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© City-Press

Sechstagerennen: Taktik-Talk beim Wechsel

Die Brandenburger Robert Bartko und Roger Kluge haben gute Chancen, das Sechstagerennen zu gewinnen.

Berlin - Erik Zabel hatte einen heißen Tipp. Wer sein Favorit auf den Gesamtsieg sei, wurde der ehemalige Radprofi gefragt, nachdem er die 17 Teams des 99. Sechstagerennens am Donnerstag mit dem Startschuss auf die Holzbahn geschickt hatte. „Rasmussen/Mörköv oder Bartko/Kluge“, antwortete Zabel schmunzelnd. Allzu weit aus dem Fenster lehnte er sich damit nicht. Die dänischen Weltmeister Alex Rasmussen und Michael Mörköv und die deutschen Europameister Robert Bartko und Roger Kluge werden allseits als die größten Favoriten der Berliner Sixdays eingeschätzt.

Gleich am ersten Abend boten die beiden den 10 000 Zuschauern im fast ausverkauften Velodrom ein packendes Rennen in der ersten Großen Jagd, die Bartko und Kluge gewannen. Und am Ende der ersten Nacht führten die Brandenburger mit 54 Punkten vor den Dänen (42). Die Wettkämpfe vom Freitag waren bei Redaktionsschluss nicht beendet. Der gute Beginn veranlasste den Silbermedaillengewinner von Peking, Roger Kluge, denn auch, gleich eine Kampfansage in Richtung der Dänen zu schicken. „Selbstverständlich wollen wir hier gewinnen“, sagte der Cottbuser. „Und ich denke, wir werden das schaffen.“

Roger Kluge hat allen Grund für diesen Optimismus. Im Doppel-Olympiasieger von Sydney, Robert Bartko, 34, hat der 23-Jährige den erfahrenen Partner gefunden, den es bei den schnellen Wechseln und den oft chaotischen Verhältnissen auf der 250 m langen und extrem schnellen Berliner Bahn braucht. „Die beiden passen gut zusammen“, sagte der Sportliche Leiter Dieter Stein, der sich vor allem über die Verpflichtung von Robert Bartko freute. Der Potsdamer hatte im vergangenen Jahr gemeinsam mit Erik Zabel gewonnen, der in Berlin seine lange Radsportkarriere beendete. „Und sie waren in dieser Saison schon sehr erfolgreich zusammen“, fügte Stein hinzu. Bartko und Kluge gewannen das Sechstagerennen in Amsterdam und wurden Mitte Oktober in Gent Europameister im Madison. „Das Zusammenspiel auf der Bahn ist sehr wichtig“, sagt Kluge. Die Fahrer müssen sich fast blind verstehen, denn wirklich absprechen oder eine Taktik zurechtlegen können sie im Vorfeld nicht. „In einem Rennen passiert so viel“, sagt Kluge. „Das kann man nicht planen.“ Wenn sich die Hände der Profis treffen, um die Geschwindigkeit des Fahrenden auf den Wartenden zu übertragen, können sie kurz einige Worte austauschen. „Man muss situationsbedingt entscheiden“, erklärt Kluge. „Die Taktik ergibt sich dann im Rennen.“

Kluge strebt nun an, mit Bartko zum ersten Mal jenes Rennen zu gewinnen, das beide als ihr „Heimrennen“ bezeichnen. Vielleicht ist es sogar das letzte Mal, dass der 23-Jährige die Möglichkeit dazu hat. Denn Kluge hat beim Straßenteam Milram unterschrieben. „Ich muss sehen, wie ich im Sommer zurechtkomme und ob mich die sportliche Leitung des Teams im Herbst dann auf die Bahn lässt“, sagt er. Wenn es nach ihm ginge, würde er in jedem Fall zum 100. Jubiläum im kommenden Jahr zurückkehren, denn eigentlich mag er die Bahn lieber als die Straße. „Wenn es sich einrichten lässt, will ich das hier auf keinen Fall verpassen“, sagt er. Das liegt vor allem daran, dass die Fahrer in der Halle die Lautstärke des Publikums und die gute Stimmung unmittelbar mitbekommen.

Die Zuschauer könnten denn auch den entscheidenden Unterschied machen im Kampf gegen die Dänen. „Das Publikum macht viel aus“, sagt Robert Bartko, der seit 1999 mit einer Ausnahme immer dabei war und bereits dreimal siegte. „In Berlin kann man sich darauf verlassen.“

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