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Sportpolitik: Amnestie für Dopingsünder?

Ex-Rad-Profi Bert Dietz hat langjähriges Doping eingestanden und ein düsteres Bild eines umfassenden Dopingsystems skizziert. Experte Peter Danckert erhofft sich durch eine große Amnestie einen Aufklärungsschub.

Berlin - Der Vorsitzende des Sportausschusses des Deutschen Bundestages, Peter Danckert, fordert nach dem Doping-Bekenntnis des ehemaligen Radprofis Bert Dietz einen konsequenten Neuanfang der Antidoping-Politik sowie eine Amnestie für dopende Sportler. "Wir können den Dopingsumpf nur trockenlegen, wenn die Aktiven reinen Tisch machen und alle belastenden Dinge freimütig einräumen", erklärte der SPD-Abgeordnete. "Wer ein umfassendes Geständnis ablegt und sich an der Aufklärung beteiligt, muss die Chance für einen Neuanfang im dann dopingfreien Radsport erhalten." Aufgerufen seien auch Manager, Trainer und Betreuer, aber auch Sport-Funktionäre, ihr Wissen über die kriminellen Machenschaften bekannt zu geben.

Danckert forderte den Bund Deutscher Radfahrer (BDR) und den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) auf, schnellstmöglich die Voraussetzung für ein "Amnestie-Panel" zu schaffen. Es sollte ein "hochkarätig besetztes Gremium" sein, in dem neben dem Sport auch Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens und die Politik mitarbeiten sollten. Es gelte, national und weltweit mit "einem sauberen Radsport von vorne zu beginnen". Dabei sollten auch andere dopingbelastete Sportarten, wie etwa die Leichtathletik und das Schwimmen, diesen neuen Aufklärungsschub umsetzen.

Mauer des Schweigens bröckelt

Danckert, im Zivilberuf Strafverteidiger und Notar, geht davon aus, dass sich in Kürze weitere Radprofis mit Doping-Geständnissen befreien werden. Erneut bot er dem unter Dopingverdacht stehenden ehemaligen Profi Jan Ullrich ein Gespräch an, damit dieser seine Einbindung in die "unglaublichen Vorkommnisse" im damaligen Telekom-Rennstall offenbaren kann. "Das langjährige Sportidol Jan Ullrich kann nur gewinnen, wenn er alle Fakten auf den Tisch legt", sagte Danckert. "Der Druck der Telekom-Führung und das verbotene Handeln von Ärzten sind der eigentliche Skandal. Um das schonungslos aufzudecken, brauchen wir die Bereitschaft von Aktiven und Betreuern, endlich auszupacken."

Danckert forderte zudem von der Freiburger Universitätsklinik eine "sofortige umfassende Aufklärung". Bisher seien von Verantwortlichen nur "hinhaltende Erklärungen" abgegeben worden. Überdies sei die angekündigte zweijährige Untersuchung nicht geeignet, Vertrauen zu schaffen. Danckert: "Es entsteht der Eindruck, dass in Freiburg etwas vertuscht werden soll. Oder man rechnet damit, dass eines Tages unser Altersgedächtnis streikt und dass sich niemand mehr an diesen akademischen Skandal erinnert." (tso/dpa)

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