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Trainer Pal Dardai hat die Hinrunde mit seiner Mannschaft auf Platz sieben beendet.

© imago/Matthias Koch/IMAGO/Sebastian Räppold/Matthias Koch

Rückblick und Ausblick von Herthas Trainer Dardai: „Was wir geschafft haben, ist fast das Maximum“

Für die Mannschaft von Hertha BSC ist die Hinrunde bereits beendet. Bevor die Spieler Mitte der Woche in Urlaub gehen, hat Trainer Pal Dardai Bilanz gezogen.

Die Hinrunde ist für Hertha BSC seit dem Wochenende vorbei. Trotzdem trainiert die Mannschaft des Berliner Fußball-Zweitligisten noch bis Mittwoch, ehe sich die Spieler in den Weihnachtsurlaub verabschieden. Unter anderem stehen leistungsdiagnostische Untersuchungen an, für die Trainer Pal Dardai in der Vorbereitung auf die Rückrunde keine wertvolle Zeit opfern will.

Dardai selbst verbringt Weihnachten mit der Familie in Berlin. „Vielleicht gehe ich danach mit meiner Frau und meinem Hund kurz nach Ungarn, Schweine schlachten“, sagt er, „aber nach EU-Norm, das ist alles geprüft.“ Vor dem Weihnachtsurlaub hat sich Herthas Trainer am Montag in einer Medienrunde noch einmal ausführlich geäußert. Hier seine wichtigsten Aussagen.

Über die (Daten-)Analyse der Hinrunde: Die Werte zeigen, dass wir zurecht da stehen, wo wir stehen. Wir wissen, wo wir uns verbessern müssen. Auf der rechten Seite brauchen wir mehr Torgefahr. Die linke Seite ist torgefährlicher, dafür werden mehr Gegentore über links vorbereitet. So gleicht sich das wieder aus. Im Zentrum müssen wir uns noch entwickeln. Da brauchen wir eine bessere Balance. Auch der Ballbesitz in der gegnerischen Hälfte kann noch besser werden.

Aber wir haben sehr vieles geschafft, wenn man bedenkt, dass wir im Sommer bei null angefangen haben. Wir haben etwas gerettet.

Über das 0:0 gegen Osnabrück am letzten Spieltag: Anfang der Saison hätten wir ein solches Spiel noch verloren. Nach meiner Rechnung haben wir minus zwei Punkte. Wir sind Siebter, wie ich es vor der Saison gesagt habe. Ein bisschen Licht sieht man noch. Aber der Start in die Rückrunde ist wichtig. Es wird eine heftige Anfangsphase sein.

Wir haben nicht zehn Millionen Euro, um Wünsche zu äußern. Wenn keiner geht, kommt auch keiner. 

Pal Dardai über mögliche Neuverpflichtungen im Winter

Über Fortschritte in der Hinrunde: Ich habe den Spielern heute gesagt: Ich ändere mich nicht, ich bleibe direkt und hart. Es ist meine Aufgabe, aus den Spielern das Maximum rauszuholen. Wenn wir ehrlich sind: Was uns in der Hinrunde gelungen ist, war fast das Maximum. Vielleicht kann man über drei, vier glückliche Punkte reden. Aber es gab Phasen, da ist die Mannschaft nach Führungen in den Bequemlichkeitsmodus verfallen. In der Endphase war es besser. Die Spieler lernen, das ist schön.

Jeder will aufsteigen, jeder hat diesen Traum. Jetzt kann man zehn Tage träumen. Aber ab dem 3. Januar wird wieder gearbeitet. Von der Qualität sind wir nicht so weit, dass wir heute ausrufen: Wiederaufstieg! Wir sind auf einem guten Weg. Niemand hat geahnt, dass das so schnell so eine stabile Mannschaft wird.

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Punkte hat Hertha BSC in der Hinrunde geholt. Das bedeutet Platz sieben zur Halbzeit der Saison.

Wir haben eine gute Punktzahl. Wir haben gute Spiele gesehen. Und man darf nicht vergessen: Wir haben sehr viele Tore geschossen. Wir spielen nach vorne. Wenn du die Pokalspiele dazu nimmst, haben wir sogar so viele Tore geschossen wie lange nicht mehr.

Über mögliche Zugänge im Winter: Wir haben nicht zehn Millionen Euro, um Wünsche zu äußern. Wenn keiner geht, kommt auch keiner. Wenn einer geht, muss auch einer kommen. Aber ich glaube, es kommt keiner, und es geht keiner. Wenn die Verletzten zurückkommen, haben wir einen stärkeren Konkurrenzkampf. Das kann zehn Prozent, vielleicht sogar zwanzig Prozent ausmachen. Das sind schon sechs, sieben Punkte mehr. Das wäre toll.

Über Verteidiger Marc Kempf, der den Klub im Sommer verlassen wollte: Wenn er durchtrainiert ist und sich konzentriert, ist er ein wichtiger Spieler. Im Spielaufbau muss er sich weiterentwickeln. Aber da bin ich dran. Wir versuchen, die schlechten Automatismen bei ihm rauszukriegen.

Marc Kempf (links) wollte den Verein im Sommer verlassen.

© imago/Eibner/IMAGO/Eibner-Pressefoto / Claudius Rauch

Das Aufbauspiel fängt von hinten ihn. Der Pass muss kommen, wenn der Stürmer einen Bewegungsvorsprung hat. Aber der kommt selten. Da muss sich auch Toni (Leistner) weiterentwickeln. Ich weiß, das ist schwer. Beide sind keine 22 mehr.

Über Holstein Kiel als Herbstmeister der Zweiten Liga: Überrascht bin ich nicht. Die Mannschaft ist sehr zielstrebig. Die langen Bälle, wie sie nachgehen und wie sie Druck machen: Das ist Zweitliga-Spielweise, und die spielen sie auf höchstem Niveau. Es ist sehr schwer gegen sie. Wir haben in Kiel gewonnen, weil wir mit unseren Wechselspielern das Spiel gerettet haben.

Wenn man sieht, wie viele Punkte man mit einfacher Spielweise und mit Leidenschaft sammeln kann, dann muss das auch unser Ziel sein.

Über den FC St. Pauli, die vermeintliche Übermannschaft der Zweiten Liga: Wenn die Böden schlechter werden, wird es schwieriger für Kombinationsfußball. Das hat man am Wochenende gesehen. St. Pauli ist (gegen Aufsteiger Wehen Wiesbaden) mehr am Platz gescheitert als am Gegner. Aber wenn alle Spieler gesund bleiben, bleibt St. Pauli für mich der Riesenfavorit auf den Aufstieg. Ab April, wenn die Plätze wieder besser sind, können sie auch wieder richtig Fußball spielen. Das ist die Stärke dieser Mannschaft.

Über seine drei Söhne Palko, Marton und Bence im Kader: Zecke (Andreas „Zecke“ Neuendorf, Herthas Direktor Lizenzspielerabteilung) ist im Frühjahr zu mir gekommen und hat mir gesagt: „Nur damit du das weißt: Wir werden Palko verpflichten. Dann hast du drei Söhne in deiner Mannschaft. Willst du das? Oder willst du das nicht?“

Drei Dardais im Team. Gegen Düsseldorf spielten Marton, Palko und Bence Dardai (von rechts) erstmals gemeinsam für Hertha BSC.

© IMAGO/Norbert Schmidt

Ich habe eine Woche gebraucht: Soll ich? Oder soll ich nicht? Denn leider gibt es in Deutschland unintelligente Journalisten. Das war nicht intelligent, was einige hier gemacht haben. Man muss das erst einmal beobachten, dann etwas schreiben und nicht gleich das Messer zücken. Das war nicht korrekt, nicht fair. Aber ich habe das gewusst.

Es war eine sehr harte Entscheidung, die Aufgabe überhaupt anzunehmen. Es geht bei mir nicht ums Geld. Momentan verdiene ich nicht so viel wie sonst.

Die Jungs sind fleißig. Die Jungs wollen. Alle wollen sich verbessern. Darauf bin ich sehr stolz. 

Herthas Trainer Pal Dardai über seine Mannschaft

Über den Charakter seiner Mannschaft: Es war mein Ziel, die Mentalität zu Hertha BSC zurückzubringen und einen Teamgeist zu entwickeln. Ich weiß, wie der Teamgeist unter Jürgen Röber (Herthas Trainer von 1996 bis 2002) gewesen ist, wie wir zusammengehalten haben. Damals haben wir auch privat viel zusammen erlebt. Das war einfach geil. Das hat Hertha BSC ausgezeichnet. Die Fans reden heute noch über diese Mannschaft.

Deshalb macht es mich froh, wenn jetzt die Menschen zu mir kommen und sagen: „Wir lieben diese Mannschaft.“ Das ist einfach positiv. Wir haben das gedreht. Die Jungs sind fleißig. Die Jungs wollen. Der Kraftraum ist voll. Alle wollen sich verbessern. Darauf bin ich sehr stolz. Das macht Spaß. Und da müssen wir dranbleiben.

Über eine mögliche Rückkehr von Suat Serdar, der an Hellas Verona ausgeliehen ist: Ich habe zu ihm gesagt: Von mir aus kannst du nach Madrid oder Barcelona wechseln. Aber alles andere wird deine Leistung runterziehen. Ich glaube, er hat schon festgestellt, wie schön es in Berlin ist. Vielleicht hat ihm im Sommer die Geduld gefehlt. Denn wenn er hier wäre, wäre er ein Leistungsträger bei uns. Er ist ein guter Junge, und es wäre schön, wenn er hier spielte. Aber für uns ist er unbezahlbar. Wir können ihn nicht behalten.

Über die Aussage von Johannes Spors, dem Sportdirektor von Herthas Investor 777 Partners, dass Herthas Kader besser sei als der aktuelle Tabellenstand: Damit bin ich nicht ganz einverstanden. Wir können stolz auf die Punktzahl sein. Hätten wir 27 erreicht, wäre es das Maximum gewesen. Er soll sagen, wo mehr möglich gewesen wäre. Dann akzeptiere ich das. Kritik ist immer gut.

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