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Das erste Jahr nach dem Abitur: Neun Absolventen erzählen von ihren Plänen
Durch Italien reisen, ein FSJ in Brasilien machen, eine Handwerkslehre beginnen. Junge Berliner und Berlinerinnen verraten, was sie nach dem Abschluss vorhaben.
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Mehr als 2200 Schultage haben sie hinter sich, seit sie das erste Mal auf der Schulbank Platz genommen haben, jetzt halten Berlins Abiturientinnen ihr Abschlusszeugnis in den Händen und haben allen Grund zum Feiern.
Abiturienten sind, dem Wortsinn nach, diejenigen, die weggehen werden. Wie es für sie nach dem Abschluss weitergeht, ob sie reisen, studieren oder etwas ganz anderes machen möchten, ob sie in Berlin bleiben oder raus in die weite Welt wollen, haben uns neun Absolventen des diesjährigen Abi-Jahrgangs erzählt. Ihre Wünsche und Pläne lesen Sie hier:
Weimar oder Berlin?

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„Was willst du werden, wenn du groß bist? Früher habe ich immer in Fantasien geschwelgt. Astronautin, Schauspielerin, Tierärztin oder Gerichtsmedizinerin waren Wünsche oder Vorstellungen für die ferne Zukunft. Viel Zeit ist seitdem gar nicht vergangen, aber anscheinend genug, dass ich jetzt vor der Frage stehe, was ich wirklich machen will. Während der Abiturphase hatte ich nicht viel Zeit zu überlegen, was ich studieren will oder ob ich überhaupt studieren will. Vor einem Jahr konnte mich der Kunstunterricht für Architektur begeistern, und seitdem spiele ich mit dem Gedanken, mich an der Bauhaus-Uni in Weimar zu bewerben.
Aber raus aus Berlin will ich eigentlich nicht. Während meiner Überlegungen versuchen mich meine Eltern für ein Studium Generale an der FU zu begeistern. Ich bleibe trotz der guten Argumente skeptisch, hauptsächlich, weil es nicht meine Idee war. Kürzlich habe ich das Buch „Eine kurze Geschichte der Menschheit“ von Yuval Noah Harari gelesen, das brachte mich auf den Gedanken, etwas in die Richtung Wissenschaftsgeschichte zu studieren. Aber wer weiß, vielleicht komme ich morgen noch auf eine ganz andere Idee.“
Erfahrung im Ausland sammeln

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„Nach dem Abitur werde ich erst einmal mit meiner besten Freundin durch Europa reisen. Ich möchte später studieren, bin mir aber noch nicht ganz sicher, was. Momentan interessiere ich mich hauptsächlich für Medizin und Kunst. Mir ist schon länger klar, dass ich nach dem Abitur nicht direkt an die Uni gehen, sondern erst einmal Erfahrung im Ausland sammeln möchte. Deswegen plane ich im Herbst oder Winter einen Freiwilligendienst zu machen, am liebsten wären mir dabei ein soziales oder kulturelles Umfeld.
Schon seit ich klein bin, ist es mein Traum, im Anschluss an die Schule nach Großbritannien oder Irland zu gehen, da mich sowohl die Landschaft als auch Geschichte faszinieren. Ich hoffe, im Ausland viele Erfahrungen zu sammeln und vor allem eine Pause einzulegen. Ich freue mich auf neue Erlebnisse und Orte.“
Beitrag zum Wohl der Menschheit

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„Nach meinem Abitur plane ich, Medizintechnik zu studieren. Da ich ein großes Interesse daran habe, Menschen zu helfen, aber gleichzeitig nicht in der Lage bin, Blut zu sehen, erscheint mir dieses Studienfach als die perfekte Wahl. Ich hoffe, dass ich durch meine Arbeit im Bereich der Medizintechnik einen Beitrag zum Wohl der Menschen leisten kann. Ich selbst kam vor vier Jahren aus Syrien nach Berlin. Es ist mir sehr wichtig, dass mir mein Studium an der HTW Freude bereitet. Parallel dazu möchte ich einen Job oder eine ehrenamtliche Tätigkeit finden, die mich in meinem Studium unterstützt und mir praktische Erfahrungen bietet.“
Die Welt sehen
Annabelle, Carl-von-Ossietzky-Gymnasium (Pankow): „Ich werde Anfang September für ein Jahr nach Ghana gehen. Bei meinem Freiwilligendienst dort werde ich an einer Schule im Unterricht assistieren sowie die Freizeitgestaltung übernehmen. Die Zeit bis dahin werde ich zum Arbeiten nutzen, möglichst viel mit meinen Freund:innen machen und ein wenig reisen. Welche Wünsche und Erwartungen ich an das Leben nach dem Abi habe? In dem Jahr, das ich bald im Ausland, weit weg von Freund:innen und Familie, verbringen werde, erhoffe ich mir super viele neue Erfahrungen zu sammeln und als Person zu wachsen.
Wenn ich wieder da bin, hoffe ich, viele neue Freund:innen gefunden zu haben, aber ebenso eng mit meinen jetzigen in Kontakt zu sein und vielleicht in eine WG zu ziehen. Sollte ich zum Studieren in Berlin bleiben, möchte ich auf jeden Fall noch einen Erasmus-Studienaufenthalt woanders machen. Ich möchte die Welt sehen und kennenlernen und vor allem die Möglichkeit haben, ein glückliches und erfülltes Leben zu führen.“
Ins kalte Wasser springen

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„Abitur. Endlich geschafft. Es war auch Zeit, nach einer unendlich langen Klausurphase. Und jetzt: eine Welt voller Möglichkeiten. So viele Dinge, die ich machen möchte. In einem Klassenzimmer zu sitzen – das scheint schon sehr lange her zu sein. Nun beginnt für mich ein Sommer voller Pläne. Im Juli bin ich für zwei Wochen an der Ostsee segeln, und im Anschluss habe ich ein Vorbereitungsseminar für meinen Freiwilligendienst in Mexiko. Dann will ich mit zwei Freunden durch Italien zu reisen.
Ende August steht die Abreise nach Mexiko an. Ein Jahr lang werde ich in Playa del Carmen in einem öffentlichen Park mithelfen. Erstmal bedeutet das vor allem: Visum, Impfungen und Spenden organisieren – aber ich freue mich natürlich trotzdem. Dazwischen steht auch irgendwann meine Fahrprüfung an. Uff. Ja, ich werde das alles schaffen, aber ich merke auch, dass ich nicht unbegrenzt viel Geld und Zeit habe. Es fühlt sich an, als würde ich mit ziemlich vielen Bällen jonglieren. So toll das Gefühl ist, dass alles möglich ist, so überwältigend kann es auch sein. Aber mir hilft genau das: einfach ins kalte Wasser springen.“
Erst Italien, dann FSJ

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„Mein erster großer Plan nach dem Abi ist eine Reise durch Italien mit meinen Jungs. Wenn man endlich mit der Schule fertig ist, möchte man natürlich erst einmal die Freiheit genießen. Danach mache ich dann ein Freiwilliges Soziales Jahr, entweder beim Technischen Hilfswerk oder in einer Werkstatt für Behinderte. In dem Jahr werde ich hoffentlich viele weiterbringende Erfahrungen sammeln und mich orientieren, denn bisher weiß ich noch nicht besonders viel über die Arbeitswelt. Außerdem hoffe ich, eine Antwort darauf zu finden, was ich einmal studieren oder erlernen möchte.“
Vor dem Studium nach Brasilien

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„Im Herbst geht es für mich zunächst ein Jahr nach Brasilien. Dort werde ich nordwestlich von Rio ein Freiwilliges Soziales Jahr an einer Grundschule machen. Seit Mai arbeite ich in einem Eisladen in meinem Kiez in Friedrichshain, um mir den Auslandsaufenthalt leisten zu können.
Da meine Schulerfahrungen nicht die besten waren, ziehe ich in Erwägung, Lehrerin zu werden. So kann ich Kindern eventuell eine schönere Schulzeit ermöglichen, als ich sie hatte. Eigentlich würde ich auch gerne im Anschluss an mein FSJ versuchen, ein Stipendium zu bekommen, um nach Australien zu gehen. Dort könnte ich dann mein Traumstudium Astrophysik direkt beginnen. Das Jahr in Südamerika wird sicher hilfreich sein, um mich in Ruhe entscheiden zu können.“
Nach dem Reisen in die Handwerkslehre

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„Ich fange im September in Spandau eine Ausbildung zum Zimmerer an. Vorher habe ich jetzt aber zum ersten Mal so richtig frei und werde mit Freunden ein bisschen herumreisen, zum Beispiel ins Erzgebirge und hoffentlich auch ins Warme. Zur Ausbildung bin ich gekommen, weil ich mit meinem Vater auf unserem Grundstück in Brandenburg einen Teil eines alten Kuhstalls ausgebaut habe. Das hat mir sehr viel Spaß gemacht.
Außerdem finde ich es spannend, einen Handwerksberuf zu erlernen, auch weil das ja nicht so viele um mich herum machen. Um einen Ausbildungsplatz zu finden, habe ich zwei Praktika gemacht. Aktuell suche ich eine Wohnung oder ein WG-Zimmer, aber es ist nicht leicht, in Berlin etwas Bezahlbares zu finden. Ich warte aktuell noch auf den entscheidenden Tipp!“
Französisch perfektionieren
Ilia Zapp, Carl-von Ossietzky-Gymnasium (Pankow): „Nach meinem Abitur bleibe ich vorerst in Berlin. Ich plane zu arbeiten, um erste Berufserfahrungen zu sammeln und etwas Geld zu verdienen. Das Geld brauche ich unter anderem für den Führerschein. Ich habe Reisen mit meinen Freund:innen geplant, worauf ich mich sehr freue. Außerdem möchte ich für zwei Monate meine Großeltern in Frankreich besuchen, auch um meine Sprachkenntnisse zu perfektionieren.
Darüber hinaus hoffe ich, durch die gesammelten Erfahrungen eigenständig zu werden und besser zu verstehen, was ich wirklich für meine Zukunft will. Ich möchte mir klar darüber werden, was ich studieren möchte und in welche Richtung mein Weg in Zukunft gehen soll.“
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