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Der Speck muss nicht weg. Mit den Netz-Phänomenen "Dadbod" und "Mombod" werden Körpermakel gefeiert und alle dürfen mitmachen - außer kinderlose Frauen.

© Instagram/@crazytolli

Netz-Trends "Dadbod" und "Mombod": Mamas Monopol auf Makel

Mit dem Begriff "Dadbod" werden Männer gefeiert, die gerne Bier trinken und etwas aus der Form sind. "Mombod" ist das weibliche Äquivalent, das allerdings für Frauenkörper nach Geburten reserviert ist. Ein Kommentar zu einem falschen Mutter-Kult.

Ein Kommentar von Angie Pohlers

Haarige, gewölbte Bäuche, wild wuchernde Bärte und Arme, an denen der Bizeps eine harmonische Beziehung mit einer soliden Fettschicht eingeht: Das Phänomen „Dadbod“, verkürzt für „Dad Body“, beschert den sozialen Medien seit einigen Wochen tonnenweise Fotos von Männern, die keinen Modelwettbewerb gewinnen könnten und genau darauf verdammt stolz sind – spätestens, seit die US-Studentin Mackenzie Pearson den „Dadbod“  auf der Studenten-Website The Odyssey als neues Schönheitsideal anpries. Vor allem junge Frauen könnten der Papi-Plauze kaum widerstehen.

Gestandene Männer haben für das Diktat der aalglatten Werbe-Industrie demnach nur ein abfälliges Lächeln übrig. Lässigkeit und Selbstbewusstsein können nicht erarbeitet werden, schon gar nicht im Fitnessstudio oder beim sorgsamen Trimmen des Drei-Tage-Bartes: Alles eine Frage der Aura, die mit viel Pizza, regelmäßigem Alkoholkonsum und einer gelegentlichen Runde Fußball abgerundet wird. Statt Sixpack am Bauch gibt’s ein Sixpack Dosenbier aus dem Supermarkt. Belegt wird das Ganze mit Strandfotos von prominenten Männern wie Leonardo di Caprio und Jack Nicholson. Ein bisschen aus der Form, ein bisschen verlebt und trotzdem heiß begehrt. Die Netzgemeinde jubelt und tätschelt sich zufrieden die Wampe. Zumindest der männliche Teil.

Kurz nachdem #Dadbod seinen Siegeszug auf Twitter und Instagram begann, kamen die ersten Kritiken auf. Sexistisch sei das Ganze und unterstreiche doch nur, was seit jeher Realität sei: Männer dürfen Bäuche und Falten haben, Frauen müssen makellos schön und straff sein. Pearson, die dem Begriff Ende März zu unerwarteter Aufmerksamkeit verhalf, feiert den Dadbod auch, weil der schwabbelige, haarige Mann den eigenen Körper gleich viel besser aussehen lässt: „Wir wollen dünn aussehen und je gewaltiger der Typ, desto zierlicher fühlen wir uns und desto besser sehen wir auf dem Foto neben euch aus.“

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Unter dem Deckmantel des Papi-Hypes verbirgt sich also vielleicht doch nichts weiter als die Folge eines weiblichen Körperkomplexes, eine fragwürdige Fixierung auf testosterontriefende Männlichkeit, die dem Barbie-Körper keine Konkurrenz macht.

Die weibliche Antwort auf den Bierbauch

Statt genau das klar zu benennen und den Begriff „Dadbod“ auf dem Friedhof der verbrauchten Hastags krepieren zu lassen, folgt nun ein Social-Media-Trend, der fast noch schlimmer ist: Der „Mombod“, Mamas Antwort auf den Bierbauch. Fettrollen und Hüftspeck? Das können wir auch und sogar noch viel besser, riefen weibliche Nutzerinnen in den sozialen Netzwerken – und nahmen den Begriff leider viel zu wörtlich.

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Während jeder Mann - egal ob Anfang 20 oder Ende 50, Familienvater oder nicht – stolz den „Dadbod“ ausführen kann, scheint der „Mombod“ allein Sache von Frauen zu sein, die neues Leben durch ihre Beckenknochen gepresst haben. Das Wunder der Natur haftet noch an Bauch, Haut und Oberschenkeln, wenn der Nachwuchs schon lesen kann – ach was, mitunter ein ganzes Leben lang zeichnen sich die Spuren von Schwangerschaft und Geburt am Körper ab wie Kriegsverletzungen.

Und genauso stellen sich die „Mombod“-Verfechterinnen da: Wie Veteranen pochen sie auf ihre Verdienste an der Gesellschaft, für die sie körperliches Versehren in Kauf genommen haben. Ein fast verstörender Mutter-Kult bricht sich Bahn. "Definitiv nicht mehr so schön wie ich früher war, aber jetzt bin ich etwas Bedeutenderes", schreibt eine Userin. Ebenfalls auf Twitter fragt Valerie Catrow, ob sie nun ihren #Mombod feiern dürfe? "Ihr wisst schon, der Körper, der eine ganze Person wachsen ließ geboren und ernährt hat."

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Mit der Hybris von heiligen Wesen feiern und fotografieren sie hängende Bäuche und Brüste, Dehnungsstreifen an Beinen und im Dekolleté und bestärken sich gegenseitig. Wir lieben unsere Körper, weil sie Großes geleistet haben! "Dadbod ist okay, wichtiger ist aber Mombod, was bedeutet, das wir gebärt haben, dass unsere Körper also sogar mehr gefeiert werden sollten", twitterte eine Userin.

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Der Dadbod? Nichts als das Ergebnis männlicher Faulheit, so scheint es.

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Mütter haben es nicht leicht - aber sie sind nicht allein

Es stimmt: Der weibliche Körper wird immer noch abgestraft, wenn er seinem biologischen Zweck nachkommt. Das kann man nicht oft genug anprangern. Die Schwangerschaftskilos sind nach einem Jahr immer noch nicht runter? Mitleidige Blicke von durchtrainierten Yoga-Mamas. Und nach dem Abstillen gleicht die Oberweite eher einem geplatzten Luftballon? Da kann man ja gleich den Bikini im Garten vergraben. Mütter haben es angesichts der umfassenden Perfektionsansprüche alles andere als leicht - aber sie sind nicht allein. Fettpolster, Cellulites und Puddingarme sind nicht nur die Folge von Schwangerschaften, sondern auch Symptome eines gelebten Lebens: Lange, stressige Tage im Büro, wilde Partys, Faulenzen auf dem Sofa, Vier-Käse-Pizza – alles, was einfach mal dazu gehört und Spaß macht, hinterlässt eben Spuren. Überhaupt: Das Alter macht vor keinem Menschen Halt.

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Der weibliche Körper sollte nicht nur Makel haben dürfen, nachdem er Enormes geleistet hat. Genau das suggeriert der #Mombod-Trend aber durch die ständige Betonung der Mutterrolle. Der „Dadbod“ wird schließlich auch ohne Ansicht seiner Herkunft, also quasi bedingungslos, bewundert und geliebt. Die Einzigen, die vom aktuellen Makel-Fieber nicht profitieren, sind kinderlose Frauen, die ausgerechnet von den „Mombod“-Müttern ausgeschlossen werden. Die Forderung nach Gleichberechtigung hat sich damit selbst ein Bein gestellt.

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