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Oliver Janich im Interview mit dem philippinischen Fernsehen.

© Youtube

Deutscher Verschwörungsideologe verhaftet: Was wollte Oliver Janich auf den Philippinen?

Er wanderte nach Asien aus, weil er seinen eigenen Falschprognosen glaubte. Janichs Anhänger schweigen dazu lieber.

Er gilt als der einflussreichste deutschsprachige Verschwörungsideologe – und einer der schlimmsten Hetzer auf Telegram. Nun sitzt Oliver Janich im Gefängnis. Festgenommen von philippinischen Polizisten auf der Insel Tablas, wo er seit 2016 lebt. Möglicherweise wird er nach Deutschland ausgeliefert, es liegt ein Haftbefehl gegen ihn vor.

Auf den Philippinen half Janich, ein Auswanderer-Resort aufzubauen, in dem auch andere deutsche Verschwörungsgläubige leben. Seine Fans halten Oliver Janich für einen Vordenker und eine Autorität. Für einen, dem man alles glauben kann. Doch weshalb Janich 2016 tatsächlich auf die Philippinen auswanderte, ist weniger bekannt: Er wurde Opfer seiner eigenen Falschprognosen.

Die Insel Tablas ist etwa eine Flugstunde von der philippinischen Hauptstadt Manila entfernt. Das zweistöckige Gebäude, das die deutschen Auswanderer errichtet haben, liegt im Südwesten der Insel, sechs Kilometer von der nächsten Ortschaft entfernt. Jede Etage hat fünf Apartments mit je 60 Quadratmetern, es gibt einen 25 Meter langen Swimmingpool und Meerblick. 

Schon bei der Vermarktung sprachen die Initiatoren gezielt deutsche Verschwörungsgläubige an. Zitat: „Sie werden hier an der Bar nicht darüber streiten müssen, ob uns die Massenmedien jeden Tag belügen. Wir können höchstens darauf anstoßen, der Masse der Gehirngewaschenen entkommen zu sein und uns über die neuesten Tricks der sogenannten Elite austauschen.“ 

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Mittlerweile gibt es einen zweiten Bau mit 19 weiteren Apartments. Janichs Geschäftspartner wirbt mit der politischen Orientierung der Bewohner: „Die Käufer sind alles Follower von Oliver, also eine Menge Verschwörungstherorien unterwegs.“

Der Moment der Festnahme.
Der Moment der Festnahme.

© Youtube

Ausgewandert ist Janich, weil er 2016 davon überzeugt war, dass ein Zusammenbruch des Finanzsystems unmittelbar bevorstehe. Dies sei, so erklärte er damals seinen Anhängern, „zu 100 Prozent sicher“. Den Crash prophezeite er konkret für den September oder Oktober 2016. Kurz darauf würden die Sozialsysteme zusammenbrechen. Bis dahin wollte er all sein Geld aus Europa retten und in Sachwerte investieren, weil sonst alles weg sei... 

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Laut Verfassungsschutz ist Oliver Janich ein „rechtsextremistischer Verschwörungstheoretiker“, der „verfassungsfeindliche Agitation“ verbreitet. Wegen ihm landete Xavier Naidoo auf Telegram. Sein Kanal dort erreicht mehr Menschen als der von Querdenken oder Attila Hildmann. 

Neben Gewaltfantasien und Aufrufen zu Morden an Politikern fällt Oliver Janich im Internet durch seine Prophezeiungen auf. Diese treten zwar nicht ein, erzeugen aber Angst bei seinen Anhängern.

Was Janich alles falsch voraussagte

Einmal verkündete Janich, die Bundesregierung werde bald ein „Haustierverbot“ erlassen. Zehntausende ISIS-Kämpfer würden Deutschland angreifen, die Regierung werde ein „Ausreiseverbot" für deutsche Staatsbürger erwirken. Wenn Janich zu seinen Anhängern spricht, sagt er gern Sätze wie „Ich weiß genau, was passieren wird“.

Schon vor sieben Jahren glaubte Janich, „Papiergeldwährungen, Sparguthaben und Versicherungen“ seien bereits nichts mehr wert. Im Mai 2020 behauptete er, die Corona-App diene dazu, „Kritiker auszusortieren und in Lager zu bringen”. Janich damals: „Das ist keine Übertreibung.“

Den Zuzug von Flüchtlingen im Jahr 2015 erklärte Janich damit, Angela Merkel wolle Deutschland zerstören. Janich sagte: „Und spätestens wenn die Massen mordend, vergewaltigend und Köpfe abschneidend durch die Straßen rennen, werdet Ihr wissen, warum ich ausgewandert bin.“

Frustriert auf den Philippinen

In einigen Videos, die Janich in seinem Exil aufnahm, wirkt er sehr unglücklich über seine Wahlheimat. Einmal tobt er: „Hier funktioniert so gut wie nichts.“ Auch über die Einheimischen lässt er sich aus: Philippinen lebten „sehr  in den Tag hinein“ und hätten einen kurzfristigen Planungshorizont. Janich sagt: „Die denken sehr kurzfristig.“

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Doch es gebe auch Vorteile. Wenigstens lebten hier mehrheitlich Katholiken – und  die kriegten „genauso viele Kinder wie die Moslems“, womit sicher gestellt sei, dass Muslime niemals  die Oberhand gewinnen würden.

Ein zweiter Grund, weshalb sich Oliver Janich zur Auswanderung gezwungen sah, war nach eigenen Angaben der Fakt, dass er in Deutschland als Publizist nicht genug verdiente. Auf den Philippinen könne er mit 300 Euro im Monat überleben, es gebe schließlich „praktisch keine Sozialabgaben“.

Wütend auf die eigene Familie

Unglücklich ist Oliver Janich auch darüber, dass die eigene Verwandtschaft in Deutschland nicht an seine Thesen glaubt – und dass sie sich gegen Corona impfen ließ, obwohl er extra „viele Studien“ geschickt habe, die davon abrieten. Janich sagt: „Ich bin einer der besten Argumenteure auf diesem ganzen Planeten“, trotzdem habe selbst er es nicht geschafft, seine Familie zu überzeugen. Leider glaube sie ihm kein Wort, beschimpfe ihn stattdessen als Verschwörungstheoretiker.

Janich hat dafür kein Verständnis. In einem seiner Videos sprach er seine Verwandten direkt an: „Wer aus unserer Familie hat immer die besten Noten nach Hause gebracht, obwohl er null gelernt hat? Das war ich! Und ihr glaubt wirklich alle, ihr seid schlauer als ich?“

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