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Tobias Ancicka entschärfte in dieser Saison schon zahlreiche Chancen der Gegner, kassierte aber im Schnitt drei Gegentreffer pro Spiel.

© Imago/Jürgen Engler

Zweite Saisonphase der Eisbären: Die jungen Torhüter stehen in der Pflicht

Tobias Ancicka und Juho Markkanen zeigen ihr Talent, aber sie brauchen noch mehr Konstanz, damit sie den Berlinern den nötigen Rückhalt geben.

Die Deutschland-Cup-Pause hat den Eisbären gutgetan. Bis auf Verteidiger Eric Mik, der mit einer Handverletzung aus Krefeld zurückkehrte und den Berlinern voraussichtlich vier bis sechs Wochen fehlen wird, konnten zahlreiche Profis die Zeit nutzen, um gesund zu werden und Trainingsrückstand aufzuholen. So auch Brendan Guhle, der nach einer Gehirnerschütterung wieder voll mit der Mannschaft trainiert und unmittelbar vor seinem DEL-Debüt steht – womöglich sogar schon beim Heimspiel am Freitag gegen die Iserlohn Roosters (19.30 Uhr).

So erfreulich und gleichzeitig elementar diese Entwicklung ist, um nach einem wilden ersten Saisondrittel in der Tabelle nach oben zu rücken, eröffnet sich damit ein Problem. Anders als in den vergangenen Jahren sind alle elf Lizenzen für ausländische Profis frühzeitig vergeben. Und weil pro Partie nur neun sogenannter Importspieler eingesetzt werden dürfen, müssen zwei zuschauen.

Vor der DEL-Spielpause traf die Rotation Juho Markkanen, den 20 Jahre alten Keeper mit finnischem Pass, der einen Konkurrenzkampf um den Platz im Eisbären-Tor entfachen sollte. Beim Draft der nordamerikanischen Profiliga NHL 2020 hatten die Los Angeles Kings ihn in der vierten Runde ausgewählt, in Berlin soll er reifen. Dieser Plan ist bislang nicht aufgegangen, auch wenn er „eine seiner besten Trainingswochen hatte“, wie Torwarttrainer Sebastian Elwing sagte.

2020
hatten die Los Angeles Kings Juho Markannen im Draft ausgewählt.

Aktuell ist Tobias Ancicka die klare Nummer eins zwischen den Pfosten, er bestritt 14 der bisherigen 18 Ligaspiele. „Ich bin mit der Erwartung reingegangen, dass ich vielleicht das eine oder andere Spiel mehr mache als er. Aber dass ich so viel spiele, hatte ich nicht erwartet", sagt er. Was umso erstaunlicher ist, weil der 21-Jährige im Schnitt pro Spiel 3,06 Gegentore kassierte. Sein Teamkollege liegt mit 3,26 knapp dahinter. „Die Statistiken sprechen nicht dafür, aber ich bin trotzdem der Meinung, dass ich zwei Schritte nach vorne gemacht habe“, lautet Ancickas persönliche Zwischenbilanz.

 Die Statistiken sprechen nicht dafür, aber ich bin trotzdem der Meinung, dass ich zwei Schritte nach vorne gemacht habe.

Tobias Ancicka über seine bisherige Leistung.

Die Berliner Verantwortlichen sind mit ihrer Personalpolitik ins Risiko gegangen. Mit den bereits vergebenen Ausländerlizenzen ist klar, dass die Eisbären die gesamte Saison mit ihren jungen Keepern bestreiten werden. Auch die Nummer drei Nikita Quapp, der nach einem Syndesmosebandriss immerhin wieder trainiert, ist gerade mal 19 Jahre alt. Das aktuelle Modell ist eine Art Gegenentwurf zu der Routine des nach München gewechselten Mathias Niederberger.

Dass der Meister der vergangenen beiden Spielzeiten derart ruckelig in diese Saison gestartet ist, liegt an einer Unwucht im ganzen Kader, die durch Abgänge, Verletzungen und gravierende Formschwankungen ausgelöst wurde. Und auch die jungen Torhüter haben ihren Anteil daran, weil sie sich von der Unruhe anstecken lassen. Speziell bei Ancicka kommt dazu, nun die Nummer eins des deutschen Eishockey-Rekordmeisters zu sein. „Natürlich trägt man eine große Verantwortung“, sagt er, „ich muss noch lernen, mir weniger Gedanken zu machen und einfach zu spielen.“

Mit welchem Talent sie ausgestattet sind, haben Ancicka und auch Markkannen immer wieder gezeigt. Bei der bislang fehlenden Konstanz des ganzen Teams und speziell der Verteidigung überwiegen in der Statistik derzeit aber die 61 Gegentore. Nur Bietigheim (72) und Nürnberg (64) sehen bei diesem Wert schlechter aus. „Es ist Teil des Prozesses eines jungen Torhüters, dass er solche Phasen miterleben muss, um in seiner Entwicklung weiterzukommen“, sagt Goalie-Coach Elwing. „Es ist nicht jeden Tag Sonnenschein. Wir schauen Videos und versuchen zu zeigen, welche Sachen wirklich gut gemacht wurden und woran wir noch arbeiten müssen.“ Das baldige Comeback von Brendan Guhle könnte auch helfen, die Abwehrkräfte der Eisbären zu stärken.

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