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Tour de France: Großer Streit um den kleinen Knopf

Es geschehen noch Wunder. Der Radsportweltverband UCI wagt ein Experiment, und Tourorganisator ASO stimmt zu. Die heutige zehnte und die dreizehnte Etappe der Tour de France sollen die Fahrer ohne Funkkontakt mit ihren Teamchefs in Angriff nehmen.

Limoges -  Tourdirektor Christian Prudhomme hofft, dass „die Fahrer jetzt mehr Fantasie walten lassen und Fluchtgruppen nicht so schnell gestellt werden“. Dieses auf den ersten Blick noble Ansinnen löste am gestrigen Ruhetag allerdings heftige Proteste aus. Am Montagabend diskutierten Vertreter der ASO mit dem Vorstand der Team-Vereinigung IPCT mehr als eine Stunde lang, kamen aber zu keinem Ergebnis. Erst kurz vor dem Start wird heute entschieden, ob Funkverkehr zugelassen wird.

An die Spitze der Widerständler hatte sich Astana-Teamchef Johan Bruyneel gestellt. Seiner Petition schlossen sich 14 andere Teamchefs an. Der Belgier sonnt sich im Beifall der Kollegen – und muss sich zur Abwechslung mal nicht als der Doping-Aussätzige fühlen. Das Funkverbot sei „unverantwortlich“, pflichtet ihm Saxo- Bank-Boss Bjarne Riis bei. Sein Angestellter Jens Voigt wettert: „Das gibt großes Chaos und ist Humbug. Wir könnten ja auch mal eine Etappe ohne Helm fahren oder die Kabel für die Bremsen durchschneiden.“ Lance Armstrong setzt sich derweil auf die Schiedsrichterposition. „Mir ist das egal. Ich bin lange ohne Funk gefahren. Ich tue das, was mein Team beschließt“, sagt er. Seine Sorge aber ist: „Die Hälfte des heutigen Pelotons kennt es doch nicht ohne Tourfunk. Das ist zu gefährlich.“

Wesentlich gelassener reagiert der kleine Cervelo-Rennstall. „Da muss man wieder mehr denken“, sagte Heinrich Haussler ironisch. Sein Teamkollege Andreas Klier ist sogar der Meinung, dass der Knopf im Ohr für zusätzliche Hektik sorgt: „Wenn sich früher die Straße von fünf auf zwei Meter verengt hat, hat man sich mit Handzeichen verständigt, etwas langsamer zu fahren.“ Heute sei das anders: „Jetzt sagt der Teamchef: Vor der Ortschaft sowieso, in drei Kilometer Entfernung, verengt sich die Straße. Alle Mann nach vorn! Das sagen alle 20 Teamchefs. Und alle Fahrer jagen plötzlich nach vorn.“ Tom Mustroph

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