelenk bis peinlich, wie im Fall des ausgemusterten Nationalspielers Mesut Özil deutlich wurde.

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Das alles rührt aus der deutschen Sportgeschichte. Erst instrumentalisierten die Nazis den Sport für ihre Zwecke, später dann die Kommunisten. Der Sport in Deutschland begab sich in eine Art „Bubble“, isolierte sich. Wirklich gelungen ist das nie. Weil es nicht geht, weil der Sport so groß ist, dass er sich nicht abnabeln kann von gesellschaftspolitischen Entwicklungen.

Von daher: Es wäre schön, wenn ein Umdenken stattfinden würde. Wenn der Sport sich aus seiner Blase befreien und mutiger werden würde. Es gibt in diesem Land ein klares Bekenntnis zu demokratischen Werten. Auf dieser Basis kann sich der Sport lauter als bisher zu politischen Dingen äußern. Das hieße dann aber auch, dass er nonkonforme Meinungen aushalten müsste. Einen Versuch wäre es in jedem Fall wert.

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