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© dpa

Paralympics-Tagebuch (8): Niemals aufgeben!

Sie kämpfen, obwohl sie keine Chance auf eine vordere Platzierung haben: Leonie Arzberger bewundert jeden einzelnen Paralympioniken für seine Willensstärke.

„Dabei sein ist alles!“- wie oft spricht man dieses Motto aus, ohne es aus vollem Herzen so zu meinen? Ist es nicht eher ein Satz, den wir nur dann gebrauchen, wenn wir unsere eigentliche Enttäuschung darüber verbergen wollen, dass wir unser Ziel nicht erreicht haben? Oder um nicht laut aussprechen zu müssen, dass man in Wirklichkeit eifersüchtig auf den Gewinner ist?

Dass diese Einstellung auch in voller Überzeugung gelebt werden kann, durfte ich beim Slalomrennen der Sehbehinderten und Sitzenden miterleben. Jeder der Sportler wollte sein Rennen unbedingt fahren und auch zu Ende bringen. Ließ zum Beispiel einer der blinden Starter unglücklicherweise ein Tor aus, gabe er nicht einfach auf. Nein – er stieg bis zu zehn Meter zurück nach oben, nur um den Regeln nach das Ziel zu erreichen. Schaffte er es, tobte es auf der Besuchertribüne vor Freude und Begeisterung – er hatte sich trotz seines schlechten Endergebnisses den Respekt aller Anwesenden verdient.

Aber es gab noch ein weiteres Beispiel für mich dafür, dass der olympische Gedanke bei den Paralympics von Sportlern und Zuschauern gleichermaßen gelebt wird. So stürzte einer der Monoskifahrer auf halber Strecke und es sah nicht so aus als könnte er sich aus eigener Kraft wieder hochstemmen. Doch das Publikum unten im Zielbereich litt mit und feuerte den Sportler genauso beständig an, wie er versuchte wieder aufzustehen. Er kämpfte und kämpfte und kam letztendlich mit einer Zeit von über fünf Minuten ins Ziel. Seine Willensstärke wurde sort jedoch genauso bejubelt und gewürdigt, wie die spätere Goldmedaille von Martin Braxenthaler.

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Einstellungssache. Die 18-jährige Leonie Arzberger aus Haag an der Amper staunt über den Kampfgeist der Athleten. -

© Thilo Rückeis

Seine Ängst überwinden

Zwei Tage zuvor durfte ich selbst das Monoskifahren ausprobieren. Aus dieser Erfahrung heraus kann ich mit voller Überzeugung sagen, dass die Leistung dieses Monoskifahrers enorm war. Ich hätte es auf keinen Fall geschafft mich ohne Hilfe – nur mit meiner eigenen Armkraft – zurück auf den Ski zu stemmen. Mal ganz davon abgesehen, dass es mich sowieso schon große Überwindung gekostet hatte, mich in diesen Sitz gurten zu lassen, um dann damit den Berg hinunter zu fahren.

Doch ist es nicht vielleicht genau das, was den olympischen Gedanken ausmacht: Seine Ängste zu überwinden - seien es die vor dem Versagen oder die vor der Sache an sich – um es dann trotzdem zu versuchen? Und niemals aufzugeben, ganz egal wie gering die Erfolgschancen sind?

Wer sich von dieser Einstellung mitreißen lassen will, dem kann ich nur empfehlen, sich in vier Jahren die Paralympischen Spiele selbst anzuschauen – getreu dem Motto : „Dabei sein ist alles“!

Leonie Arzberger[Vancouver]

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