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Fällt die Entscheidung in Berlin? Die Eisbären machen sich schon mal zum Jubeln bereit.

© dpa

Streit um Tor der Eisbären: Sieg nach der Sirene?

Die Hamburg Freezers fühlen sich nach dem 2:3 gegen die Eisbären im DEL-Viertelfinale um ihre Arbeit betrogen. Doch dieses fünfte Play-off-Spiel könnte eine Regeländerung beim Videobeweis nach sich ziehen.

Keiner hatte so richtig etwas gesehen, alle hatten etwas gehört und die Schiedsrichter eindeutig gestikuliert. Treffer für die Eisbären, 3:2 gegen Hamburg. Siegtorschütze Jens Baxmann sagte: Die Uhr habe er nicht sehen können im entscheidenden Moment. Wie auch, er stand mit dem Rücken zum Videowürfel in der Arena am Ostbahnhof, als er seinen Schuss auf das Hamburger Tor abgab. Aber der Berliner Verteidiger hörte, dass sein Treffer von der Schlusssirene untermalt wurde. Wenig später und trotz heftiger Proteste der Freezers gab das Schiedsrichtergespann das Tor zum Berliner Sieg. Gleichzeitig war das fünfte Play-off-Spiel in der Viertelfinalserie um die deutsche Eishockeymeisterschaft zwischen Berlin und Hamburg beendet.

Die finale Entscheidung der Schiedsrichter provozierte Proteste am späten Donnerstagabend. Die Freezers fühlten sich durch die Tatsachenentscheidung der Schiedsrichter um ihre Arbeit betrogen. Sie waren über das gesamte Spiel die bessere Mannschaft und liegen nun trotzdem 2:3 in der nach dem Modus „Best-of-seven“ gespielten Serie zurück. Gewinnen die Berliner am Sonnabend in Hamburg Spiel sechs (17.30 Uhr, live auf Servus TV), dann stehen sie im Halbfinale. Für Hamburgs Trainer Benoit Laporte war es zu „99,9 Prozent kein Tor“. Und sein Mannschaftskapitän Christoph Schubert sagte: „Über das letzte Tor brauchen wir nicht groß zu reden“. Es sei einfach „zum Kotzen“, dass im Jahr 2013 nicht der Videobeweis herhalten könne, um die strittige Szene zu überprüfen.

Schubert erwies sich immerhin als Kenner des Regelwerks – im Gegensatz zu anderen Spielern und anderen Offiziellen, die nicht genau zu wissen schienen, wann der Videobeweis zu Rate gezogen werden darf. Wenn es um die Zeitnahme geht zumindest nicht. Der Schiedsrichterbeauftragte der Deutschen Eishockey-Liga (DEL), Holger Gerstberger sagt: „Es gibt keine Spielzeit, die beim Videobeweis in die Bilder integriert ist.“ Bisher dient der Videobeweis allein dafür, um zu entscheiden ob Tor oder nicht, aber: Die Zeitnahme sei „Diskussionsthema“, sagt Gerstberger. „Wir fordern, dass eine Spielzeit in den Videobeweis integriert wird.“ Denn Berlin sei nicht der erste Fall, in dem es Diskussionen über die abgelaufene Uhr gegeben habe. „Wir hatten bei einem Spiel Köln gegen Düsseldorf eine ähnliche Situation“, sagt Gerstberger. Die jetzige Situation sei unbefriedigend, denn: „Egal, wie sie in so einer knappen Situation entscheiden, sie ernten da kein Schulterklopfen. Eine Seite wird immer unzufrieden sein.“

Bislang ist die Zeitnahme im Eishockey nicht Hoheitsgebiet der Schiedsrichter, wie im Fußball – wo der Abpfiff Ermessenssache des Unparteiischen ist. „Kein Fußballschiedsrichter würde abpfeifen, wenn der Ball aufs Tor fliegt“, sagt Gerstberger. Daher findet er, dass Eishockeyschiedsrichter in dieser Hinsicht mehr Kompetenz bekommen müssen.

Der Fall von Berlin ist in mehrfacher Hinsicht ein besonderer: Da das Spiel am Donnerstag nicht live übertragen wurde, gibt es keine möglicherweise erhellenden Fernsehbilder mit laufender Uhr. War das 3:2 nun ein Tor oder nicht? Wahrscheinlich schon, befand Jens Baxmann selbst. Oder doch nicht? Hätte das Schiedsrichtergespann nicht auf Tor entschieden, hätten sich die Eisbären sicher beschwert. Vielleicht nicht mal zu Unrecht.

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