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Pädagogen in Brandenburg: Lehrer im Land: schlecht bezahlt und standorttreu

Lehrer und Referendare werden in Brandenburg schlechter bezahlt als in Berlin. Und trotzdem gibt es, anders als in der Bundeshauptstadt, keine Massenabwanderung in andere Bundesländer. Ihre Perspektive: Vollzeitstellen und Beamtenstatus.

Die Bereitschaft, im Land zu bleiben, ist hoch, auch bei Pädagogik-Absolventen der Universität Potsdam“, sagte Bildungsstaatssekretär Burkhard Jungkamp am Sonnabend dem Tagesspiegel. Zumindest im Vergleich zu Berlin ist die Situation in Brandenburg, wo sich 26 000 Lehrer über Lohnverzicht- und Teilzeitmodelle derzeit noch 23 400 Stellen teilen, einigermaßen paradox. Selbst als kürzlich die angestellten Lehrer Brandenburgs für eine Übergangszeit bis 2010/2011 auf 75 Prozent ihrer Gehälter heruntergestuft wurden, sei es nicht zu einer Kündigungswelle gekommen, erklärt Jungkamp. Die Situation entspanne sich zudem weiter, da ab 2011 alle Brandenburger Lehrer, die es wollen, wieder Vollzeitstellen haben werden.

Noch käme Brandenburg, wo insbesondere im Raum Cottbus, Frankfurt (Oder) und Eberswalde infolge sinkender Schülerzahlen und Schulschließungen ein Lehrerüberhang besteht und Versetzungswellen in andere Landesteile regelmäßig für Unruhe sorgen, eine gewisse Abwanderung sogar ganz gelegen. Doch selbst nach Berlin wechselten bislang nur wenige: Im Rahmen des Gastschülerabkommens haben beide Länder vereinbart, dass Berlin zwischen den Schuljahren 2009/10 und 2013/14 jährlich 40 Lehrkräfte aus Brandenburg übernimmt.

Brandenburgs Lehrer gelten als standorttreu. Mit der Tatsache, dass ihr Job in Berlin deutlich besser honoriert würde, leben sie im Grunde schon seit dem Mauerfall. Berlin zahlt, wie die jetzige Debatte zeigt, im Bundesvergleich vielleicht nicht besonders gut – gemessen an Brandenburgs Verhältnissen waren es, wie die Potsdamer Lehrergewerkschaften lange beklagten, trotzdem Traumgehälter.

Zum einen waren schon die Grundeinstufungen in Berlin, eine Spätfolge der Teilung, meistens eine oder mehrere Gehaltsstufen höher. Zum anderen gab es in Berlin die Teilzeit- und Gehaltsverzichtsmodelle nicht, mit denen Brandenburg anders als Sachsen oder Thüringen nach 1990 auf Entlassungen von Lehrern verzichtete. Netto konnte dies eine Differenz von 1000 Euro ausmachen.

Inzwischen kehren sich die Verhältnisse eher um. So hat Brandenburg nach Auskunft von Jungkamp die Einstiegsgehälter angepasst, zahlt das Land etwa für einen verheirateten Jung-Lehrer ohne Kinder rund 2800 Euro brutto (Beamter) oder 2300 Euro brutto (Angestellter).

Vor allem aber lockt das Land Brandenburg – im Gegensatz zu Berlin – junge Absolventen weiter mit dem Lehrer-Beamtenstatus. „Das hat mit der Länder-Konkurrenz zu tun“, sagt Jungkamp. „Wir wollen attraktiv bleiben.“

Dennoch könnte auch in Brandenburg in einigen Jahren ein Lehrermangel drohen, wenn viele Pädagogen (Durchschnittsalter: 49 Jahre) ab 2014/2015 in Pension gehen. Deshalb will Bildungsminister Holger Rupprecht (SPD) in Kürze eine Lehrer-Werbekampagne unter Abiturienten starten. Zudem sollen Studenten und Referendare mit „Einstellungszusagen“ für den Brandenburger Schuldienst gebunden werden.

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