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Zum Wegbeamen. Die Hertha-Spieler Haris Tabakovic (li.) und Palko Dardai.

© imago/Matthias Koch/IMAGO/Sebastian Räppold/Matthias Koch

Weit weg von der Bundesliga: Hertha sucht den Dosenöffner

Der Start in die zweite Liga geht gründlich daneben für Hertha. Nun geht es für die ambitionierten Berliner erst einmal darum, überhaupt in der neuen Klasse anzukommen.

Wer schon viele Irrungen und Wirrungen mit Hertha BSC erlebt hat, dem schwirren angesichts des trüben Saisonstarts der Berliner in der zweiten Bundesliga absurde Geschichten durch den Kopf. Aber manchmal kann man sich daran in der Krise auch festhalten, an solchen Anekdoten. Etwa an die, als Torwart Werner Vollack nach einem dürftigen 2:1-Erfolg von Bundesligist Bayer Uerdingen im Poststadion über den Oberligisten Hertha BSC sagte: Er sei sehr zufrieden mit dem Ergebnis. „Schließlich ist Hertha ja kein normaler Drittligist.“

Das war gefühlt kurz nach dem Krieg, nämlich im Herbst 1987, nach einem Spiel in der zweiten Runde des DFB-Pokals. Und nach dieser aufbauenden Niederlage ging es bei Hertha nach oben, wenige Monate später kam der Aufstieg und seit 1988, seit nunmehr 35 Jahren, hatte Hertha mit der Drittklassigkeit nichts mehr zu tun.

Nun haben sie auch im Jahr 2023 noch nichts mit der Drittklassigkeit zu tun. Wobei nach der unglücklichen 0:1-Niederlage gegen Fortuna Düsseldorf und dem unbeholfenen 0:1 gegen den SV Wehen Wiesbaden am Freitag schon nach zwei Spieltagen die spannende Frage im Raum steht, wo die Reise denn hingehen soll beim Bundesliga-Absteiger.

Den Gedanken an die Rückkehr nach oben sollten sie vielleicht erst einmal hinten anstellen und nach unten schauen. Erst einmal müssen die Berliner in der zweiten Bundesliga ankommen. Am Freitag gab es den aufbauenden Vollack-Moment jedenfalls vom Gegner nicht. Respekt vor Hertha? Hatte Markus Kauczinski nicht. Ziemlich selbstbewusst sagte der Trainer des Aufsteigers aus Hessen: „Ich glaube, dass wir von Beginn an ein starkes Spiel gemacht haben.“ Der Sieg im Olympiastadion für sein Team gehe in Ordnung.

Der Teamgeist stimmt laut Trainer Pal Dardai

Da nützte es auch wenig, dass Pal Dardai auf das klare Berliner Chancenplus verwies. Wer mit Streukanone alles verballert, der muss sich nicht wundern, wenn ein mittelmäßiger Gegner am Ende in der Nachspielzeit eine seiner besseren Chancen nutzt und gewinnt, so wie das Wiesbaden gemacht hat. Mit etwas Abstand sagte Herthas Trainer am Sonnabend: „Unsere Schüsse erreichen nie das Tor, wir brauchen den Dosenöffner.“ Und: „Die neuen Spieler müssen noch ankommen.“ Die Entwicklung mit dem Teamgeist sei gut. „Nur haben wir eine Ergebniskrise. Wir hätten die ersten beiden Spiele auch gewinnen können.“ An der Ergebniskrise werde man nun arbeiten. „Die ganze Struktur werden wir jetzt nicht umbauen müssen.“

Wir haben eine Ergebniskrise. Wir hätten die ersten beiden Spiele auch gewinnen können.

Hertha-Trainer Pal Dardai

Es war eben in jeder Hinsicht ein dunkelschwarzer Freitag für Hertha. Eine schlechte Kunde jagte für die Fans die nächste. Erst einmal die Bekanntgabe des neuen Hauptsponsors, ausgerechnet ein Wettanbieter. Dann die Nachricht, dass das Fanradio „HerthaOnAir“ pausieren wird und schließlich das Resultat gegen Wehen. Eines ist klar: Wer als Klub wenig Geld hat im Profifußball, der kann sich wenige Fehler leisten. Das gilt von der Führung, über das Team bis hin zum Trainer.

Bald könnten die Fragen kommen, ob es richtig war, den treuen aber auch konservativen Weg mit Pal Dardai zu gehen und ob dann die hastigen Neuverpflichtungen wie Haris Tabakovic auch zielführend waren für das Projekt Aufstieg. „Haris ist ein guter Typ und für seine Größe ist er auch nicht zu langsam“, sagte Dardai über den neuen Angreifer. Und das sei gut, denn: „Unsere Mannschaft ist nicht die Schnellste.“ 

Beim HSV geht es für Hertha weiter - das wird sehr anspruchsvoll

Immerhin war der Schweizer, von Austria Wien gekommen, am Freitag schon mal für gute Worte zu haben nach seinem Auftritt über 50 Minuten, in denen er schon mal mit einem Lattentreffer seine Gefährlichkeit andeutete. „So ein Spiel dürfen wir nicht 0:1 verlieren“, sagte Tabakovic.    

Hertha darf nun tatsächlich erst einmal nicht mehr verlieren, um sich in der Tabelle nicht früh unten einzunisten. Angesichts der dürftigen Darbietung vom Freitag und der Null auf Tore- und Punktekonto muss einem angst und bange werden vor den kommenden Berliner Punktspielaufgaben: Erst geht es zum Hamburger SV, dann kommt Greuther Fürth. Zwei Konkurrenten, die nach oben wollen.

Vielleicht gibt es davor ja am Sonnabend beim Pokalspiel der Berliner beim Viertligisten Jena einen Hallo-wach-Moment für die Hertha. Nicht, dass Torwart Oliver Christensen nach einem knappen Sieg sagen muss: „Carl-Zeiss ist ja kein normal Viertligist.“ Ein klarer Sieg mit vielen Toren wäre besser für das Berliner Nervenkostüm und angesichts der Liga-Aufgaben danach, das sieht auch Dardai so: „Ein Sieg ist nun enorm wichtig. Auch für die Köpfe.“

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