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Ali Daei, ehemaliger iranischer Fußballprofi. (Archivbild)

© imago / Sammy Minkoff

Update

Wegen regierungskritischer Äußerungen: Iranischer Ex-Fußballstar Ali Daei fassungslos nach Ausreisestopp seiner Familie

Der ehemalige Bundesligaspieler positionierte sich im Zuge der Aufstände im Iran mehrfach gegen das Regime. Jetzt soll ein Flugzeug mit seiner Familie umgeleitet worden sein.

| Update:

Der ehemalige Spielführer der iranischen Nationalmannschaft, Ali Daei, hat mit Fassungslosigkeit auf den dramatischen Ausreisestopp seiner Familie reagiert. „Wollten die (Sicherheitskräfte) etwa Terroristen verhaften“, wurde der Rekordnationalspieler von den iranischen Medien am Dienstag zitiert. Er habe versucht, bei mehreren Behörden einen Grund für den sonderbaren Vorfall zu erhalten, bislang jedoch vergebens, sagte der 53-Jährige, der im Iran als Volksheld gefeiert wird, laut Tageszeitung „Etemad“.

Ein Linienflug mit Ehefrau und Tochter des ehemaligen iranischen Fußball-Bundesligaprofis ist während einer Flugreise in die Vereinigten Arabischen Emirate vom ursprünglich geplanten Kurs umgeleitet worden.

Wie die halbamtliche iranische Nachrichtenagentur Isna unter Berufung auf Daei erklärte, wurde die Maschine der iranischen Fluggesellschaft Mahan Air mit dem Ziel Dubai nach dem Start in Teheran auf die iranische Insel Kisch umgeleitet und Daeis Angehörige zum Aussteigen aufgefordert. Ali Daei hatte sich in den vergangenen Monaten mehrfach regierungskritisch geäußert.

Laut iranischen Justizquellen hatte sich Daeis Frau bei den systemkritischen Protesten mit „kontrarevolutionären“ Regimegegnern solidarisiert und war daher aufgefordert worden, das Land nicht ohne vorherige Erlaubnis zu verlassen. Da sie dies trotzdem tat, wurde das Flugzeug gestoppt und ihr Weiterflug verhindert. Festgenommen wurde sie jedoch nicht, wie die Nachrichtenagentur Mehr unter Berufung auf Quellen berichtete. Außerdem wollte seine Frau nicht nur nach Dubai, sondern von dort aus in die USA.   

Der ehemalige Spieler von Arminia Bielefeld, Bayern München und Hertha BSC weist die Angaben der Justizbehörde vehement zurück. Seine Frau habe legal ausreisen wollen. Falls ein Ausreiseverbot vorgelegen hätte, hätte die Polizei ihr das bei der Passkontrolle in Teheran mitteilen sollen. „Was soll das Ganze, das war doch nur ein Kurztrip und beide wollten nächste Woche wieder zurück“, sagte der Ex-Fußballer.

Er erklärte der Agentur Isna zufolge, seine Tochter und seine Frau seien „aus dem Flugzeug geholt, aber nicht festgenommen worden“. Er bemühe sich nun darum, eine Rückkehr seiner Familie nach Teheran zu organisieren.

Drohungen und Schikanen

Daei hatte in den vergangenen Monaten bereits erklärt, er sei bedroht worden, nachdem er die regierungskritischen Proteste im Iran öffentlich unterstützt hatte. Am 27. September rief Daei die Regierung in den sozialen Medien dazu auf, „die Probleme des iranischen Volkes zu lösen, anstatt Repression, Gewalt und Verhaftungen anzuwenden“.

Im Oktober sagte Daei der Nachrichtenagentur AFP, sein Reisepass sei bei seiner Rückkehr aus dem Ausland von der Polizei beschlagnahmt worden, bevor er ihn einige Tage später zurückerhalten habe. Später sagte er, er sei wegen der Niederschlagung der Proteste durch die iranischen Behörden nicht zur Fußballweltmeisterschaft in Katar gereist.

Anfang Dezember wurden Daeis Juweliergeschäft und sein Restaurant in einem gehobenen Viertel im Norden Teherans auf staatliche Anordnung geschlossen. Lokale Medien berichteten, die Schließung sei wegen „Zusammenarbeit mit antirevolutionären Gruppen im Cyberspace“ verfügt worden.

Der Iran wird seit Monaten von heftigen Protesten erschüttert. Ausgelöst wurden sie durch den Tod der jungen Kurdin Mahsa Amini am 16. September. Die 22-Jährige war nach ihrer Festnahme durch die Sittenpolizei wegen eines nicht ordnungsgemäß getragenen Kopftuchs gestorben.

Bei den Protesten wurden nach iranischen Angaben mehr als 200 Menschen getötet. Internationale Menschenrechtsorganisationen gehen von mehr als 450 Toten aus. Tausende Menschen wurden festgenommen. (AFP, dpa)

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