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Favre

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Titelkampf: Wie Hertha sich auf Schalke vorbereitet

Die Berliner sprechen offensiv vom Titel, Mannschaftskapitän Arne Friedrich hat mit Manager Dieter Hoeneß einen Termin für Verhandlungen über eine Meisterprämie vereinbart. Und Fans überreichten Pal Dardai beim Training einen Pokal, den eigentlich keiner haben will.

Als Pal Dardai den Pokal in seinen Händen hält, sagt er das, was man eben so sagt, wenn man einen Pokal in seinen Händen hält: „Das ist eine Riesensache.“ Die Siegerehrung ist ein bisschen improvisiert. Hinter der Absperrung zu Herthas Trainingsplatz warten die Autogrammjäger, Dardai steht mittendrin, und dann bekommt er von „einem ganz normalen Hertha-Fan“ (Selbsteinschätzung) den silbernen Pokal mit Hertha- Wappen auf dem Deckel. Saison 2008/09 steht auf dem Sockel und „Meister der Herzen“. Meister der Herzen? Wer will denn Meister der Herzen werden, wenn der richtige Titel möglich ist?

Bei Hertha BSC nimmt der Wahnsinn langsam Konturen an. Die Stammspieler mussten gestern nach einer kurzen Trainingseinheit noch eine zusätzliche Ausdauerübung absolvieren: im Autogrammeschreiben. Der Andrang wird größer. Für diesen Samstag erwartet Pal Dardai im heimischen Olympiastadion ein Spiel, „das es in den letzten 30 Jahren nicht gab“. Hertha hätte locker doppelt so viele Karten für die Begegnung mit Schalke verkaufen können. Großes ist möglich – das möchte sich niemand entgehen lassen.

„Wir wollen jetzt Meister werden“, sagt Kapitän Arne Friedrich, der mit Manager Dieter Hoeneß inzwischen einen Termin vereinbart hat, um über die Titelprämie zu verhandeln. Herthas Ambitionen lassen sich nicht mehr verbergen, und selbst andernorts wird das Unmögliche längst für möglich gehalten – wobei man nicht jede Prophezeiung wörtlich nehmen muss. Arne Friedrich zum Beispiel hat zuletzt mit seinem Nationalmannschaftskumpel Thomas Hitzlsperger telefoniert, der sich mit dem VfB Stuttgart selbst noch Hoffnungen auf den Titel machen darf. „Der Hitz sagt: Hertha wird Meister“, berichtete Friedrich. „Der versucht, mich in Sicherheit zu wiegen.“ Bisher aber gibt es keine Anzeichen, dass die Mannschaft mit der ungewohnten Situation Probleme bekommen könnte. „Sie macht diesen Hype nicht mit“, sagt Manager Hoeneß. Und dass die Spieler angesichts der großen Chance plötzlich erschrecken könnten, glaubt er auch nicht. „Ich hoffe, dass das erst am 24. passiert“, am Morgen nach dem Spiel in Karlsruhe also, dem letzten einer schon jetzt bemerkenswerten Saison.

„Wir wollen weiter, wir wollen weiter siegen“, sagt Trainer Lucien Favre, der seine Stammspieler gestern sehr dosiert trainieren ließ. Schon nach 25 Minuten durften sie wieder in die Kabine. Trotzdem blieb noch genügend Personal für ein abschließendes Spiel übrig. Im Endspurt um die Meisterschaft kann Favre über den kompletten Kader verfügen, auch Maximilian Nicu ist zurück im Training. „Es ist sehr gut, dass wir mehrere Möglichkeiten haben“, sagt Hoeneß. Arne Friedrich wird wohl in die Mannschaft zurückkehren. Wer aber muss für ihn weichen? Steve von Bergen, der ihn in der Innenverteidigung mehr als passabel vertreten hat? Oder versetzt Favre seinen Kapitän nach rechts in der Viererkette? „Davon gehe ich nicht aus“, sagt Friedrich. „Ich habe in der Innenverteidigung hervorragende Arbeit geleistet.“

Es gibt keinen Trainer der Welt, der sich über solche Probleme beschweren würde. Lucien Favre hatte gestern ganz andere Sorgen. Als es in der Pressekonferenz nur noch um mögliche Planungen für den Meisterfall ging, meldete er sich ungefragt zu Wort. „Nur Fragen zu Samstag“, sagte er. „Bitte!“ Es kam keine mehr.

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