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Sport: Welche Krise denn?

Nach zwei Niederlagen will Gladbach die Wende.

Berlin - Max Eberl kennt die Situation noch bestens aus dem vergangenen Jahr. Der große Favorit trifft auf einen Gegner, dem niemand etwas zutraut. Genau so war es auch am Karsamstag 2011. Borussia Mönchengladbach, damals Letzter der Fußball-Bundesliga, empfing zum Abendspiel den Tabellenführer Borussia Dortmund, „und die ganze Berichterstattung kannte nur ein Thema: Dortmund wird Meister! Dortmund wird Meister! Dortmund wird Meister!“, erinnert sich Gladbachs Sportdirektor. Am Ende gewann der Außenseiter 1:0 und leitete damit den erfolgreichen Endspurt zum Klassenerhalt ein. Wenn die Gladbacher heute, am Karsamstag 2012, erneut das Abendspiel bestreiten, ist es wie vor einem Jahr – nur dass sie diesmal der Favorit sind und Hertha BSC der Gegner, dem niemand etwas zutraut. „Formell ist das eine klare Sache“, sagt Eberl. „Aber am Ende einer Saison gibt es formell keine klaren Sachen mehr. Da entsteht eine ganz eigene Dynamik.“

Die Gladbacher wissen also, was sie erwartet. Ob sie den besonderen Anforderungen allerdings auch gerecht werden, das ist eine andere Frage. Der Mannschaft ist zuletzt ein wenig die Leichtigkeit abhanden gekommen, mit der sie sich zum Überraschungsteam der Saison aufgeschwungen hat. Zum ersten Mal in dieser Spielzeit haben die Gladbacher zwei Spiele hintereinander verloren.

„Wir waren in beiden Spielen nicht schlecht“, sagt Trainer Lucien Favre über die Niederlagen gegen Hoffenheim und Hannover, aber die Probleme haben sich schon länger angedeutet. Von den jüngsten sechs Spielen hat die Borussia nur eins gewonnen. Selbst Hertha hat in diesem Zeitraum mehr Punkte geholt. „Für uns ist es eine neue Situation, dass wir jetzt überall als Favorit gesehen werden“, sagt Sportdirektor Eberl. Es ist einer von mehreren Faktoren, die sich nachteilig auf den Erfolg ausgewirkt haben: Die Gegner sind zunehmend besser auf das System der Gladbacher eingestellt. Einige Spieler hecheln derzeit ihrer Bestform hinterher, hinzu kamen gegen Hoffenheim und Hannover leichte Konzentrationsfehler mit schweren Folgen.

Ein Grund zur Panik besteht trotzdem nicht, auch wenn die Gladbacher auf Platz vier zurückgefallen sind. „Der Druck wird jetzt größer“, sagt Mittelfeldspieler Havard Nordtveit. „Aber unter Druck haben wir unsere besten Spiele gemacht.“ Das war auch vor einem Jahr so, als Borussia Dortmund am Karsamstag in Mönchengladbach vorspielte. Allein der Vergleich mit der Vorsaison verbietet es, in der aktuellen Situation den Ausdruck Krise zu benutzen. Oder wie Nationalspieler Marco Reus es ausdrückt: „Die Position, in der so etwas als Krise gilt, haben wir uns selbst erarbeitet.“ Stefan Hermanns

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