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Gute Stimmung bei Dachau nach dem Sieg gegen Haching.

© Elisabeth Kloth

Überraschungssiege beim Bounce House Cup: So steht es um die Aufsteiger im Volleyball

Beim ersten Wettbewerb der Saison sorgen vier Aufsteiger für Überraschungen. Welche Chancen haben sie? Und wie kommen sie gegen die Profiteams an?

Fake News. Das mussten die Volleyballer der SVG Lüneburg am Freitagnachmittag auf ihrem Insta-Account verkünden. Fälschlicherweise hatten sie zuvor angekündigt, beim Bounce House Cup in Hildesheim an diesem Wochenende im ersten Spiel gegen Herrsching zu spielen.

Dabei hatten sie übersehen, dass Herrsching zunächst einmal gegen den Aufsteiger FT 1844 Freiburg bestehen musste, um sich für das Match gegen Lüneburg zu qualifizieren. Und genau das gelang nicht. Also Kommando zurück: Die Lüneburger versahen ihren ursprünglichen Post mit einem fett gedruckten „Fake News“ und traten im Anschluss gegen Freiburg an.

Ihre Falschmeldung dürfte auch damit zusammenhängen, dass viele Vereine die vier Aufsteiger Freiburg, Karlsruhe, Bitterfeld-Wolfen und Dachau unterschätzt hatten. Zu Unrecht, wie sich in den ersten Tagen des Bouncehouse Cups zeigte, an dem alle Bundesligisten teilnahmen: Gleich am Freitag setzte sich VC Bitterfeld-Wolfen mit 2:0 gegen die Netzhoppers Königs Wusterhausen durch.

Die Baden Volleys SSC Karlsruhe holten immerhin einen Satz gegen den Deutschen Meister BR Volleys und besiegten überdies völlig überraschend mit 3:1 die powervolleys Düren, die in der vergangenen Saison Vierter geworden waren. Am Samstag gelang dem ASV Dachau in einem spannenden Duell außerdem ein Tiebreak-Sieg gegen Haching. Die finalen Spiele finden am Sonntag statt.

Ausrichter des Turniers waren die Grizzlys Giesen.

© Elisabeth Kloth

„Für die Jungs ist es ein super Erlebnis. Kaum einer hat bisher erste Liga gespielt“, sagte Dachau-Trainer Patrick Steuerwald. „Man muss es trotzdem realistisch betrachten. Einige Spieler haben bei Haching aufgrund von Krankheiten und Verletzungen gefehlt.“ Auch den Siegen der anderen Aufsteiger möchte er nicht zu viel Bedeutung beimessen. „Es ist noch sehr früh in der Saison, alle Mannschaften werden sich steigern. Wir müssen noch einen langen Weg gehen.“

Seine Spieler stehen nach dem Aufstieg vor der Herausforderung, den Trainings- und Spielplan neben ihrer hauptberuflichen Tätigkeit oder Studium zu bewältigen. „Sie sind keine Profis“, sagte Steuerwald. „Wir trainieren fünfmal die Woche und haben noch Spiele. Das wird viel für die Jungs, aber sie sind sehr motiviert und hauen alles rein. Nur so funktioniert das.“

Einige Spieler mussten sich für das Turnier Urlaub nehmen

Bei den Zuschauenden sei der Aufstieg des Klubs, der in den 1990er Jahren zweimal Meister wurde und sogar das Champions-League-Finale erreichte, gut angekommen. „Die Stimmung ist sehr gut. Viele waren durch die Champions League verwöhnt. Im Gegensatz dazu war die zweite Liga nicht unbedingt ein Zugpferd. Uns muss es jetzt gelingen, dass die Zuschauer nicht nur einmal kommen, sondern bleiben.“

Karlsruhe-Trainer Antonio Bonelli konnte es noch nicht so ganz fassen, dass sein Team tatsächlich Düren geschlagen hatte. „Das ist unglaublich, mir fehlen die Worte, um das einzuordnen. Düren ist eine Profimannschaft, während meine Jungs extra Urlaub nehmen müssen, um hier dabei sein zu können.“

Die überragende Leistung seines Teams führte er maßgeblich auf das Gemeinschaftsgefühl und den breiten Kader zurück. „Wir wollen trotzdem demütig bleiben. Das ist nur eine Momentaufnahme, wir sind auf keinen Fall Favorit gegen irgendeine Mannschaft und müssen weiter arbeiten.“ Für Karlsruhe ist es die erste Saison in der Bundesliga.

Düren feuerte sich gegenseitig an, unterlag am Ende aber gegen Karlsruhe.

© Elisabeth Kloth

Damit vier Mannschaften in die erste Liga aufsteigen konnten, senkte die Volleyball-Bundesliga die Lizenzanforderungen. Die Hallen müssen nun weniger hohe Standards erfüllen und die Vereine sind zunächst vor dem Abstieg geschützt. Auf diese Weise will die Liga die langfristige Entwicklung der Vereine unterstützen und dazu beitragen, dass die Spanne zwischen den zwölf Mannschaften geringer wird. Dass die Aufsteiger zumindest gegen die Teams mithalten können, die in der vergangenen Saison in der unteren Tabellenhälfte standen, zeigten sie beim Bouncehouse Cup.

Giesen zeigt, wie es funktionieren kann

Kaweh Niroomand, Manager der BR Volleys, hatte sich in den vergangenen Jahren immer wieder dafür starkgemacht, die Anzahl der Bundesligateams zu erhöhen, nachdem Vereine wie Frankfurt und Bühl aufgrund von finanziellen Problemen ausgestiegen waren. „Ich mache mir große Hoffnungen nach allem, was ich mitbekommen habe“, sagte er. „Wichtig ist, dass die Aufsteiger nicht nur den sportlichen Aspekt in den Vordergrund stellen, sondern auch die Infrastruktur vor Ort entwickeln.“

Ein gelungenes Beispiel sei der Bundesligist Grizzlys Giesen, der sich über Jahre weiterentwickelt habe und mittlerweile zum zweiten Mal ein großes Turnier wie den Bounce House Cup ausrichte.

Für die BR Volleys bedeutet das aber auch, dass es in dieser Saison keine Zwischenrunde gibt und sie daher weniger hochkarätige Spiele gegen Teams wie Friedrichshafen oder Düren bestreiten. Diese sind wichtig, um sich auf das hohe Niveau in der Champions League vorzubereiten und bieten überdies einen besonderen Anreiz für Fans.

„Der Spielplan ist herausfordernd, was die Zuschauer und den engen Spielplan angeht“, sagt Niroomand. „Trotzdem ist der Schritt völlig richtig, was die langfristige Entwicklung des deutschen Volleyballs angeht. Es muss uns gelingen, dass von den 14 Mannschaften sieben auf dem gleichen Level spielen und die anderen sich sukzessive heranarbeiten.“

Inwiefern das gelingt, wird auch davon abhängen, wie gut die Spieler der Aufsteiger den engen Spielplan meistern. Fest steht aber schon jetzt: Die Aufsteiger-Teams bringen frischen Wind in die Liga, indem sie sich gegenseitig lautstark anfeuern und Sprüche brüllen, die man sonst eher aus unterklassigen Spielen kennt. Und über die Stimmung kann man bekanntermaßen ja auch wichtige Punkte und sogar Sätze holen.

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