zum Hauptinhalt
Mathias Gidsel setzt seinen rasanten Aufstieg fort.

© AFP/LISELOTTE SABROE

Rückraumspieler der Füchse Berlin: Mathias Gidsel räumt bei der WM alles ab

Weltmeister, bester Torjäger, wichtigster Spieler. Mathias Gidsel von den Füchsen ist mit 23 Jahren bereits ganz oben angekommen und feiert mit Dänemark einen historischen Titel.

Schon eine halbe Minute vor Abpfiff lagen sich die ersten Spieler in den Armen, der eine oder andere schaute teils ungläubig, teils glückserfüllt auf die Anzeigetafel in Stockholm. In rotleuchtenden Zahlen stand dort ein 34:29 gegen Frankreich für die Dänen, bei denen es, als die Sirene endlich ertönte, kein Halten gab. Als sie alle aufs Feld stürmten und die gewonnene Weltmeisterschaft bejubelten.

„Es war eine fantastische Leistung der Mannschaft. Ein perfekter Abschluss“, sagte Mathias Gidsel nach Abpfiff. Dem Rückraumspieler der Füchse Berlin ist es mit Dänemark als erste Nation in der 85-jährigen WM-Geschichte gelungen, den Titel das dritte Mal in Folge zu holen. „Ich bin so stolz darauf, dass wir das geschafft haben. Ein Mini-Land wie Dänemark ist zum dritten Mal Weltmeister. Es gab schon so gute Nationen im Handball, aber das ist wahrscheinlich etwas Einmaliges, das wird vielleicht niemand wieder schaffen“, freute sich der 23-Jährige.

Mit seinen sechs Toren, mit seinem schnellen Spiel und mit seinem unermüdlichen Einsatz hatte er wieder einmal einen nicht geringen Anteil am Sieg seiner Mannschaft – und sicherte sich mit insgesamt 60 Turniertreffern außerdem die Auszeichnung zum besten Schützen der WM.

„Das ist aber gar nicht nur mein Verdienst. Ich bin Teil einer überragenden Offensive und kann dadurch leicht treffen“, sagte Gidsel bescheiden. Genau diese ausgeglichene Angriffsreihe war auch am Sonntagabend ausschlaggebend.

Denn nachdem Trainer Nikolaj Jacobsen in den Begegnungen zuvor auf wenige Spieler gesetzt hatte, konnte er im Finale, als die erste Reihe eine Pause brauchte, munter durchwechseln und mit Flensburgs Mads Mensah Larsen nicht nur neue Frische aufs Parkett bringen, sondern ebenso eine Wurfgewalt, von der andere Mannschaften nur träumen können.

Im Rückraum trafen Rasmus Lauge, Simon Pytlick und eben Mathias Gidsel nahezu aus jeder Lage und demonstrierten einerseits ihre außergewöhnliche Klasse und andererseits, dass Erfolg in Dänemark kein Kurzzeitphänomen ist.

Die Jugendarbeit, die Vereinsstruktur, die Akzeptanz in der Bevölkerung – diese Fakten haben den Handball bei den Skandinaviern über Jahre wachsen und zum Volkssport werden lassen. Das wurde auch Gidsel nicht müde zu betonen, der sich abermals bei der Basis bedankte.

Der Rückraumspieler muss es schließlich wissen, kann er doch mittlerweile als Personifikation dieser Entwicklung angeführt werden. Er, der durch seinen rasanten Aufstieg in die Weltklasse schnell zum Idol zahlreicher Kinder avancierte. Der in nur drei Jahren Nationalmannschaft auf zweimal WM-Gold, Olympia-Silber und EM-Bronze verweisen kann, immer Teil des Allstar-Teams war und seine Reihe der Ehrungen in diesem Jahr erneut verlängern kann. Unumstritten wurde er zum wertvollsten Spieler des Turniers gewählt.

Dass diese Wahl durch die späte Bekanntgabe nach dem Finalspiel fast unterging, hätte Gidsel und Co. kaum unwichtiger sein können. Die Kaltgetränke flossen ohnehin – und das werden sie wohl noch eine Weile. Nicht zuletzt, weil am Montag der offizielle Empfang am Rathaus in Kopenhagen auf dem Programm stand. Dort kann die Mannschaft im Vergleich zur mauen Pandemie-Situation vor zwei Jahren endlich wieder mit ihren Fans feiern.

„Da freue ich mich drauf. Das ist ein Kindheitstraum. Ich muss nur aufpassen, dass ich den Pokal nicht über den Balkon hebe. Der ist sauschwer“, sagte Gidsel mit einem Schmunzeln im Gesicht. Bis er bei den Füchsen zusammen mit seinen Landsmännern Hans Lindberg und Jacob Holm am Samstag wieder zum Training erscheinen muss, ist immerhin noch etwas Zeit. Bis dahin zählen nur die Weltmeisterschaft und der Jubel mit Dänemark.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false