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Zu viel gelb. Bundespräsident Köhler gefällt das deutsche Trikot trotzdem.

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Trikotvergleich: Mimikry auf dem Eis

Von Dunkeldottergelb bis Blutrot – wer hat die besten Trikots bei der Eishockey-Weltmeisterschaft und was sollen sie signalisieren?

Eishockey-Trikots sind hässlich – jedenfalls in der Deutschen Eishockey-Liga. Da sind wegen inflationär vieler Sponsorennamen mobile Litfasssäulen auf dem Eis unterwegs. Jetzt bei der Weltmeisterschaft können sich die Augen der Fans mal erholen. Der professionellen Gestaltung der amerikanischen Sportmarke Nike sei Dank. Werbung ist nur dezent am oberen Ärmelstreifen der Kunstfasertrikots erlaubt.

16 Mannschaften spielen bei der Weltmeisterschaft in Deutschland mit, damit sind 16-mal zwei oder zum Teil auch drei Ländertrikots im Spiel. Immer herrscht dabei das strenge Farbdiktat der Landesfarben – dieses Diktat bringt im Eishockey zwangsläufig einen Rot-Überschuss mit sich. Die Hälfte aller Teilnehmer hat sich in der Signal-Angriffsfarbe gekleidet. Schweizer, Kanadier, Tschechen, Letten, Norweger, Weißrussen, Dänen und Russen tragen rot.

Ein Team siegt rot. Die Schweizer Farben sind bisher sehr erfolgreich.

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Der tiefste und schönste Rotton kommt von den Letten. Die Farbe symbolisiert das Blut, welches die Letten für ihre Unabhängigkeit vergossen haben. Zum Glück floss bei der Eishockey-WM bislang das Blut noch nicht in Strömen, sondern in kleineren Dosen aus Nasen und Mündern. Allerdings muss man den Schweizern für die Kür in Rot die meisten Punkte geben. Mit ihrem dezenten Landeskreuz auf der Brust sehen sie am besten aus. Höchstens die Kanadier können mit ihrem Ahornblatt in der Formgestaltung da noch mithalten, nicht aber im Forechecking. In der Torewertung gingen sie überraschend 1:4 gegen die Schweizer unter.

Erst Gelb, Schwarz, dann Weiß – drei Spiele, drei verschiedene Trikots

Die zweite, noch größere Fraktion trägt weiß, das betrifft auch viele Ersatztrikots. Zu dieser Gruppe gehören die Deutschen und die US-Amerikaner, außerdem Slowaken, Italiener, Kasachen, Franzosen und Finnen, die ansonsten auch Blau tragen. Blau scheint den Trägern allerdings kein Glück zu bringen. Blau verliert meist, wenn man nicht Finne oder Schwede ist. Letztere haben auch noch Hemden in Gelb mit den drei blauen Kronen in petto. Die Skandinavier beweisen – wie so oft – Geschmack, wenn es um Design geht.

Schön gelb. Drei Kronen für die schwedische Mannschaft.

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Die Heimmannschaft hat allerdings bisher im Turnier am meisten überrascht. Erst Gelb, Schwarz, dann Weiß – drei Spiele, drei verschiedene Trikots. Als Gastgeber muss man sich eben besonders schick machen. Die Mühe hat sich nicht immer gelohnt. Denn längst gelten die schwarzen Trikots als Pechtrikots. Bei der einzigen Niederlage in der Vorrunde, dem 0:1 gegen Finnland, trug Deutschland Schwarz.

Dabei schien man daraus gelernt zu haben, beim Deutschen Eishockey-Bund. Also überraschte die deutsche Mannschaft zum Auftakt den Gegner USA mit einem Dunkeldottergelb. Angeblich war es das Gelb-gold aus der deutschen Landesfarbe. Es scheint, dass diese expressive Trikotgestaltung mit für den Erfolg der Mannschaft verantwortlich war. Eishockey-Deutschland in Dunkeldottergelb, dass gab es in diesem Farbton noch nie und überraschte den Gegner derart, dass er gleich verlor. Überraschung dank Überraschungstrikots. Spätestens da war klar: Farbe hat etwas mit Erfolg zu tun. Auch im Tierreich gibt es Tiere, die durch ihre Farbe signalisieren wollen: Wir sind gefährlich und giftig. In Wirklichkeit sind sie harmlos. Solche Mimikry hatten die Deutschen allerdings bisher nicht nötig.

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