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Kritischer Blick. Sandro Schwarz, der Trainer von Hertha BSC, bei der Einheit am Dienstag.

© imago/Nordphoto/IMAGO/nordphoto GmbH / Engler

Sandro Schwarz kritisiert und verteidigt sein Team: „Wir wissen, dass wir echt einen Schrott gespielt haben“

Sandro Schwarz, der Trainer von Hertha BSC, wird in einer Medienrund ein bisschen lauter. So viel Verve hat seine Mannschaft am Wochenende vermissen lassen.

Sandro Schwarz hob seine Stimme. „Ich bin jetzt auf Betriebstemperatur“, sagte der Trainer von Hertha BSC. Eine knappe Viertelstunde hatte er am Dienstagnachmittag schon geredet, bei der Medienrunde nach dem ersten Training der Woche auf dem Platz. Schwarz hatte sich zu diesem und jenem geäußert, zu den Angeschlagenen und Verletzten, zum anstehenden Programm in der Länderspielpause.

Am Ende aber kreiste alles wieder um das eine große Thema: um den Abstiegskampf, um die Minderleistung seiner Mannschaft am Wochenende, bei der Niederlage gegen den Tabellenletzten Hoffenheim, und um die generelle Widerstandsfähigkeit des Berliner Fußball-Bundesligisten.

„Wie der Abstiegskampf auszusehen hat, das wissen die Jungs auch. Jetzt haben wir es nicht gezeigt. Das ist definitiv so“, sagte Schwarz. „Aber noch mal: Ich werde bei meiner Mannschaft nicht grundsätzlich werden, auf keinen Fall. Ich bin kritisch und sehr unzufrieden mit dem, was wir am Samstag gespielt haben. Das wird aufgearbeitet.“

Schwarz hatte schon am Morgen nach dem Spiel ausführlich Stellung bezogen. Er hatte sich ausreichend zerknirscht gezeigt, enttäuscht, frustriert, wütend und auch ein bisschen überrascht von dem Auftritt seines Teams, das sich bei der 1:3-Niederlage in Sinsheim so willfährig in sein Schicksal gefügt hatte. Und das gegen eine Mannschaft, die selbst gehörig ins Taumeln geraten war und seit einer gefühlten Ewigkeit nichts mehr gewonnen hatte.

Wenn ich in die Kabine komme, läuft da keine Mallorca-Musik, und du denkst: Alles super hier. 

Sandro Schwarz, Trainer von Hertha BSC

Doch wenn Schwarz gedacht haben sollte, dass die Sache damit erledigt sei und er sich nun dem widmen könne, was vor ihm und der Mannschaft liegt, dann hat er geirrt. So schnell wird er dieses Thema nicht los.

Es ist Länderspielpause, zwei Wochen dauert es, bis das nächste Spiel (auswärts in Freiburg) ansteht und Hertha die Gelegenheit erhält, etwas geradezurücken. „Das ist der letzte Eindruck. Das müssen wir uns jetzt anhören und uns gefallen lassen. Wir haben dieses Spiel in den Klamotten drin. Und das gilt es, Stück für Stück rauszuschleudern“, sagte Schwarz.

Dass es ihm eigentlich nicht gefällt, „immer nur in der Vergangenheit herumzupulen“, das machte er bei seinen Ausführungen hinreichend deutlich. Schwarz verteidigte seine Spieler – bei aller berechtigten Kritik – mit einer Verve, die seine Spieler in Sinsheim hatten vermissen lassen. Und er widerspricht dem gerade häufiger geäußerten Vorwurf, dass Hertha die generelle Gefahr unterschätze und die Mannschaft nicht begriffen habe, was Abstiegskampf bedeute.

„Ich glaube schon, dass wir nach Frankfurt den Beweis ganz klar angetreten haben; dass wir wissen, wie unser Spiel auszusehen hat und dass wir das auch in Ergebnisse umgemünzt haben. Aber so was von“, sagte Schwarz.

Bei der Eintracht in Frankfurt hatte Hertha Anfang Februar im vierten Spiel des Jahres die vierte Niederlage kassiert. Danach stellte Schwarz das System um. Die Mannschaft wirkte stabiler und holte aus den drei Heimspielen gegen Gladbach, Augsburg und Mainz immerhin sieben Punkte. Nur auswärts setzte es drei weitere Niederlagen aus drei Spielen.

Aber die Mannschaft gehe nicht leichtfertig mit der Situation um, von wegen: „Das kann passieren? Nein, auf keinen Fall. Das sollte uns vor allem in den neun Spielen nach der Länderspielpause nicht mehr ganz so oft passieren. Der Situation sind wir uns bewusst.“ Seine Spieler gingen sehr selbstkritisch mit ihrem Auftritt gegen Hoffenheim um, sagte Schwarz. „Da gibt es auch keinen Spielraum.“

Dass die Mannschaft am Samstag falsch auf die Herausforderungen reagiert habe, „das unterschreibe ich sofort“, sagte Herthas Trainer. „Aber ich unterschreibe nicht, dass meine Mannschaft diesen Abstiegskampf nicht annimmt. Oder dass sie etwas schönredet. Kein Mensch hat hier das Gefühl: Komm, das kriegen wir schon irgendwie hin.“ Dieses Spiel mache er nicht mit. Er werde seine Spieler daher auch nicht zehn Tage mit Liebesentzug strafen, „auf gar keinen Fall“.

Die Stimmung im Team, „die ist nicht gut“, gab Schwarz zu. „Das ist auch gut so.“ In der Kabine laufe keine Mallorca-Musik, so dass man denke: Alles super hier. Und man müsse sich auch nicht gegenseitig in den Armen liegen. Im Gegenteil. „Wir brauchen diese Stimmung, dass wir wissen, dass wir echt scheiße gespielt haben, dass wir echt einen Schrott gespielt haben. Das sehe ich den Jungs auch an.“

Die Tabelle liest sich für Hertha nicht gut: Seit dem Wochenende liegt die Mannschaft wieder auf dem Relegationsrang. Aber die Lage ist, neun Spieltage vor Schluss, auch nicht aussichtslos. „Es ist nicht so, dass du vier Wochen durch die Gegend laufen und denken musst: Wie sollen wir diese Situation lösen?“, sagte Sandro Schwarz.

Auswärts müsse die Mannschaft ein anderes Gesicht zeigen, in den Heimspielen so auftreten wie zuletzt, „dann kannst du das regeln. Das ist die gute Nachricht.“

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