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Trainer Nenad Bjelica und sein Team haben bis zum Punktspielstart noch einiges zu besprechen.

© imago/Behrendt

Schwache Generalprobe, Ausfälle, Transfergerüchte: Dem 1. FC Union Berlin läuft die Zeit davon

Eine knappe Woche vor dem ersten Punktspiel des Jahres in Freiburg gibt es beim 1. FC Union noch einige Fragezeichen. „Das ist noch sehr weit weg von dem, was ich haben möchte“, sagt Trainer Bjelica.

Testspiele sind nicht immer geeignet, um Urteile über den Zustand einer Mannschaft zu fällen. Oft wird personell oder taktisch experimentiert und in der Vorbereitung sind die Beine aufgrund intensiver Trainingseinheiten meist schwer. Wenn man wie der 1. FC Union Berlin allerdings in einer kurzen Winterpause nur ein Spiel vor dem Wiederbeginn der Fußball-Bundesliga hat, ist dessen Bedeutung nicht zu unterschätzen.

Nenad Bjelica gab sich nach dem dürftigen 2:0 gegen Drittligist Arminia Bielefeld zwar alle Mühe, nicht allzu negativ zu klingen, doch es war eindeutig, dass dem kroatischen Trainer der Auftritt seiner Mannschaft nicht gefallen hatte. Man solle zu diesem Zeitpunkt nach nur vier Trainingstagen nicht darüber sprechen, inwieweit die Mannschaft seine Spielphilosophie schon umsetze, sagte Bjelica – tat ebendies dann aber doch: „Das ist noch sehr weit weg von dem, was ich haben möchte.“

Besonders in der ersten Hälfte zeigte Unions Startelf, die sich am kommenden Samstag (15.30 Uhr) im Pflichtspielauftakt beim SC Freiburg vermutlich nur geringfügig verändern wird, eine besorgniserregende Leistung. Gegen den Ball bekamen die Berliner keinen Zugriff und ließen dem Tabellen-14. der Dritten Liga zu viel Platz. Offensiv gelang Union auf dem sehr stumpfen neuen Rasen kaum eine gelungene Kombination.

Das ist noch sehr weit weg von dem, was ich haben möchte.

Nenad Bjelica über die Leistung seiner Mannschaft gegen Bielefeld

Zur Pause stellte Bjelica taktisch von 4-3-3 auf 3-5-2 um und wechselte fünfmal. Diese Anpassungen halfen der Mannschaft sichtlich, das lag aber auch daran, dass Bielefeld ebenfalls groß rotierte und dabei völlig aus dem Rhythmus kam. „In der zweiten Hälfte haben wir nach Ballverlusten gut reagiert, gut umgeschaltet“, sagte Bjelica. Im unter Urs Fischer lange praktizierten 3-5-2 „tut sich die Mannschaft im Kombinationsspiel etwas leichter“.

Die Gerüchteküche brodelt

Von der Systemumstellung profitierte in der zweiten Hälfte auch Leonardo Bonucci. Der italienische Europameister bereitete kurz nach seiner Einwechslung das 1:0 durch Brenden Aaronson mit einem mustergültigen langen Ball vor. Bjelica bezeichnete Bonucci anschließend als „Weltklassespieler“, seine Zeit in Berlin scheint sich dennoch dem Ende zu nähern. Italienische Medien sprechen von einem konkreten Interesse des CFC Genua – und Union würde sich einem Wechsel dem Vernehmen nach nicht in den Weg stellen.

Denn gerade die von Bjelica bevorzugte Viererkette kommt Bonuccis unübersehbarem Geschwindigkeitsdefizit nicht entgegen. Zumal Danilho Doekhi nach zweieinhalb Monaten Verletzungspause kurz vor dem Einstieg ins Mannschaftstraining steht und vielleicht schon in Freiburg ein Kandidat für den Kader sein könnte.

Die Außenbahnen sind dünn besetzt

Bonucci ist jedoch nicht die einzige Personalie, die weiter in der Schwebe ist. Sheraldo Becker und David Fofana standen am Samstag nicht im Kader. Krank und angeschlagen, lautete die offizielle Begründung. Doch um beide ranken sich auch Wechselgerüchte.

Becker stand schon im Sommer kurz vor dem Abschied, Fofanas Leihe steht laut Transferexperte Fabrizio Romano vor einem vorzeitigen Ende. Chelsea will demnach eine Rückhol-Klausel ziehen und Fofana anschließend nach Sevilla verleihen. „Fofana hat einen Leihvertrag mit uns bis Sommer und wir wollen ihn nicht freigeben“, sagte Bjelica. Sowohl Fofana als auch Becker würden nach dem freien Montag wieder voll ins Training einsteigen.

David Fofana ist ausgeliehen vom FC Chelsea.

© imago/Matthias Koch

Sportlich könnte Union die beiden Offensivspieler gut gebrauchen, denn gegen Bielefeld tat sich die Mannschaft sehr schwer. Kevin Volland musste in Ermangelung eines zweiten Flügelspielers neben Benedict Hollerbach wieder auf der rechten Außenbahn aushelfen. Dabei wurde einmal mehr deutlich, dass seine Qualitäten im Zentrum deutlich besser zur Geltung kommen.

Ohne Fofana und Becker fehlte der Mannschaft die nötige Geschwindigkeit und Durchsetzungsfähigkeit im Eins-gegen-eins. Sollten beiden den Verein verlassen, müsste Manager Oliver Ruhnert auf dem Transfermarkt tätig werden. Denn während Union nach dem Aus in DFB-Pokal und Champions League in der Innenverteidigung und im zentralen Mittelfeld überbesetzt ist, fehlen auf anderen Positionen die Alternativen. Hier zeigt sich, dass Bjelicas Systemänderung in einem für Fischer-Fußball gebauten Kader nicht unproblematisch ist.

Auf den offensiven Außenbahnen plant Bjelica aktuell mit Hollerbach und Robin Gosens, der nach seiner Verletzung in den kommenden Tagen ins Mannschaftstraining einsteigen soll. Geeignete Alternativen blieben ohne Becker und Fofana nicht. Zumal durch die Versetzung Gosens in die Offensive auf der Linksverteidigerposition nur Jerome Roussillon bleibt.

Das defensive Mittelfeld besetzte gegen Bielefeld Alex Kral und das wird auch in Freiburg so sein. Denn Rani Khedira wird wegen seiner Wadenverletzung auch beim Punktspielauftakt fehlen und der junge Aljoscha Kemlein wurde bis zum Sommer an den FC St. Pauli verliehen.

Zu den Transferaktivitäten wollte sich Bjelica am Samstag nicht äußern, doch es ist davon auszugehen, dass Ruhnert und sein Team im Hintergrund bereits aktiv sind. Baustellen gibt es im Kader des 1. FC Union genug, das hat nicht erst die schwache Generalprobe gegen Bielefeld gezeigt.

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