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Loretta Claiborne steht aus den USA steht vor dem Match im Athletenzelt.

© picture alliance/dpa

Special-Olympics-Legende Claiborne: „Du bist, wer du bist. Aber du kannst die beste Version deiner selbst sein“

Mit 69 Jahren das siebte Mal bei Weltspielen: Die US-Amerikanerin lebt den Geist von Special Olympics. In Berlin tritt die Athletin im Tennis an. Das war nicht immer so.

Von Max Fluder

Sie ist ein Tausendsassa. Wenn dieses Wort nicht etwas aus der Mode gefallen wäre, man würde es Loretta Claiborne gerne aufdrücken. Kaum eine andere Athletin bei Special Olympics ist weiter gereist als sie, hat mehr gesehen. Die 69-Jährige, eine US-Amerikanerin aus Pennsylvania, war in Nagano, in Dublin – und im Weißen Haus. Der frühere US-Präsident Barack Obama empfing sie dort. Und nun in Berlin. Für ein Fernseh-Interview mit einem Sender aus ihrer Heimat, Claiborne sagte jüngst vor dem Brandenburger Tor: „Ich werde alles geben, egal ob ich das Spiel gewinne oder verliere.“

Loretta Claiborne ist ein Fixstern bei Special Olympics, seit einer gefühlten Ewigkeit schon: Seit 1970, da war sie 17 Jahre alt, nimmt sie an Wettbewerben für Menschen mit Lernbeeinträchtigung teil. Die Weltspiele in Berlin sind ihre siebten.

Claiborne hat in ihrem Leben etliche Medaillen sowie andere Ehrungen überreicht bekommen, und das in vielen verschiedenen Sportarten von Leichtathletik, Bowling oder Eiskunstlauf. Zudem hält sie einen schwarzen Gurt in Karate. Bei den Sommerspielen in Berlin ist sie beim Tennis dabei, das erste Mal in diesem Sport und nach 14 Jahren Special-Olympics-Pause.

Claiborne strickt Mützen für Frühgeburten

Gegen ihre meist halb so alten Kontrahentinnen (oder noch jünger) verliert sie dabei oft. Zusetzen dürfte ihr das aber nicht, in einem Interview mit USA Today sagte sie einmal: „Du bist, wer du bist. Aber du kannst die beste Version deiner selbst sein.“ Und wenn das beinhaltet, als fast 70-Jährige noch Tennis zu spielen bei einem der größten Multisportevents der Welt, dann ist das richtig so.

Claibornes Königsdisziplin und die, mit der sie in das Licht der Öffentlichkeit gelang, bleibt das Laufen. Etliche Marathons hat sie zurückgelegt, unter anderem den prestigereichen Wettbewerb in Boston. Dass sie jemals auf einem solchen Niveau laufen würde, das war keinesfalls vorbestimmt. Claiborne wurde mit einem Klumpfuß geboren, zudem mit Seh- sowie kognitiven Einschränkungen. Bis sie vier Jahre alt war konnte sie weder gehen noch reden, sagt sie.

Sprechen, eine eigene Stimme finden. Das sind wichtige Motive, wenn man sich mit Loretta Claiborne beschäftigt. Und man muss einmal festhalten: Ihr Weg ist – wie der von so vielen Athletinnen bei Special Olympics – einer mit großer Fallhöhe und von noch größerer individueller Stärke. Wie so viele berühmte US-Sportler hält die 69-Jährige Reden, unter anderem an Schulen und Hochschulen. Immer wieder erzählt die Athletin von Menschen, die auf sie zukommen, und ihr sagen, wie sehr sie durch Claibornes Wirken Mut gefasst haben.

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Wenn sie nicht gerade Sport macht, strickt und häkelt sie. Nicht irgendwelche Kleidungsstücke. Nein, Mützen für Frühgeburten. Und Baumwoll-Prothesen für Frauen, die sich einer Brustkrebs-OP unterziehen mussten. In ihrem Aktivismus geht sie noch um einiges weiter, setzt sich für Frauen, insbesondere schwarze Frauen ein.

„God is my strength, Special Olympics is my joy“, in Gott liegt meine Stärke, in den Special Olympics meine Freude: Nach diesem Spruch lebt Claiborne, hat fast immer ein kleines Kreuz dabei, auf dem die Worte zu lesen sind. Und den Spielen möchte die Athletin treu bleiben, auch wenn sie im August 70 Jahre alt wird und genauso gut denken könnte: Das war’s. Es soll weitergehen, immer weiter. Dem ZDF sagte Claiborne am Mittwoch noch: „Die Spiele in Berlin sind nicht das Ende für mich.“

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