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Tiefes Grab

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Brandenburg: Tiefes Grab

Verbrechen im Türsteher-Milieu: In Schildow gräbt die Polizei nach einem toten Türken. Ahmet K. wird seit 1997 vermisst. Die Polizei sucht mit Radar den Boden ab und wird fündig.

Der Tippgeber der Polizei hatte sich um anderthalb Meter verschätzt. Denn an der von ihm angegebenen Stelle an der Wand einer Villa in Schildow suchten die Beamten seit Montag vergeblich nach einer vor zwölf Jahren vergrabenen Leiche. Da die Polizei dem Informanten aber großen Glauben geschenkt und selbst ein Leichenspürhund am Dienstag angeschlagen hatte, kam am Donnerstag hochmoderne Technik zum Einsatz – offenbar mit Erfolg. „In sechs Meter Tiefe und leicht unterhalb der Bodenplatte gibt es eine auffallende Veränderung im Erdreich“, sagte Wolfram Köhler, Ingenieur einer Potsdamer Spezialfirma. „Dort müsste die Leiche mit großer Sicherheit liegen.“ Mit einer in einem roten Kasten eingebauten Antenne hatte er Bodenwellen in den Untergrund geschickt, um den toten Türken Ahmet K. zu orten.

Ab dem Nachmittag grub dann das Technische Hilfswerk mit einem Bagger ein drei Meter tiefes Loch an der Stelle, am Abend wurde per Hand weitergegraben. Laut Technischem Hilfswerk war frühestens ab Mitternacht mit einer Bergung der Leiche zu rechnen, notfalls sollte bis spät in die Nacht weitergearbeitet werden, um eine Tiefe von sechs Metern zu erreichen.

Ahmet K. wurde im Dezember 1996 oder im Januar 1997 in der Diskothek „Paparazzi“ in der Nürnberger Straße in Berlin-Schöneberg erschossen, vermutlich von Landsleuten. Der illegal in Berlin lebende Mann habe zwar zur Szene gehört, soll aber selbst kein Türsteher gewesen sein. „Er hat wohl eine andere Funktion übernommen“, sagte Polizeisprecher Guido Busch. Denkbar wäre eine Funktion als Drogenkurier oder auch als Drogenhändler. Niemand hat ihn nach seinem Verschwinden vermisst.

Die Identität des Mannes, der die Polizei auf die Spur in Schildow gebracht hat, wird „zu seinem eigenen Schutz“ nicht preisgegeben, wie es von den Ermittlern hieß. Wahrscheinlich war der Mann am Vergraben der in einen Teppich gehüllten Leiche unter der Bodenplatte für eine später darauf gebaute Villa beteiligt gewesen. Er irrte sich bei der Betrachtung des Grabungsortes am Dienstagvormittag schließlich nur um eine kurze Distanz.

Die Leiche muss 1997 unter die Bodenplatte geschoben und mit Sand bedeckt worden sein. Die später anrückende Baufirma, die den Boden rund um die Platte auffüllte und verdichtete, bemerkte davon nichts.Claus-Dieter Steyer

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