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Sport: Sumo und Tauziehen

Im Juli beginnen in Duisburg die World Games, die Weltspiele der nicht-olympischen Sportarten

Peter Langner ist nervös. In nur drei Wochen beginnt die Veranstaltung, die er als den „weltweit größten Sport-Event in diesem Jahr“ bezeichnet. Aus Langners Sicht ist das weder der Confed-Cup, noch die Leichtathletik-WM. Er meint die World Games. Zwischen dem 14. und 24. Juli finden in und um Duisburg die Weltspiele der nicht-olympischen Sportarten statt. 3500 Athleten werden in 40 Sportarten um 178 Goldmedaillen kämpfen. Die Palette reicht von Bowling, Beachhandball, Drachenbootrennen über Sumo zu Snooker, Tanzen und Tauziehen. Als Geschäftsführer der World Games 2005 GmbH ist Langner dafür verantwortlich, dass die Spiele ein Erfolg werden, dass viele Menschen diese eher ungewöhnlichen Sportarten sehen wollen.

Einerseits versprechen die Politiker und Sportfunktionäre eine sensationelle Veranstaltung im Ruhrgebiet: Ein „großes Fest“ hat Klaus Steinbach angekündigt, der Präsident des Nationalen Olympischen Komitees (NOK). „Die World Games sind eine Visitenkarte des deutschen Sports“, urteilt Manfred von Richthofen, Präsident des Deutschen Sportbundes (DSB). Sportminister Otto Schily hat bereits verlauten lassen, dass die Spiele „ein toller Erfolg für den Sportstandort Deutschland“ seien. Und auch das Motto klingt maximal selbstbewusst: „Deutschland kann’s. Duisburg zeigt’s!“, heißt es in den bunten Werbeprospekten. Die Weltspiele wollen sogar „ihren Beitrag zum Abschied von der Kultur des Jammerns leisten“.

Andererseits ist Langner der Mann, der das alles bezahlen soll. Er sagt: „Das Budget ist auf Kante genäht.“ Ein Grund für ihn, nervös zu sein. Denn eine organisatorische Blamage kann er sich nicht leisten. Knapp 15 Millionen Euro stehen der Veranstaltungs-GmbH zur Verfügung. Ihr gehören die Städte Duisburg (60 Prozent), Bottrop, Oberhausen und Mülheim/Ruhr und ein regionaler Marketingverband als Gesellschafter an. Je zwei Millionen stellten der Bund und das Land Nordrhein-Westfalen zur Verfügung, den Rest bestreiten die Kommunen, die Deutsche Städte-Medien (DSM) und eine Hand voll regionaler Sponsoren.

Die Veranstaltung, die 1981 in Santa Clara (USA) ihre Premiere feierte, nutzen Sportarten wie Badminton, Triathlon, Trampolin oder Beachvolleyball als Sprungbrett zu den Olympischen Spielen. Zwar mussten, abgesehen von dem Rund für die Inline-Skater im idyllischen Wedau-Park, keine neuen Sportstätten gebaut werden. Aber auch so sind 15 Millionen „kleines Geld im Vergleich zu den Mitteln, die für den Confed-Cup oder die Fußball-WM 2006 aufgewendet werden“, sagt Michael John, der DSB-Beauftragte für die Spiele. Im Vergleich zu den Milliardensummen, die unter dem Symbol der fünf olympischen Ringe bewegt werden, erscheinen die World Games jedenfalls als Miniaturausgabe.

Der Stellenwert dieser Spiele, die zuletzt 2001 in Akita (Japan) ausgetragen wurden, ist mit Jacques Rogge als Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) dennoch spürbar gestiegen. Denn der Belgier hat durchgesetzt, dass das IOC über die 28 olympischen Sportarten alle vier Jahre neu abgestimmt – eine Chance für aufstrebende Sportarten. Und weil die World Games zudem als weiche Auffanglösung für diejenigen Sportarten gelten, die womöglich rausfallen aus dem olympischen Programm, stehen die Spiele erstmals unter dem Patronat des IOC. Rogge wird zur Eröffnungsfeier in die MSV-Arena kommen.

Eines der größten Probleme von Geschäftsführer Peter Langner liegt in der mangelnden Kontinuität bei Planung und Organisation. Während bei Olympia der jeweils vorherige Ausrichter den kommenden berät, „gibt bei den World Games keiner seine Erfahrungen weiter“, klagt Langner. Zudem besitzt die Stadt Duisburg als Hauptveranstalter kaum sportspezifisch qualifiziertes Personal.

Zudem ist ungewiss, ob die erwarteten 500 000 Zuschauer tatsächlich kommen. Die Öffentlichkeitsarbeit nämlich ist ausbaufähig. „In der jetzigen Form ist es kaum vorstellbar, dass die Sponsoren der World Games ihre Kommunikationsziele erreichen“, hat bereits ein Branchenkenner im Fachmagazin „Sponsor’s“ gemäkelt. Pressechef Hermann Kewitz sagt: „Wir sind seit einem Jahr in der Region präsent.“ Sehr regional allerdings: Schon im rund 60 Kilometer entfernten Köln hängen keine Plakate für den „größten Sport-Event des Jahres“ aus. „Dafür“, sagt Kewitz, „reichen unsere Mittel nicht aus.“

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