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Ein Lesestück in fünf Akten: 2. Akt

Ein Sammler und ein Künstler, die ins Theater wollen.

„Ich habe 40 Ausstellungen mit meiner Sammlung gemacht. Jetzt will ich raus aus dem White Cube“, sagt der Sammler Axel Haubrok. Seine Kunst zeigt der Unternehmer sonst auf einem Gelände in Lichtenberg, das er auch für Künstler zur Verfügung stellt. Nun brachte Haubrok seine Kunst auf die Bühne. Rund 20 Ready-Mades von Jonathan Monk, Carol Bove, Olafur Eliasson, Andreas Slominski und Heimo Zobernig drehten sich im Rahmen von „Tanz im August“ auf der großen Bühne im Hebbel am Ufer. Haubrok und seine Mitarbeiter führten von Werk zu Werk, erklärten, was es mit den zwei Uhren auf sich hat, die sich gegenüberstehen (ein Portrait von Haubrok und seiner Frau) oder mit der Geldbörse auf dem Boden („Found Identity“ von Elmgreen & Dragset). Permanent fragte man sich: Sind die Kabel auf dem Boden Kunst oder Bühnentechnik? Die Uhr an der Wand, die Jacke überm Stuhl? Seit Marcel Duchamp vor 100 Jahren ein Pissoir zur Kunst erklärte, geht es nicht mehr um Zuschreibungen, sondern um Bewegung. Ist das jetzt Kunst? Und jetzt? Und jetzt? Ein Ding kann in einem Moment Kunst sein, im anderen nicht. Die Zustände fließen. Jonathan Meese, Julius von Bismarck, Paul McCarthy, Björn Melhus, Douglas Gordon. Die Zahl der bildenden Künstler, die im Moment an Theaterproduktionen beteiligt sind, ist groß. Fragt man nach dem Grund, lautet die Antwort oft: Es liegt an der Zusammenarbeit. Regisseur, Schauspieler, Drehbuchschreiber, Lichtleute, alle arbeiten gemeinsam an einem Thema. Während ein bildender Künstler im Studio mit seinen Ideen allein ist. Es scheint, als entstünde das Neue nur noch dort, wo sich die Disziplinen mischen. Douglas Gordon, in seiner Videokunst ein Meister des Visuellen, trat kürzlich mehrmals als Theaterregisseur in Erscheinung. In Manchester wurde er für seine Rotkäppchen-Adaption, eine Kooperation mit der Pianistin Hélène Grimaud, sehr gescholten. In Hamburg brachte er die Musik-Performance „Bound to Hurt“ auf die Bühne, die im Oktober auch nach Berlin ans HAU kommt. Die Schauspielerin Ruth Rosenfeld singt darin bis zur Unkenntlichkeit veränderte Popsongs. Das traf unmittelbar in die Magengrube. Im Vergleich dazu wirken Gordons Videoinstallationen geradezu unterkühlt.

3. Akt

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