zum Hauptinhalt
Dreisternekoch bei McDonald’s

© imago/Thomas Frey/IMAGO/Frey-Pressebild/Deines

Serhou Guirassy beim VfB Stuttgart: Wie ein Dreisternekoch bei McDonald’s

Serhou Guirassy spielt auf einem Niveau, das sein Arbeitgeber schon lange nicht mehr kennt. Es gleicht einem schwäbischen Wunderle, dass es die Verbindung noch gibt. Aber wie lange noch?

Es ist fast genau sechs Jahre her, dass der junge Angreifer Serhou Guirassy einen Pass wie gemalt auf sich zukommen sah. Der Ball war unerreichbar für die Gegenspieler wie für den gegnerischen Torwart. Das Tempo war perfekt, der Rasen war es auch, nichts kullerte oder holperte. Jetzt also musste er, der Stürmer im Trikot des 1. FC Köln, nur noch den Fuß hinhalten.

Serhou Guirassy hielt seinen Fuß hin und wenn man sich die Szene heute noch einmal ansieht, bleibt es ein Mysterium, wie er es geschafft hat, den Ball am Tor vorbeizubugsieren.

Es gibt Angreifer, die an einer vertanen Riesenchance vielleicht nicht gleich zugrunde gehen. Aber sie können nachhaltig an ihnen knabbern. Ein gutes Beispiel ist der frühe deutsche Nationalspieler Mario Gomez, der – ähnlich slapstickhaft – bei der Europameisterschaft 2008 im Gruppenspiel gegen Österreich scheiterte und seitdem als Stürmer nicht mehr richtig ernst genommen wurde.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Überhaupt ist Gomez ein gutes Beispiel, weil er im Trikot des VfB Stuttgart seine beste Zeit erlebt hat. Beim VfB Stuttgart ist er allen noch als „Torero“ in Erinnerung. Derzeit aber denken in Stuttgart nicht besonders viele an den guten, alten Torero.

Serhou Guirassy trifft im Moment noch verlässlicher, als es Gomez jemals getan hat. Nach vier Bundesligaspielen in dieser Saison hat er schon acht Tore erzielt, umgerechnet trifft der 27-Jährige alle 42 Minuten. Das sind Zahlen, die nicht einmal die ganz Großen im Weltfußball vorweisen können, kein Robert Lewandowski, kein Kylian Mbappé und auch kein Harry Kane.

Im Heimspiel am Freitag gegen den Aufsteiger SV Darmstadt will Guirassy mit dem VfB Stuttgart am liebsten dort weitermachen, wo er im Spiel gegen den FSV Mainz in der vergangenen Woche aufgehört hat. Guirassy erzielte alle drei Tore beim 3:1 gegen die Rheinhessen. Sie alle belegten die Vielseitigkeit des Stürmers.

Das 1:0 war ein feiner, technisch höchst anspruchsvoller Heber über den Torhüter; das 2:1 ein eleganter Haken um den Gegenspieler mit trockenem Abschluss ins kurze Eck; das 3:1 pure Durchsetzungskraft. Guirassy vereint alles, was sich ein Trainer, vermutlich auch ein deutscher Bundestrainer, von einem Stürmer wünscht. „Er ist ein kompletter Angreifer“, sagt VfB-Trainer Sebastian Hoeneß.

Guirassy fühlt sich wohl beim VfB Stuttgart

Guirassy war bereits in der vergangenen Saison eine Art Lebensversicherung für den schwäbischen Traditionsverein. Seine Tore hielten den Klub in der Ersten Liga; aktuell steht der VfB Stuttgart dank des Nationalspielers aus Guinea auf einem Champions-League-Platz. Guirassy, so viel steht fest, hat sich von seinem spektakulären Fehlschuss vor sechs Jahren nicht beirren lassen.

Der Spieler präsentiert sich seit Monaten derart stark, dass sich ein weiteres Mysterium um seine Person auftut: Warum spielt ein Angreifer seiner Klasse noch bei einem Klub wie dem VfB Stuttgart? Dieser kann zwar eine ruhmreiche Vergangenheit vorweisen, nur liegt diese schon weit zurück. Mit Guirassy und dem VfB Stuttgart verhält es sich wie mit einem Dreisternekoch bei McDonald’s. Es passt im Grunde nicht zusammen.

Schon vor dieser Saison waren Beobachter davon ausgegangen, dass es einen Klub geben würde, der sich gegen eine festgeschriebene Ablösesumme in Höhe von 15 Millionen Euro die Dienste des Spielers sichern würde. Für Fußballfremde: 15 Millionen Euro sind für einen Spieler wie Guirassy ein Schnäppchen. Doch es passierte nichts, beziehungsweise: Es hat wohl ein paar Angebote gegeben, aber sie waren alle nicht interessant für Guirassy, der immer wieder betont, dass er sich wohlfühlt beim VfB. Insbesondere mit seinen Mitspielern Enzo Millot und Dan-Axel Zagadou soll er sehr gut befreundet sein.

Mindestens bis zum nächsten Winter wird Serhou Guirassy weiter für die Schwaben auf Torejagd gehen. So viel scheint nun sicher, da auch das Transferfenster in Saudi-Arabien geschlossen ist. Sollte er auch nur annähernd performen wie zuletzt, wäre es ein kleines schwäbisches Wunder, wenn er danach weiter für die Mannen mit dem Ring auf der Brust auflaufen würde.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false