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Gegen die LA Rams erreichte Tom Brady die Marke von 100.000 Pass-Yards.

© REUTERS/Nathan Ray Seebeck

Vor dem NFL-Spiel in München: Tom Brady sucht mit den Tampa Bay Buccaneers die Form

Tom Brady tritt mit seinen Bucaneers am Sonntag im ersten NFL-Spiel in Deutschland an. Richtig rund läuft es für den Superstar in dieser Saison bisher nicht.

Hinter Tom Brady liegen ereignisreiche Wochen. Mit den Tampa Bay Buccaneers hat die lebende Football-Legende einen überschaubaren Saisonstart hingelegt, dazu gaben er und seine Frau Gisele Bündchen kürzlich nach 13 Jahren Ehe ihre Scheidung bekannt. Und dann kamen auch noch die Los Angeles Rams zum Gastspiel nach Florida, jenes Team also, das Brady in der vergangenen Saison in den Play-offs der National Football League (NFL) bezwang und das anschließend den Super Bowl gewann.

Und auch am vergangenen Sonntag sah es nicht wirklich gut aus für die Buccaneers und ihren 45 Jahre alten Anführer. Kurz vor Schluss lagen sie 9:13 hinten, es drohte die sechste Niederlage im neunten Saisonspiel. Doch dann zauberte Brady einen seiner berühmten „game-winning Drives“ aus dem Arm. Mit gerade einmal 44 Sekunden auf der Uhr führte er seine Mannschaft zum siegbringenden Touchdown. „Das war irre, das war verdammt noch mal irre“, jubelte Brady hinterher. Mit nun vier Siegen und fünf Niederlagen sieht Tampas Bilanz zwar immer noch nicht berauschend aus, aber immerhin führt das Team nun wieder die Tabelle der NFC South an.

Gegen die Rams stellte Brady auch einen weiteren Rekord auf, als erster Quarterback erreichte er die 100.000er-Marke bei geworfenen Yards. Der nächstbeste Spieler in der Liste hat 15.000 Yards weniger, was in etwa drei Saisons auf höchstem Niveau entspricht. Doch Brady interessieren solche Statistiken nicht wirklich, vielleicht, weil er schon fast jeden Rekord in der NFL hält. „Es geht nur ums Gewinnen“, sagte er zu seiner Motivation nach all den Jahren im Football-Geschäft.

Am kommenden Wochenende steht allerdings auch für Tom Brady eine einzigartige Herausforderung an, mit seinen Buccaneers tritt er in München gegen die Seattle Seahawks an. Es ist das erste offizielle Saisonspiel der NFL auf deutschem Boden. 67.000 Fans werden dabei sein, wenn sich zwei aktuelle Divisions-Spitzenreiter gegenüberstehen. Drei Millionen Tickets hätten nach Angaben der NFL verkauft werden können.

Natürlich wollen die deutschen Fans den Superstar Tom Brady sehen, er zieht noch einmal zusätzliches Interesse auf das Spiel. Die Frage ist nur, welchen Brady die Zuschauer zu sehen bekommen. Die Offensive von Tampa Bay hatte in dieser Saison große Probleme, obwohl Brady selbst auf solide Statistiken kommt. „Unfinished Business“ hatte er vor Beginn der Spielzeit als persönlichen Hashtag in den Sozialen Medien ausgegeben – angetrieben vom schmerzlichen Aus im vergangenen Januar gegen die LA Rams wollte er unbedingt noch einmal den Super Bowl gewinnen.

Mit dem Model Gisele Bündchen war Brady 13 Jahre lang verheiratet, am 28. Oktober 2022 gaben sie ihre Scheidung bekannt.
Mit dem Model Gisele Bündchen war Brady 13 Jahre lang verheiratet, am 28. Oktober 2022 gaben sie ihre Scheidung bekannt.

© REUTERS/Carlo Allegri

Dafür trat er nur 40 Tage nach seinem Rücktritt zu Beginn des Jahres von eben diesem zurück und spielt nun immer noch. Und normalerweise zählt jedes Team, das einen Tom Brady seinen Quarterback nennen darf, automatisch zu den Titelfavoriten. Aber die Buccaneers 2022 sind andere als die aus den beiden vorausgegangen Saisons. Die Offensive ist neu bestückt und es ist schon auffällig, wie viele fangbare Bälle Bradys Receiver in diesem Jahr durch die Hände rutschen lassen. Brady vermisst seinen kongenialen Tight End Rob Gronkowski schmerzlich, der nun endgültig aufgehört hat.

Wenn es offensiv nicht läuft, muss die Defensive Spiele gewinnen. Allerdings hatten die Buccaneers diverse Ausfälle in der Verteidigung zu verkraften. Einige Spieler kehren nun nach und nach zurück, mit anderen können sie in dieser Saison hingegen nicht mehr planen. Angesichts der trüben Gesamtsituation gab es in den USA bereits Spekulationen, dass Brady vielleicht vorzeitig aufgibt und noch einmal und diesmal womöglich endgültig zurücktreten könnte. Doch dazu fand der Superstar zuletzt klare Worte: „Ich habe mich diesem Team verschrieben und ich liebe dieses Team.“

Brady wird also weiterkämpfen und ganz offensichtlich hat er den Glauben an einen Lauf mit Tampa noch nicht aufgegeben. Das Spiel in München kann in dieser Hinsicht Richtung weisend sein. Klar ist: Auch Brady muss sich steigern, so wie ihm das gegen die Rams in der Schlussphase gelang. Bislang ist die Offensive der Buccaneers weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben, nur zwei der anderen 15 Teams in der NFC haben weniger Punkte erzielte.

Brady selbst kommt bisher auf gerade einmal zehn Touchdown-Pässe – 15 andere Quarterbacks in der NFL haben mehr. Doch Brady wäre nicht Brady, wenn er sein Spiel nicht anpassen könnte. Und in gewisser Weise hat er das auch schon getan. Denn während unerfahrenere Profis in einer schwierigen Saisonphase vielleicht überdrehen würde, behält Brady die Übersicht und minimiert die Fehler. Nur eine Interception unterlief ihm bisher, der beste Wert unter den Top-Quarterbacks. Und so gilt auch 2022 wieder einmal die alte NFL-Weisheit, dass man einen Tom Brady nie zu früh abschreiben sollte.

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