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Der US-Journalist Gershkovich sitzt seit 29. März in russischer Haft.

© PICTURE ALLIANCE / ASSOCIATED PRESS/Uncredited

Ukraine-Invasion Tag 415: Eltern des inhaftierten Journalisten Gershkovich melden sich zu Wort

Kiew sieht keinen Einfluss der Leaks auf die geplante Offensive, EU sanktioniert Söldnertruppe Wagner, russische Eliteeinheiten mit hohen Verlusten. Der Nachrichtenüberblick.

seit Ende März befindet sich der Reporter Evan Gershkovich in russischer Haft. Moskau wirft ihm Spionage vor, das „Wall Street Journal“, für das Gershkovich arbeitet, weist den Vorwurf zurück. Nun haben sich erstmals die Eltern des Journalisten gegenüber der Zeitung zu Wort gemeldet (Quelle hier).

Von einem Gefühl des Schocks und gleichzeitig der Unsicherheit spricht Gershkovichs Mutter in dem Interview über den Moment, als sie von der Festnahme erfuhren. Und dass sie es im Gefühl gehabt habe, dass ihrem Sohn etwas zugestoßen sei. Ella Milman ist 1979 selbst aus der damaligen Sowjetunion ausgewandert, ihr Mann Michail ebenso. In New York hatten sich die beiden schließlich kennengelernt.

Die Frage, ob sie jemals mit ihrem Sohn über das Risiko, als Journalist in Russland zu arbeiten, gesprochen hätten, verneint dessen Vater. Er habe seinem Sohn und dessen Urteilsvermögen vertraut, sagt Michail Gershkovich. Aber nun habe er das Gefühl, als Vater versagt zu haben. Aber er sagt auch, er hätte ihn nicht davon abbringen können, nach Russland zu gehen.

Die Eltern, so erzählt Gershkovichs Schwester Danielle in dem Interview, hätten sie mit der russischen Tradition und auch in russischer Sprache aufgezogen. Ihr Bruder habe dann aus ihrer Sicht auch versucht, Russland in seinen Berichten nicht als „einen schrecklichen, kalten Ort“ darzustellen, wie es sonst in den US-Medien oft geschehe. „Er war wirklich leidenschaftlich dabei, die anderen Seiten zu zeigen“, sagt sie.

Die Familie, so fügt die Schwester noch hinzu, werde „alles tun, was nötig ist“, um Evan Gershkovich aus russischer Gefangenschaft zu bekommen. „Das ist eine der amerikanischen Eigenschaften, die wir verinnerlicht haben: optimistisch zu sein“, sagt auch seine Mutter. Aber sie sei nicht dumm, sie wisse genau, worum es gehe.

Dass der Journalist schnell freikommt, danach sieht es derzeit jedenfalls nicht aus. Erst gestern hatte der stellvertretende russische Außenminister Sergej Rjabkow gesagt, dass eine Freilassung Gershkovichs im Rahmen eines Gefangenenaustausches erst nach einem Prozess erwogen werden könnte.

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Die wichtigsten Nachrichten des Tages:

  • Nach Festnahme in Zusammenhang mit den Datenlecks der US-Geheimdienste: Der 21-jährige Angehörige einer US-Nationalgarde wurde am Freitag in Boston einem Richter vorgeführt. Ihm droht eine lange Haftstrafe. Mehr hier. 
  • Soldaten der Wagner Gruppe sollen Berichten zufolge ukrainische Kinder in den besetzten Gebieten der Ukraine an der Waffe ausbilden. Das berichtet die US-Denkfabrik „ISW“ und bezieht sich dabei auf ein Video, das der Berater des Bürgermeisters von Mariupol in einem Telegramkanal verbreitet haben soll. Mehr dazu hier.
  • Ein Berufungsgericht in der Republik Moldau hat den Geschäftsmann und Politiker Ilan Shor in Abwesenheit wegen Korruption zu 15 Jahren Haft verurteilt. Der pro-russische Oligarch sorgte zuletzt für Schlagzeilen, weil er und seine Partei Straßenproteste gegen die Regierung Moldaus organisieren. Die Behörden geben an, die Demonstrationen seien Teil einer russischen Kampagne. Mehr dazu lesen Sie hier.
  • Der Europäische Rat hat die russische Söldnergruppe Wagner wegen ihrer „aktiven“ Beteiligung am russischen Angriffskrieg auf ihre Sanktionsliste hinzugefügt. Begründet wurde dies damit, dass deren Handlungen „die territoriale Unversehrtheit, Souveränität und Unabhängigkeit der Ukraine“ untergrüben und bedrohten. Mehr dazu hier.
  • Die Veröffentlichung geheimer US-Dokumente hat nach Einschätzung der Ukraine keinen Einfluss auf Kiews geplante Offensive im Abwehrkrieg gegen Russland. Moskau sei zwar der einzige Profiteur des Datenlecks, räumte der Chef des Militärgeheimdienstes in Kiew, Kyrylo Budanow, in einem ABC-News-Interview ein. „Das wird aber nicht in der Lage sein, die tatsächlichen Ergebnisse der Offensivoperation zu beeinflussen“, sagte er. Mehr hier.
  • Der Ukraine-Krieg hat offenbar Russlands geheime Spetsnaz-Einheit schwer zugesetzt. Wie die amerikanische Tageszeitung „Washington Post“ berichtet, belegten geheime US-Daten, die über Discord veröffentlicht wurden, ein hohes Ausmaß an Verlusten innerhalb der Spezialtruppe. Mehr dazu in unserem Newsblog.
  • Der Verteidigungsminister von Belarus hat während eines unangekündigten Manövers der belarussischen Armee mit der Aufstellung strategischer Atomwaffen gedroht. „Wenn nötig, werden wir auch strategische Atomwaffen haben. Wir befassen uns schon mit der Vorbereitung bestehender Startrampen“, sagte Viktor Chrenin.
  • Die Ukraine und Russland haben erneut Leichen Dutzender getöteter Soldaten ausgetauscht. „Die Ukraine hat die Leichen von weiteren 82 gefallenen Verteidigern zurückgeholt“, teilte das zuständige Ministerium in Kiew am Freitag bei Telegram mit. Wie viele Tote die russische Seite in Empfang nahm, wurde nicht mitgeteilt. 
  • Russland hat seine Pazifik-Flotte in höchste Alarmbereitschaft versetzt. Dies sei im Rahmen einer überraschenden Inspektion geschehen, berichten staatliche Medien unter Berufung auf Verteidigungsminister Sergej Schoigu. Hauptziel sei es, die Fähigkeiten der Streitkräfte zu erhöhen, um von See kommende Angriffe abwehren zu können.
  • Die ukrainische Verteidigung hält nach Einschätzung britischer Geheimdienste noch immer die westlichen Bezirke der schwer umkämpften ostukrainischen Stadt Bachmut. Sie sei aber in den vergangenen 48 Stunden „besonders starkem russischen Artilleriebeschuss“ ausgesetzt gewesen, teilte das Verteidigungsministerium in London mit.
  • Ein hochrangiger Beamter im ukrainischen Generalstab, Oleksij Hromow, warnte davor, Russland aufgrund seiner Rekrutierungsprobleme zu unterschätzen. Das berichtet das „Institute for the Study of War“. Hromow zufolge könne das Angreifer-Land langfristig wieder zu einer ernsthaften Bedrohung für die Ukraine werden.
  • Die chinesische Regierung hat versichert, Russland im Krieg gegen die Ukraine aktuell und auch künftig nicht mit Waffen zu unterstützen. „Wir liefern und werden ja auch später keine Waffen an Konfliktparteien liefern“, sagte Außenminister Qin Gang nach einem Gespräch mit Bundesaußenministerin Annalena Baerbock.

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