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Berliner Abiturienten berichten von ihren Ideen für die Zukunft.

© Montage Tagesspiegel/Fotos:Getty Images, privat (6); Elena Popovici; Lara Bonhoff, Selfie

Urlaub? Uni? Ausbildung?: Acht Berliner Abiturienten erzählen von ihren Plänen

Die Prüfungen sind Geschichte, das Zeugnis in der Tasche – und nun? Mehr als 16.000 sind 2025 zum Abitur angetreten. Jetzt stellt sich die Frage, wohin die weitere Reise gehen soll.

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Die Flut an Ausbildungsmöglichkeiten und potenziellen Berufen ist beinahe unüberschaubar, außerdem soll die Arbeit später auch noch Spaß machen. Eine knifflige Entscheidung, vor der nun auch Tausende Berliner Abiturienten stehen.

Nach den bestandenen Prüfungen aber wollen viele junge Menschen erst einmal Spaß haben, sich von den anstrengenden Prüfungen erholen und die Welt kennenlernen. Acht Absolventinnen und Absolventen aus der Hauptstadt haben uns ihre Wünsche und Pläne berichtet.


Vorfreude auf Namibia

Lara Bonhoff, Europäisches Gymnasium Bertha-von-Suttner (Reinickendorf)

© Lara Bonhoff, Sefie

„Zuversicht. Vor einem Jahr habe ich die Fragen zu meiner Zukunft mit Zuversicht beantwortet. Mit meinem Abi und Führerschein im Gepäck sollte es raus in die Welt gehen, am besten ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ). Doch die Zuversicht wich bald der Überforderung. Erschlagen von den Angeboten, Websites und Organisationen, wollte ich mich nicht mehr damit beschäftigen. Alles war verlockend, doch nichts schien so richtig zu mir zu passen. 

Letztlich bin ich auf einen Göttinger Sportverein gestoßen, der Freiwillige nach Afrika sendet, um dort in Schulen auszuhelfen und mit den Kindern Sport zu machen. Aus der Überforderung wurde Vorfreude. Für mich geht es nun ein Jahr in die Hauptstadt von Namibia, um dort eine mir völlig fremde Kultur kennenzulernen. Dieses Projekt wird zu 75 Prozent staatlich finanziert, der Rest läuft über Spenden.

Falls Sie Freiwilligenarbeit und dieses Projekt unterstützen wollen, freue ich mich über eine Spende bei gofoundme.com, Stichwort: Lara-in-Namibia. Und wenn ich jetzt in meine Zukunft schaue? Euphorie.“


Englisch unterrichten in Ecuador

Maxim Bechmann, Anna-Seghers-Gemeinschaftsschule (Adlershof)

© privat

„Das Abitur war eine ruhige und entspannte Phase für mich. Jetzt ist dieser Lebensabschnitt vorbei, und ein neuer beginnt. Erstmal geht’s auf Abifahrt nach Bulgarien an die Goldküste. Ansonsten freue ich mich auf die Sommerwochen in Berlin, denn im Herbst werde ich für ein Jahr ins Ausland gehen.

Das hat sich alles sehr kurzfristig ergeben, ich werde mit IJGD (Internationale Jugendgemeinschaftsdienste) in Ecuador an einer Universität in Riobamba im Englischunterricht aushelfen. Das freut mich wahnsinnig, denn ich halte mich für einen sehr offenen Menschen und möchte die Welt sehen. Ich erhoffe mir eine super Zeit und viele Erlebnisse in einer völlig anderen Natur und Vegetation, will spannende Menschen kennenlernen, vielleicht sogar eine Freundin.

Was ich nächstes Jahr mache, wenn ich nach Berlin zurückkomme, weiß ich noch nicht, eventuell eine Ausbildung in einem handwerklichen Betrieb. Studieren eher nicht. Jetzt geht es erstmal darum, alles dankend anzunehmen, was kommt.“


Sport auf Lehramt studieren

Tjark Meyhöfer, Sophie-Scholl-Schule (Schöneberg)

© privat

„Jetzt im Sommer will ich erstmal ganz viel Zeit draußen verbringen. Mich bewegen, Tischtennis oder Frisbee spielen, im Park abhängen mit meinen Freunden, vor allem mit denen, die bald wegziehen. Und ich will Geld verdienen, als Babysitter oder Kellner. Hauptsache, nicht die ganze Zeit am Schreibtisch sitzen!

Ich habe zwei jüngere Geschwister. Ich mag es, mit Kindern die Sachen zu machen, die ich selbst schon immer mochte, wie malen oder rumtoben. Ab Herbst will ich dann an der HU Sport auf Lehramt studieren. Leider kann man da nicht Kunst studieren. Deshalb nehme ich vielleicht Physik oder Chemie als zweites Fach. Damit haben ja viele in der Schule Schwierigkeiten, die hatte ich früher auch mal. Ich würde den Schülern gerne zeigen, dass diese Fächer richtig Spaß machen können, weil man damit im Alltag auch ganz viel erklären kann.

Später würde ich am liebsten noch Kunst an der UdK studieren, da kann man sich aber erst für das nächste Jahr wieder bewerben. Und ich weiß schon, dass es da oft mehrere Anläufe braucht, wenn man überhaupt angenommen wird.“


Marketing studieren

Lara Zschiesche, Hermann-Scheer-Schule (OSZ Wirtschaft) (Oberschöneweide)

© privat

„Nach dem Abitur werde ich Marketing an der Internationalen Hochschule (IU) in Berlin studieren. Die IU hat mich überzeugt durch ihre moderne, flexible Studienform und den Fokus auf praxisrelevante Inhalte.

Schon während der Schulzeit am OSZ Hermann-Scheer-Schule konnte ich durch Projekte wie ein einwöchiges Planspiel in der 13. Klasse im Wirtschaftsleistungskurs erste Erfahrungen sammeln. Dabei habe ich gemerkt, dass ich großes Interesse daran habe, mich intensiver mit der Produktentwicklung zu befassen. Daraufhin habe ich mehrere Gespräche mit Bekannten geführt, die bereits erfolgreich ihr Marketingstudium absolviert haben. Diese haben meinen Entschluss bestärkt.

Was mir besonders gefällt, ist die Verbindung von Psychologie, Gestaltung und analytischem Denken. Mein Ziel ist es, in einer großen, internationalen Agentur kreative Konzepte mitentwickeln zu können und an spannenden Projekten mitzuwirken. Vor dem Studienstart im Oktober möchte ich aber noch meine freie Zeit genießen – zum Beispiel beim Reisen.“


Erst erholen, dann studieren

Elena Popovici, Melanchthon-Gymnasium (Hellersdorf)

© Elena Popovici

„Ich lebe erst seit vier Jahren in Deutschland und komme eigentlich aus der Ukraine. Nach dem Abitur will ich mich jetzt erstmal von dem ganzen Prüfungsstress erholen. Als Leistungsfächer hatte ich Kunst und Englisch. Erstmal fahre ich eine Woche nach Prag, danach geht es auf Abireise für eine Woche nach Kroatien – auf die Halbinsel Pag ans Meer. Besonders freue ich mich auf die gemeinsame Zeit mit meinen Freunden. Danach fahre ich noch für zwei Wochen an die Ostsee und im Anschluss für weitere zwei Wochen nach Mallorca.

Später will ich gerne Pharmazie studieren. Ein Schnupperpraktikum in einer Apotheke in Brandenburg habe ich schon gemacht. Mir gefällt, wie das Studium aufgebaut ist. Dass man nicht nur Theorie hat, sondern die Hälfte der Zeit im Labor arbeitet und zum Beispiel lernt, wie man Tabletten herstellt.

Ursprünglich wollte ich aber Jura studieren, auch da habe ich bereits ein Praktikum absolviert. Das Studium ist aber sehr theorielastig, glaube ich. Einschreiben für Jura will ich mich trotzdem, und auch für BWL. Am Ende entscheide ich mich dann einfach nach Gefühl. Manchmal muss man einfach auch darauf vertrauen, dass einen das Schicksal dorthin führt, wo man hingehört. Starten möchte ich schon im Wintersemester.“


Elektroniker werden

Dyar Saleh, Hermann-Scheer-Schule (OSZ Wirtschaft) (Oberschöneweide)

© privat

„Ich möchte nach dem Abitur unbedingt etwas Handwerkliches machen. Ein Bürojob wäre eher nichts für mich. Derzeit suche ich nach einem Ausbildungsplatz, am liebsten als Elektroniker für Betriebstechnik. Schon mein Vater war Elektroniker, und ich habe ihm früher oft geholfen, daher kenne ich mich schon etwas aus.

Bevor die Ausbildung startet, möchte ich gerne noch etwas reisen. Es geht wahrscheinlich für zwei Wochen nach London, um mein Englisch zu verbessern. Ich war schon einmal dort und finde London richtig cool, es ist eine meiner Lieblingsstädte. Ansonsten möchte ich mich noch etwas ausruhen und entspannen nach dem ganzen Abistress!“


Reisen und Firma gründen

Anas Elsabaa, Schiller-Gymnasium (Charlottenburg)

© privat

„Ich habe schon ziemlich konkrete Pläne. Ich komme eigentlich aus Ägypten, habe aber neun Jahre in Saudi-Arabien gelebt. Als ich vor knapp drei Jahren nach Deutschland kam, musste ich erstmal die Sprache lernen. Jetzt habe ich Abitur gemacht, meine Leistungskurse waren Mathe und Englisch. Ich möchte gerne an der FU Informatik auf Bachelor studieren und dann Wirtschaftsinformatik als Master.

Mit meinem Geschäftspartner, der auch auf meine Schule geht und im selben Jahrgang ist, baue ich mir parallel mein eigenes Business auf. Ich entwerfe Handyhüllen im Custom-Design. Das ist mir sehr wichtig und das will ich auf jeden Fall weitermachen. Mein Geschäftspartner will Wirtschaftsrecht studieren und sich im Unternehmen vor allem um das Finanzielle und das Rechtliche kümmern. Ich übernehme das Technische, mache das Design und pflege die Webseite und unseren Social-Media-Auftritt. Mit dem Studium wollen wir beide schon zum Wintersemester beginnen.

Als Erstes fahre ich aber erst mal weg, nach Saudi-Arabien, meine zweite Heimat. Ich will Riad wiedersehen. Besonders freue ich mich auf Essen. Da bleibe ich etwa eine Woche, dann soll es weiter nach Qatar gehen. Ich will meine Arabien-Rundtour vollenden, ansonsten war ich nämlich schon in allen Ländern der Halbinsel.“


Tanzen in Barcelona

Soley Huber, Carl-von-Ossietzky-Gymnasium (Pankow)

© privat

„Erstmal geht’s jetzt ans Reisen. Gerade bin ich mit drei Freundinnen am Attersee in Österreich auf einem Kurztrip. Danach wollen wir vier nochmal mit Interrail-Tickets los – Richtung Südosteuropa. Am besten bis nach Athen. Dafür wollen wir uns einen guten Monat Zeit nehmen.

Meine Abi-Prüfungen sind gut gelaufen, glaube ich. Bei uns konnte man drei Leistungskurse wählen und sich später entscheiden, welchen man abwählen möchte. Ich hatte mich für Bio, Französisch und Geschichte entschieden. Bio habe ich dann abgewählt und auf Grundkursniveau als drittes Prüfungsfach genommen. Später möchte ich auf jeden Fall etwas Kreatives machen, irgendwas mit Kunst.

Wenn ich von unserer Interrail-Tour zurück bin, geht es deshalb nach Barcelona. Da absolviere ich eine achtmonatige Tanzausbildung. Da freue ich mich total drauf. Ich interessiere mich besonders für zeitgenössischen Tanz mit viel Improvisation. Außerdem will ich in Barcelona noch Spanisch lernen. Für einen entsprechenden Sprachkurs habe ich mich schon angemeldet.“

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