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Return mit Schwächen. Sabine Lisicki fühlt sich in Wimbledon wohl, gut spielte sie in ihrem Auftaktmatch aber nicht.

© Reuters

Wimbledon 2014: Sabine Lisicki zurück am Ort ihres größten Triumphs

2013 zog die Berlinerin Sabine Lisicki sensationell ins Finale von Wimbledon ein. Nun ist sie zurück bei ihrem Lieblingsturnier - nach einem Jahr voller Enttäuschungen. Immerhin: der Auftakt in London glückte schon mal.

Vor einem Jahr hatte es Tränen gegeben auf dem Centre Court von Wimbledon. Sabine Lisicki war untröstlich gewesen nach ihrem verlorenen Finale. An einem Tag, der nach einem furiosen Turnierverlauf eigentlich der inzwischen 24 Jahre alten Berlinerin hätte gehören sollen, und an dem dann doch irgendwie alles schief gelaufen war. Zwölf Monate später nun war sie zurück – auf ihrem Rasen, auf jenem ehrwürdigen Platz, auf dem man die Tennis-Geschichte förmlich atmen kann. Und wieder gab es Tränen auf dem satten Grün, dieses Mal allerdings nicht von Lisicki. Denn da die Tradition in Wimbledon so groß geschrieben wird, wie nirgendwo sonst, hat von jeher die Titelverteidigerin die Ehre, den Damenwettbewerb am Dienstag auf dem Centre Court zu eröffnen. Doch Marion Bartoli hatte ihre Karriere im letzten Jahr beendet, daher durfte Lisicki den Platz der Französin einnehmen. Bartoli jedoch übernahm vor der Partie den Münzwurf. Und als sie den Rasen betrat und die Zuschauer im Rund ihr stehend zujubelten, da übermannte es Bartoli endgültig. Zumindest einmal noch durfte die 29-Jährige als amtierender Wimbledonchampion den Ort ihres größten Erfolges betreten.

Lisicki lächelt die Störgeräusche einfach weg

Kurz darauf folgte ihr Lisicki ins Stadion. Für die Berlinerin gab es Applaus, doch für sie erhoben sich die Zuschauer nicht. Doch Lisicki strahlte bei ihrem Gang auf den Platz wieder über das ganze Gesicht, wie sie es immer in Wimbledon tut. Ein paar Schritte hinter ihr folgte Julia Glushko, diesen Abstand sollte die 24-jährige Israelin auch im Match stets einhalten und unterlag klar mit 2:6 und 1:6. Bartoli und Lisicki, die Kontrahentinnen von einst, umarmten sich freundschaftlich am Netz, und die Französin sagte später: „Das ist mein Geschenk an Sabine.“

Doch es war nicht Bartolis Entscheidung gewesen, der All England Club hatte die Wahl getroffen und die hatte für Diskussionen im Vorfeld gesorgt. Denn im Grunde hätte es Serena Williams, der Weltranglistenersten und fünfmaligen Wimbledonsiegerin zugestanden, das Turnier zu eröffnen. Zudem war die US-Amerikanerin auch vor Bartoli im Jahr 2012 die letzte Gewinnerin. So wirkte Williams dann auch sehr schmallippig, als sie danach gefragt wurde. „Na ja, Sabine war im Finale. Dann war sie wohl zwei Sätze dichter dran als ich. Also, was soll’s?“ Lisicki dagegen lächelte die Störgeräusche einfach weg. „Es war eine so große Ehre für mich, dass ich das Turnier eröffnen durfte“, sagte sie und strahlte, „dafür bin ich so dankbar. Und es war auch eine schöne Geste von Marion.“

Glushko wirkte von Beginn an überfordert

Der britische Fernsehsender BBC, der seit Jahren das Wimbledon-Turnier in alle Welt überträgt, zeigte jedoch am Dienstagmittag nicht, wie Lisicki in die zweite Runde einzog. Nach dem emotionalen Auftritt von Bartoli schaltete das Hauptprogramm auf die Partie von Roger Federer auf Court 1 um. Besonders hochklassiges Tennis verpassten die Zuschauer vor den Bildschirmen allerdings nicht, und Lisicki erklärte später fast entschuldigend, sie sei „richtig nervös“ gewesen. „Das ist so ein besonderer Ort für mich“, erklärte sie, „und es war so ein unglaublicher Moment für mich, als ich raus ging.“

Glushko, die sich erstmals in Wimbledon für das Hauptfeld qualifiziert hatte und erst seit dem letzten Herbst zu den besten 100 Spielerinnen zählt, wirkte von Beginn an überfordert mit dem ungewohnten Untergrund. Doch Lisicki, die seit ihrem Finaleinzug vor einem Jahr im Formtief steckt, hatte Mühe, so souverän zu spielen, wie es das Ergebnis später vermuten ließ. Lisicki unterliefen mehr Fehler als Winner, bei der Verwertung ihrer Breakchancen mangelte es ihr an Konsequenz: Nur vier von 13 Möglichkeiten nutzte Lisicki. Doch Lisicki strahlte alle Zweifel, alle Fragezeichen hinter ihrem Leistungsniveau einfach weg. „Dieser Ort gibt mir so viel Selbstvertrauen, hier spiele ich immer gut“, sagte sie. Der Anfang zumindest ist gemacht.

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